Über 1.200 Storchenpaare haben dieses Jahr in Bayern gebrütet. Allein im Landkreis Ansbach haben sich heuer 30 Paare neu angesiedelt. In Bayreuth und Regenstauf gibt es Storchen-Kolonien. Denn Störche suchen gern ihre alten Nester auf, wenn sie aus ihrem Winterquartier zurückkehren. Ihren Horst bauen sie auf Schornsteine, Dächer, Masten oder Kirchtürme. Manchmal müssen die Nester aber auch umgesiedelt werden, wie im März in Donauwörth.
Zu viel Regen: Storchenjunge hungern
Durch den starken Dauerregen im Mai und Juni kamen die Jungstörche in Bedrängnis, so der LBV. Die Storchenküken werden, wenn sie ganz klein sind, von ihren Eltern durch deren Flügel gewärmt und vor Regen beschützt. Die Kleinen kriechen dann direkt darunter - sie werden gehudert, erklärt Storchenexpertin Oda Wieding: "Nach drei, vier Wochen sind die Küken so groß wie Hühner, dann passen sie nicht mehr darunter, und dann werden sie nass. Der zweite Altstorch sollte dann zudem nach Futter suchen. Doch wenn das Gefieder nass ist, ist er schwer und der Storch wartet dann darauf, dass der Regen aufhört und fliegt nicht weg." Als Folge bekommen dann nur ein oder zwei Küken genügend Futter in der Wachstumsphase, so Wieding. Bei Mangelernährung wachsen die Federn nicht richtig, es bildet sich ein sogenanntes Hungergefieder.
Und so seien gerade in den Hochwassergebieten in Schwaben, Ober- und Niederbayern und Teilen von Mittelfranken Jungstörche verhungert oder an Unterkühlung gestorben. Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, den es besonders beim Hochwasser betroffen hat, sind bei 90 Prozent der Nester die Storchenküken gestorben. Zum Glück, auch für den Storch, habe es nicht in ganz Bayern so stark und dauernd geregnet.
Der Natur ihren Lauf lassen
Besorgte Bürgerinnen und Bürger fragen sich häufig, warum der LBV nicht eingreift, wenn die Jungstörche unterernährt im Nest sind. Doch das sei sogar verboten, betont Storchexpertin Oda Wieding. Man dürfe Wildtiere nicht einfach aus dem Nest nehmen. Das sei laut Bundesnaturschutzgesetz verboten. In die Pflegestationen waren auch immer wieder Jungvögel gebracht worden, die aus dem Nest gefallen sind, erzählt Oda Wieding.
Allerdings kommen viele Störche, die wegen des Hungergefieders nicht so gut fliegen können, schon allein zurecht. Sie bräuchten einfach mehr Zeit, und beim nächsten Gefiederwechsel bekommen sie dann bessere Schwungfedern. Der Bestand an Störchen ist trotz des nicht einfachen Jahrs stabil. Nun fliegen die Störche zum Überwintern nach Afrika und werden hoffentlich nächstes Frühjahr wieder auf Kaminen und Dächern mit dem Schnabel klappern.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!