Tatortreiniger in einer vermüllten Wohnung
Bildrechte: BR/Iris Tsakiridis
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Kein Job für schwache Nerven: Was erlebt man als Tatortreiniger?

Kein Job für schwache Nerven: Was erlebt man als Tatortreiniger?

Ein Einfamilienhaus voller Müll, Schimmel und Gestank: Kein Entrümpler würde hierher kommen. Doch Daniela und Thomas Aigner schon, denn sie sind Spezialisten für Tatortreinigung und Desinfektion. Wie sie zu dem Job kamen und was er für sie ausmacht.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Das Ehepaar aus Burghausen ist schlank und sportlich. Beide ziehen sich weiße Schutzanzüge an, sowie Handschuhe und Masken. Im Haus riecht es nach Moder, Spinnweben hängen überall. Aus Angst vor Ansteckung hat der alleinstehende Eigentümer seit Corona-Zeiten Kontakte vermieden und alles aufgehoben. Daniela und Thomas Aigner kämpfen sich durch Berge von Pappkartons, Flaschen und Zeitungsstapeln. Thomas Aigner nimmt eine Zeitung in die Hand. Sie stammt vom Oktober 2023. Im Kühlschrank liegt noch Käse von 2022.

Messie-Syndrom: Eine unterschätze Krankheit

Schätzungsweise drei Millionen Menschen in Deutschland leiden am Messie-Syndrom, einer lang unterschätzten Krankheit. Oft bleibt das pathologische Horten unentdeckt. Daniela Aigner und ihr Mann haben immer öfter solche Wohnungsräumungen, denn das Messietum nimmt deutlich zu, berichten Selbsthilfegruppen. Sie führen die Zunahme auch auf die Verunsicherung durch die Corona-Zeit und andere Krisen zurück. "Also, wir haben oft die Fälle auch bei jungen Menschen, wenn du da in die Wohnungen reingehst, das ist irre, da stapelt sich der Müll, menschenhoch, und die schlafen dann in einer Badewanne, weil sie ja keinen Platz haben, weil die Wohnung komplett zugemüllt ist", erzählt Daniela Aigner.

Die Funde in den Wohnungen können verstörend sein: Daniela Aigner erinnert sich an Waffen und Kinderpornografie. Solche Einsätze gehen dann auch an ihr nicht spurlos vorbei.

Tatortreiniger – nichts für schwache Nerven

Dabei sind die beiden einiges gewohnt, denn sie desinfizieren auch Wohnungen von Menschen, die in ihren Wohnungen verstorben sind. Egal ob auf natürliche oder unnatürliche Weise. Die eindrucksvollste Erfahrung war für Thomas Aigner sein allererster Leichenfund. Drei Monate lag der Verstorbene in seiner Wohnung. Längst waren Körperflüssigkeiten ausgetreten. Der Geruch: unvorstellbar stark.

Von der Pflegefachkraft zum Tatortreiniger

Ein eingespieltes Team ist das Ehepaar aus Burghausen. 15 Jahre lang haben sie als Pflegefachkräfte gearbeitet. Später dann machte sich Thomas Aigner mit einem Hausmeisterdienst selbstständig. Den Job des Tatortreinigers machen die beiden, nachdem sie sich zu Desinfektoren haben ausbilden lassen.

Seitdem zählen sie zu den wenigen Tatortreinigern in Bayern. Der Beruf gilt als schwierig und belastend. Darum ergreifen ihn nur wenige. Thomas Aigner sieht das anders: "Der Beruf ist an und für sich sehr spannend. Wir haben ja immer eine andere Situation. Wir kommen immer mit anderen Menschen zusammen, jede Situation ist neu, und das macht es halt so interessant."

Neuanfang im Messie-Haus

Das Messie-Haus müssen Daniela und Thomas Aigner in wenigen Tagen ausräumen und desinfizieren. Der Eigentümer befindet sich derzeit in medizinischer Behandlung und wird wieder hier einziehen. Seine Familie, die auch die Aigners beauftragt haben, werden aber in Zukunft regelmäßiger im Haus vorbeischauen.

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