Ein Mann aus Aichach und ein Mann aus Dresden stehen seit dem heutigen Dienstag vor dem Landgericht Augsburg: Sie sollen zusammen mit anderen Personen die Sparkasse Schwaben-Bodensee durch ein komplexes Vorgehen um 100 Millionen Euro betrogen haben. Angeklagt sind die beiden Männer wegen "Computerbetrugs" in fünf Fällen. Ihnen droht eine Freiheitsstrafe zwischen einem und zehn Jahren.
Raffinierte Masche führte zum Erfolg
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatten sich die Angeklagten eine ausgeklügelte Vorgehensweise überlegt, um den Betrug zu organisieren: So soll der 43-jährige Mann aus Aichach im Dezember 2023 eine Lastschriftüberweisung über fünf Millionen Euro an den 55-jährigen Mann aus Sachsen veranlasst haben. Diese wurde laut Anklageschrift am Fälligkeitstag allerdings von der Bank zurückgegeben.
Die Lastschrift wurde als "Buchungsfehler des Kunden" verbucht. Über diesen Weg sei ein wichtiger Schutzmechanismus der Bank umgangen worden, der normalerweise bei hohen Geldbewegungen ab einem Betrag von über einer Million Euro aktiviert wird. Dieser Mechanismus soll eigentlich verhindern, dass ungewöhnlich hohe Transaktionen unbemerkt bleiben.
Geld wurde auf verschiedene Konten verteilt
Die zwei Männer, so vermutet die Anklage, hatten Unterstützung durch mindestens einen bislang unbekannten Täter. Gemeinsam sollen sie mehrere Lastschriften im Gesamtwert von 100,9 Millionen Euro eingezogen haben, indem sie falsche Daten verwendet haben sollen und vorgegeben haben sollen, dass es ein rechtmäßiges Mandat für diese Lastschriften gab. Die Beträge sollen dann auf das Konto des Angeklagten aus Aichach gutgeschrieben worden sein. Der mutmaßliche Täter soll dann das Geld auf sein Privatkonto oder andere, ausländische Firmen transferiert haben. Von der ursprünglichen Schadenssumme sollen 13 Millionen abgehoben worden sein, die der Bank jetzt fehlen. Auf BR-Anfrage wolle die Bank zum laufenden Verfahren keine Auskunft geben. Man betone aber, dass "Kunden unserer Sparkasse kein Schaden entstanden ist".
Anwalt des Aichachers: Mandant will Tat einräumen
Vor Gericht kommt derweil Bewegung in den Fall. Der angeklagte Aichacher will die Tat laut seinem Verteidiger einräumen und die Verantwortung übernehmen. Er sei "das ausführende Organ" gewesen und habe von Anfang an Zweifel gehabt. Nun wolle er einen Schlussstrich ziehen. In den nächsten Verhandlungen werden weitere Zeugen der Bank zu Wort kommen. Der Strafrahmen liegt bei einem bis zehn Jahren Freiheitsstrafe. Anfang August soll ein Urteil fallen.
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