Die schwimmende PV-Anlage auf einem Teich der Kläranlage von Eching am Ammersee.
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Die schwimmende PV-Anlage auf einem Teich der Kläranlage von Eching am Ammersee.

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Pilotprojekt: Schwimmende PV-Anlage auf der Kläranlage

Pilotprojekt: Schwimmende PV-Anlage auf der Kläranlage

Auf der Kläranlage von Eching am Ammersee startet ein Pilotprojekt mit einer schwimmenden PV-Anlage. Während der Naturschutz diese kritisch sieht, erhoffen sich Hersteller, Betreiber und der Wirtschaftsminister einen Beitrag zur Energiewende.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Auf einer Schwimmplattform ist ein Gestell installiert, das wie ein kleiner flacher Dachstuhl aussieht. Darauf produzierten 16 Photovoltaikmodule Strom. Im Beisein von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) wurde am vergangenen Samstag der Prototyp zu Wasser gelassen. 50 dieser Blöcke sollen zukünftig auf einem sogenannten Schönungsteich der großen Kläranlage von Eching am Ammersee schwimmen und dort Strom unter anderem für das Klärwerk produzieren.

Um das Projekt hier realisieren zu können, nutzen Hersteller und Betreiber ein Schlupfloch: Der Schönungsteich sei eine technische Anlage und kein künstliches Gewässer, betont Philipp Sinn, Geschäftsführer der Sinnpower GmbH aus dem nahen Gauting, die die Anlage entwickelt hat.

Strenge Auflagen im Wasserwirtschaftsgesetz

Noch gibt es in Deutschland kaum PV-Anlagen auf künstlichen Gewässern – auf natürlichen Wasserflächen sind sie ohnehin verboten. Das Wasserwirtschaftsgesetz schreibt vor, dass auf künstlichen Gewässern maximal 15 Prozent der Wasseroberfläche mit PV bedeckt sein dürfen und dass sie mindestens 40 Meter Abstand zum Ufer halten sollen. Das macht viele Anlagen zum Beispiel auf Kiesweihern in Bayern unrentabel.

Wirtschaftsminister Aiwanger sind diese Auflagen ein Dorn im Auge. Er möchte erreichen, dass der Abstand maximal zehn Meter vom Ufer betragen und die Hälfte der Wasseroberfläche mit PV belegt werden darf. Denn er sieht wie die Initiatoren in Eching große Potentiale auf Baggerseen und Kiesweihern für schwimmende PV-Anlagen in Bayern. Er appelliert deshalb an den Naturschutz, bei diesen Anlagen umzudenken. Er betont, dass sich der Hersteller viele Gedanken für eine umweltfreundliche Bauweise der Schwimmmodule gemacht hat.

Wasservögel können unter den Anlagen in Sicherheit brüten

Philipp Sinn betont, dass die Anlage so entwickelt sei, dass unterhalb der Photovoltaikmodule in den Verspannungen der Anlage Brutflöße für Wasservögel gebaut wurden. Diese haben den großen Vorteil, dass die Vögel dort geschützt vor Feinden wie dem Fuchs oder Ratten brüten können. Auch werde das Wasser so beschattet und heize sich weniger auf – so könnte im Sommer das Algenwachstum begrenzt werden.

Das Bundesamt für Naturschutz untersucht derzeit an Pilotanlagen die mittel- und langfristigen Auswirkungen von schwimmenden Photovoltaik-Anlagen auf Flora und Fauna. Die große Sorge von Naturschutzverbänden wie dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) ist, dass es durch die Anlagen zu einem Verlust an wichtigen Rast- und Nahrungsflächen für Wasservögel kommt. Auch wisse man noch nicht, wie sich das Wasser durch die Anlagen verändere.

Strombedarf für Kieswerke und Kläranlagen decken

Die Pilotanlage entsteht in den nächsten Wochen auf einem der fünf Schönungsteiche der Kläranlage der Wasser- und Abwasserbetriebe Ammersee. Maximilian Bleimaier von dem Unternehmen betont, dass man mit diesen PV-Anlagen den großen Strombedarf für Kläranlagen decken könne. Und Wirtschaftsminister Aiwanger erklärt, dass auch große Kieswerke – gerade im Sommer, wenn es viel Strom aus den PV-Anlagen gebe – den Strom für den Abbau des Kieses dringend benötigten.

Naturschutzbehörden haben Bedenken

Ursprünglich wollten Hersteller und Betreiber alle fünf Schönungsteiche der Kläranlage Eching mit PV-Anlagen bestücken. Diese hätten dann 1,5 MW Leistung gebracht. Doch die Untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt Landsberg am Lech hat bislang nur eine Teilgenehmigung für einen Schönungsteich ausgesprochen – mit deutlich weniger Gesamtleistung.

Das Landratsamt will auf Anfrage des BR keine Stellung beziehen, weil sich die Naturschutzbehörden der Regierung von Oberbayern, des Landkreises und die Betreiber noch in Verhandlungen befinden. Eine Sprecherin betont lediglich, dass es noch keine Genehmigung gebe, sondern lediglich die Zusage einer Teilbaugenehmigung. Landrat und andere Vertreter des Landkreises kamen nicht zur feierlichen Präsentation der PV-Anlage.

Im Audio: Photovoltaik und Naturschutz - Konflikt oder Chance?

Kartierungsprojekt für Photovoltaik. Im Bild Professor Markus Reinke und Studierende an einer Photovoltaik-Fläche
Bildrechte: Hochschule Weihenstephan-Triesdorf via Prof. Reinke
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Studierende an Solaranlage im Lkr. Freising

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