Zwei der hungerstreikenden Klimaaktivisten im Berliner Regierungsviertel wollen von Mittwoch an auch keine Flüssigkeiten mehr zu sich nehmen. Mit dem sogenannten trockenen Hungerstreik wollen sie den Druck auf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erhöhen. Das kündigten der aus Regensburg stammende 49-jährige Wolfgang Metzeler-Kick und der 34-jährige Berliner Adrian Lack am Montag bei einer Pressekonferenz in Berlin an.
Aktivisten fordern "Klimaehrlichkeit" von Bundeskanzler Scholz
Metzeler-Kick ist ein Klimaaktivist der sogenannten "Letzten Generation": Er studierte in München technischen Umweltschutz und lebt in Regensburg. Von Scholz fordern die Klimaaktivisten eine nach eigenen Worten "uneingeschränkte Klimaehrlichkeit". Der Kanzler solle eine Regierungserklärung abgeben, in der er eingesteht, dass der Fortbestand der menschlichen Zivilisation durch die Klimakatastrophe extrem gefährdet sei, dass es kein CO2-Restbudget mehr gebe, weil bereits jetzt Hunderte Gigatonnen davon zu viel in der Luft seien, und dass deshalb jetzt radikal umgesteuert werden müsse.
Regensburger seit März im Hungerstreik
Der Ingenieur Metzeler-Kick, der sich mit dieser Forderung bereits seit dem 7. März im Hungerstreik befindet. Seit Wochen campieren die hungerstreikenden Klimaaktivisten in Zelten im Berliner Invalidenpark neben dem Bundeswirtschaftsministerium. Begonnen hatte mit der Aktion vor 89 Tagen Wolfgang Metzeler-Kick, die anderen folgten nach und nach.
Aktivisten unter medizinischer Betreuung
Betreut werden sie von einem medizinischen Support-Team aus Ärztinnen und Krankenschwestern. Zwei Personen mussten den Hungerstreik aus gesundheitlichen Gründen abbrechen, aktuell verweigern noch vier Aktivisten die Nahrungsaufnahme. Um bleibende Schäden zu verhindern, nehmen die Hungerstreikenden täglich wenige Gramm Kohlenhydrate, Vitamine und Elektrolyte in Form von Säften und Brausetabletten zu sich. Mit Beginn des trockenen Hungerstreiks wollen Metzeler-Kick und Lack auch nichts mehr trinken.
Kanzler Scholz fordert Aktivisten auf, Aktion zu beenden
Bundeskanzler Scholz hatte die Klimaaktivisten wiederholt aufgefordert, die Aktion zu beenden. Gewalt gegen sich selbst sei nicht gut für die Demokratie. Einen direkten Draht in das Kanzleramt gibt es nach Angaben der Aktivisten aber bislang nicht.
Protestforscher rät von weiterem Hungerstreik ab
Auch der Berliner Protestforscher Dieter Rucht riet in der "tageszeitung" von einem weiteren Hungerstreik ab. Er respektiere zwar, dass die Leute das tun und aufrichtig handelten. "Doch der bescheidene Effekt, der durch den Hungerstreik erreicht werden könnte, steht in keinem Verhältnis zu der drastischen Aktion und den möglichen Konsequenzen für die Aktivistinnen und Aktivisten", sagte der emeritierte Professor vom Wissenschaftszentrum Berlin und an der Freien Universität (FU) Berlin.
Letzte Generation verweist auf Hochwasser in Süddeutschland
Eine Sprecherin der Kampagne verwies auf die aktuelle Flutkatastrophe in Süddeutschland: "Uns droht ein ganzes Jahrhundert voller Hochwasser, Dürren und anderer Katastrophen", warnte sie. Menschen verlören ihr Hab und Gut, einige sogar ihr Leben, Tausende Menschen müssten evakuiert werden: "Klimaehrlichkeit wäre hier ein erster Schritt."
Am Montag versammelten sich in Regensburg mehrere Aktivistinnen und Aktivisten der sogenannten Letzten Generation zu einer Mahnwache an der Steinernen Brücke, um auf einen Zusammenhang zwischen Klimawandel und Hochwasser aufmerksam zu machen. Dabei hängten die Aktivistinnen und Aktivisten Schilder an der Steinernen Brücke auf, unter anderem mit Aufschriften wie "Jahrhundert voller Hochwasser" oder "Klimakatastrophe" mit aufgezeichneten Pfeilen, die auf das Hochwasser der Donau zeigten. Aus Sicht der Aktivisten ist das aktuelle Hochwasser ein "Vorgeschmack auf die Klimakrise entlang der Donau". Mit Blick auf die Europawahl forderten die Aktivisten die Wählerinnen und Wähler auf, eine Partei zu wählen, die die Klimakatastrophe ernstnehme.
Mit Material des Evangelischen Pressediensts (epd)
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