Reservierte Wiesntische in einem Zelt
Bildrechte: BR/Natashe Heuse
Audiobeitrag

Reservierte Wiesntische in einem Zelt

Audiobeitrag
>

Kampf gegen Reservierungswucher beim Oktoberfest

Kampf gegen Reservierungswucher beim Oktoberfest

Mit dem Münchner Oktoberfest wollen viele ein Geschäft machen – auch unseriöse Anbieter. Bei einem Treffen des neuen Wiesnchefs mit den Wirten ging es nun unter anderem um das Vorgehen gegen Wucher bei Tischreservierungen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Schon Monate vor dem Münchner Oktoberfest beginnt der Run auf die Wiesntisch-Reservierungen. Das ruft in regelmäßigen Abständen auch weniger seriöse gewerbliche Anbieter auf den Plan. Diese reservieren Tische und verkaufen die Reservierungen dann auf Online-Portalen für teils völlig überteuerte Preise. Das war nun auch Thema, als der neue Wiesnchef Christian Scharpf (SPD) mit den Wirten zusammenkam.

Wiesnpaket für das Doppelte des Originalpreises

Zuletzt war im Internet das "Wiesnpaket" einer Veranstaltungsagentur aufgefallen: 152 Euro für zwei Bier und ein Hendl, dazu Anteile an einem Brotzeitbrettl, ein Fahrgeschäfte-Chip und ein "Wiesnglupperl" als Souvenir. Käufer hätten dafür also gut das Doppelte des tatsächlichen Werts bezahlen müssen, sagt Scharpf. Die Agentur habe das Angebot mittlerweile aus dem Netz genommen. Man werde mit ihr aber noch einmal Gespräche führen, um ähnliches in Zukunft zu vermeiden.

Immer wieder beauftragen die Wiesnwirte auch Anwaltskanzleien, um gegen den Reservierungswucher vorzugehen. Verbraucherschützer warnen, dass die Kunden für ihr Geld am Ende womöglich gar nichts bekommen könnten. Denn viele Wirte regeln in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) ausdrücklich, dass Reservierungen ungültig sind, wenn sie nicht direkt bei ihnen selbst vorgenommen wurden.

Wirte wollen Reservierungsregeln überprüfen

Im Gespräch mit dem Wiesnchef haben die Wirte nun angekündigt, ihre jeweiligen AGBs noch einmal zu überprüfen und gegebenenfalls nachzuschärfen, wie Scharpf berichtet. Für ihn geht es nicht zuletzt um das Image des Oktoberfestes, wenn unseriöse Anbieter erfolgreich sind: "So etwas macht die Wiesn kaputt und wirft ein schlechtes Licht auf die Wiesn."

Grundsätzlich wird empfohlen, sich für Reservierungen an die Wirte direkt zu wenden. Es seien auch keineswegs schon alle Plätze weg, sagte kürzlich Wiesnwirte-Sprecher Peter Inselkammer im Gespräch mit BR24. Er selbst gehe in seinem Zelt so vor, dass zunächst Stammgäste zum Zug kämen. Danach würden die verbliebenen Plätze freigeschaltet.

Regelmäßig auf Zelt-Homepage schauen

Möglichkeiten gebe es dann eher noch mittags, "aber auch abends – vielleicht nicht an den ganz heißen Tagen am Wochenende, aber es lohnt sich immer, auf die Internetseiten zu schauen". Das sei auch noch länger so, sagte Inselkammer. Schließlich würden immer wieder auch Reservierungen storniert und seien somit wieder verfügbar.

Das Oktoberfest dauert in diesem Jahr vom 20. September bis 5. Oktober. Einige Wochen vor Beginn wird das offizielle Portal "oktoberfest-booking.com" freigeschaltet. Dort kann man Reservierungen, die wider Erwarten nicht genutzt werden können, tauschen oder zum Originalpreis verkaufen. 21 gastronomische Mittel- und Großbetriebe machen mit. Das soll dem Schwarzmarkt das Wasser abgraben.

Diskussion über Reservierungskontingente

Ein Viertel der Plätze in den großen Zelten kann übrigens ohnehin nicht reserviert werden. Am Wochenende und am Feiertag ist bis 15 Uhr sogar die Hälfte aller Sitzplätze von der Reservierung ausgenommen, danach immer noch 35 Prozent. Somit haben dort auch ganz Kurzentschlossene Chancen auf einen Tisch, sofern sie rechtzeitig kommen.

Erfahrungsgemäß nutzen diese Möglichkeit vor allem Gruppen junger Leute, nicht aber Familien. Mittlerweile drängen Wirte darauf, zumindest an den Samstagen mehr Reservierungen zum Beispiel speziell für Einheimische zuzulassen. Auch das sei Thema bei dem Treffen gewesen, sagt Scharpf. Als Nächstes will er das nun mit einem interfraktionellen Arbeitskreis des Stadtrats besprechen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!