Der Medizintechnikhersteller GS Corpuls aus dem oberbayerischen Kaufering hat den Zuschlag des Innenministeriums bekommen, alle rund 800 bayerischen Rettungswagen mit Geräten und Software für das Telenotarztsystem auszustatten. Die Notfallsanitäter vor Ort können dann online mit einem Telenotarzt in Kontakt treten und die Zeit nutzen, bis ein Notarzt persönlich am Unfallort eintrifft.
Medizinische Werte werden live übertragen
Medizinische Werte wie ein EKG oder der Blutdruck des Unfallopfers werden dann live an den Telenotarzt übertragen. Das Rettungspersonal vor Ort kann eine Videokonferenz aufbauen und ist mit einer Bodycam ausgerüstet, über die der Telenotarzt gegebenenfalls auch das Geschehen außerhalb des Rettungswagens verfolgen kann. Aus der Ferne kann dieser dann Anweisungen für die Versorgung von Patienten und die Verabreichung von Medikamenten geben und so die Zeit "überbrücken", bis ein Notarzt physisch am Unfallort eintrifft und die Patientenversorgung übernehmen kann, sagt Dr. Ulf Aschenbrenner vom Rettungsdienst RKT, der den ersten bayerischen Telenotarztstandort in Bogen bei Straubing in Niederbayern betreiben wird.
Oft sei die Präsenz eines Notarztes vor Ort aber auch gar nicht erforderlich. Der Telenotarzt werde dann "die Effizienz des Notarztsystems deutlich verbessern", weil der Notarzt dann nur noch dorthin kommt, wo er tatsächlich gebraucht werde, und "nicht bei Einsätzen gebunden ist, wo er eigentlich physisch überhaupt nicht benötigt wird", sagt Aschenbrenner.
Sieben Telenotärzte für 240 Rettungswagen
Zuerst wird der Dienst ab Ende des Jahres im Rettungsdienstbereich Straubing ausgerollt, wo er bereits im Rahmen eines Pilotprojekts erprobt wurde. Sukzessive sollen dann auch die Rettungsdienstbereiche Regensburg, Oberpfalz-Nord, Landshut, Passau, Ingolstadt, Rosenheim und Traunstein eingebunden und vom Telenotarztstandort Bogen aus versorgt werden, heißt es vom bayerischen Innenministerium. Laut dem ärztlichen Leiter des Standorts, Ulf Aschenbrenner, werden dann sieben Telenotärzte für rund 240 Rettungswagen zur Verfügung stehen.
Zwei weitere Telenotarztstandorte sind geplant
In den kommenden drei Jahren sollen zwei weitere Telenotarztzentralen dazukommen, die dann auch das übrige Bayern abdecken. Die Standorte und Gebietszuschnitte stehen noch nicht fest und werden sich laut dem Innenministerium "aus dem weiteren Projektverlauf" ergeben. Die Firma GS Corpuls kümmert dabei um die Einrichtung der Telenotarztarbeitsplätze an den Standorten, "um die Kommunikationsverbindungen zu den Integrierten Leitstellen und Einsatzkräften", um die technische Einrichtung in den Rettungswagen, und sie schult auch die handelnden Akteure, heißt es in einer Unternehmensmitteilung.
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