Alles schien schon fertig vorbereitet: Mit der Fusion der beiden Geldhäuser sollte Anfang 2025 mitten im Freistaat eine Sparkasse mit rund zehn Milliarden Euro Bilanzsumme entstehen. Eigentlich standen vor diesem Ziel, das die Bankenlandschaft in Bayern maßgeblich verändert hätte, nur noch zwei Hürden: Die Bankenaufsicht Bafin musste informiert werden und das Kartellamt musste zustimmen. Der Zusammenschluss der beiden Sparkassen sollte Anfang nächsten Jahres wirksam werden.
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Doch am späten Montagabend hat der Kelheimer Stadtrat den Zusammenschluss abgelehnt. Zuerst hatte der Kreistag mit 43:10 Stimmen die Fusion gebilligt. Zuvor hatte der "Donaukurier" berichtet. Die Kreissparkasse Kelheim hatte sich im Vorfeld durch die Fusion eine "nachhaltige Positionierung der Marke Sparkasse in der Region" erhofft. Außerdem verwies ihr Sprecher im Vorfeld auf eine Vielzahl an Herausforderungen – darunter die Regulierung von Banken, Entwicklungen am Zinsmarkt, Cyberkriminalität und den Fachkräftemangel.
Gemischte Reaktionen in Kelheim nach geplatzter Fusion
Nach der gescheiterten Fusion fallen die Reaktionen in Kelheim unterschiedlich aus. Kelheims Landrat Martin Neumeyer (CSU) zeigte sich am Dienstagvormittag (23.07.) enttäuscht. "Wir haben eine Chance verpasst", sagte er im Interview mit dem BR. Er ist der Meinung, dass die Gespräche in der Stadtratssitzung selbst, aber auch im Vorfeld zu emotional geführt worden und von zu viel von Partei- beziehungsweise Fraktionspolitik geprägt gewesen seien.
Neumeyer hatte eine Fusion angestoßen. Er ist Verwaltungsratsvorsitzender der Kreissparkasse Kelheim. Dass durch den Zusammenschluss Regionalität verloren gegangen wäre oder die Kreissparkasse Kelheim als kleinerer Bündnispartner weniger zu sagen gehabt hätte, weist Neumeyer zurück. Als große Aufgaben – auch für die Kreissparkasse Kelheim – sieht er unter anderem die zunehmende Regulierung von Banken, Personalmangel, die Digitalisierung und eine ausreichende Eigenkapitalbasis zur Vergabe höherer Kredite.
Kelheims Bürgermeister bedauert Votum im Stadtrat
Auch Kelheims Erster Bürgermeister Christian Schweiger (CSU) bedauert, dass die Fusion geplatzt ist. Dennoch betont er am Nachmittag (23.07.) im Interview mit dem BR: "Die Kreissparkasse Kelheim hat es bisher geschafft und wird es auch morgen schaffen." Grundsätzlich gehe es darum, sich resilient für die Zukunft aufzustellen. Das sei mit einer Fusion besser möglich. Nach Ansicht Schweigers ist der Fachkräftemangel ein gewichtiger Faktor. Viele der erfahrenen Sparkassen-Mitarbeiter gingen in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Die müsse man ersetzen und das werde man wahrscheinlich nicht schaffen, das wisse man heute schon.
Kelheims Zweiter Bürgermeister stimmte gegen Fusion
Der Zweite Bürgermeister von Kelheim, Dennis Diermeier (Freie Wähler), sieht - anders als sein Bürgermeisterkollege - derzeit keinen Bedarf für eine Fusion. Er hatte bei der Stadtratssitzung gegen den Zusammenschluss gestimmt – auch weil er den Druck mit Blick auf die Regulierung der Banken als nicht so hoch einschätzt.
"Wir haben eine stabile Sparkasse in Kelheim", so Diermeier. Man habe eine gute Größe und man könne örtlich die Entscheidungen treffen, nicht in Ingolstadt. Diermeier hätte sich gewünscht, dass die kommunalen Gremien früher eingebunden worden wären. Gleichzeitig geht er davon aus, dass sich beim Geschäftsstellennetz der Kreissparkasse Kelheim künftig was ändern werde – auch wegen der Digitalisierung. Die Frage sei, was die Kunden in Zukunft bräuchten.
Eichstätts Landrat enttäuscht über geplatzte Fusion
Der Landrat von Eichstätt, Alexander Anetsberger (CSU), äußerte sich enttäuscht über die geplatzte Fusion. Dennoch sei die Entscheidung zu respektieren. "Wir wussten zwar, dass es eng werden könnte, mit so einer deutlichen Ablehnung haben wir allerdings nicht gerechnet", ließ er am Dienstagnachmittag schriftlich mitteilen.
Erleichterung bei Verdi
Werner Katschke, der stellvertretende Ortsvorsitzende der Gewerkschaft Verdi in Kelheim, äußerte sich erleichtert über das Fusions-Aus. Er ist der Meinung, dass die Beschäftigten der Kreissparkasse Kelheim im Falle eines Zusammenschlusses im Nachteil gewesen wären – unter anderem was interne Aufstiegsmöglichkeiten angeht. In den vergangenen Wochen hatten Mitarbeiter der Kreissparkasse Kelheim außerdem befürchtet, sie könnten an andere Standorte innerhalb des geplanten Verbunds versetzt werden und müssten damit längere Arbeitswege in Kauf nehmen. Wie ein Sprecher der Kreissparkasse Ende vergangener Woche auf BR-Anfrage mitteilte, sei den Beschäftigten kommuniziert worden, dass die "Führungskräfte fahren", alle anderen würden im Grundsatz wie gewohnt an den Arbeitsplätzen bleiben. Daneben hatten beide Sparkassen versichert, dass es keine fusionsbedingten Kündigungen geben werde.
Sparkasse Mittelbayern hätte zu größten Sparkassen gezählt
Die neue Sparkasse sollte den Namen "Mittelbayern" tragen und hätte ab dann zu den größten im Freistaat gehört. Sie hätte zwar immer noch deutlich hinter der Stadtsparkasse München mit über 23 Milliarden Euro Bilanzsumme (Stand 31.12.23) gelegen, aber hätte künftig in einer Liga mit den Sparkassen Starnberg Ebersberg, Nürnberg oder Mainfranken Würzburg gespielt.
Sparkassen Ingolstadt Eichstätt und Kelheim "kerngesund"
Matthias Dießl, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, hatte zuvor noch betont, dass die beiden Sparkassen Ingolstadt Eichstätt und Kelheim jeweils "kerngesund" seien: Von der Fusion versprachen sich die beiden Häuser ursprünglich jedoch eine höhere "Schlagkraft", zum Beispiel mehr Leistungsfähigkeit im Kommunalgeschäft und der Wirtschaftsförderung, betont Karl-Heinz Schlamp, stellvertretender Vorstandsvorsitzender Sparkasse Ingolstadt Eichstätt.
So hätte durch die Fusion die langfristige Kreditversorgung der Wirtschaft verbessert werden sollen.
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