04.06.2024, Bayern, Passau: Teile der Altstadt sind vom Hochwasser der Donau überflutet. In Bayern herrscht nach heftigen Regenfällen vielerorts weiter Land unter. Foto: Armin Weigel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Hochwasser in Bayern - Passau

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Hochwasser in Bayern: Lage in Passau spitzt sich zu

Hochwasser in Bayern: Lage in Passau spitzt sich zu

Während im Hochwassergebiet mancherorts das Aufräumen beginnt, bangen andere noch. In Günzburg und in Regensburg wurden Häuser evakuiert. In Passau wurden Teile der Altstadt überflutet. Inzwischen ist ein drittes Todesopfer in Bayern zu beklagen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Dieser Artikel fasst den Stand der Hochwasserlage am Nachmittag des 4. Juni zusammen. Die aktuellsten Entwicklungen finden Sie in unserem Hochwasser-Ticker.

Die Scheitelwelle der Donau bewegt sich weiter ostwärts. Neuburg und Ingolstadt hat sie bereits passiert. In Passau wurde inzwischen der Katastrophenfall ausgerufen. Teile der Altstadt wurden überflutet. Für die Donau werde im Laufe des Nachmittags ein Pegelstand von rund zehn Metern erwartet, teilte ein Sprecher der Stadt mit. Aktuell betrage der Pegelstand 9,97 Meter.

Relativ zeitgleich werde aber auch der Scheitel des Inns die Dreiflüssestadt erreichen, hieß es. Aufgrund des Starkregens am Montag rechnet die Stadt dort mit einem Pegelstand von mehr als sieben Metern.

Passauer Altstadt geräumt

Die Altstadt, die wie eine Insel zwischen Donau und Inn liegt, ist seit Montag für den Autoverkehr gesperrt, eine Tiefgarage wurde geräumt.

Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD), hatte die Bürger in einem Instagram-Appell aufgerufen, das Hochwassergebiet zu meiden. "Die Altstadt und die betroffenen Straßenabschnitte sind kein Abenteuerspielplatz".

Problematisch ist die Situation auch in Regensburg. Hier ist der Boden durch den hohen Grundwasserstand so aufgeweicht, dass Schutzwände den Halt verlieren könnten. Die Donau-nahen Häuser in der Werftstraße wurden deshalb bereits evakuiert. Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) erklärte, man habe eine andere Situation als zum Beispiel 2013. "Der Druck auf die Dämme bei einem schwankenden Untergrund" sei kritisch.

Video: Die Lage in Passau am Nachmittag

Drei Flüsse - eine Wasserfläche: Passau am Mittwoch
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Drei Flüsse - eine Wasserfläche: Passau am Mittwoch

Bayernkarte: Aktuelle Pegelstände in Bayern

Lage in Schwaben weiter angespannt

In Günzburg war am Morgen sogar schon eine zweite Scheitelwelle angekommen. Die Günzburger Unterstadt war deshalb vorsichtshalber noch am Montagabend geräumt worden – laut Landrat Hans Reichhart (CSU) habe man eine Hauruck-Aktion organisiert, um auch mithilfe der Bundeswehr den bereits nach draußen geräumten Sperrmüll einzusammeln, bevor neue Überschwemmungen den Unrat weiter verteilen.

Ernst ist die Situation auch im Landkreis Donau-Ries. Laut Kreisbrandrat Heinz Mayr werden im gesamten Landkreis keine Deiche mehr verteidigt. "Das wäre ein Himmelfahrtskommando für die Rettungskräfte", so Mayr. Der Grund: Viele Deiche seien jetzt durchgeweicht, Arbeiten an einem Damm könnten ihn in Schwingungen versetzen und instabil machen. Deshalb ruft Mayr die Bevölkerung dringend dazu auf, sich von den Dämmen fernzuhalten. Die Lage in Auchsesheim ist besonders kritisch. Das Wasser steht am Behelfsdamm, eine Art zweite Verteidigungslinie direkt am Dorf. Es drückt teilweise hindurch. Rettungskräfte versuchen, das Wasser abzupumpen.

Video: Aufräumen in Oberbayern und Schwaben

Auch diese Waschmaschine: durch das Hochwasser unbrauchbar geworden
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Auch diese Waschmaschine: durch das Hochwasser unbrauchbar geworden

Polizei meldet drittes Todesopfer durch Hochwasser in Bayern

Die Zahl der bekannten Todesopfer infolge des Hochwassers in Bayern ist laut Polizei auf drei gestiegen. Wie die Beamten mitteilten, rutschte eine Frau am Montag in Markt Rettenbach im Landkreis Unterallgäu mit ihrem Auto von einer Straße ins Wasser. Sie wurde später leblos geborgen. Ein Arzt habe nur noch den Tod der 57-Jährigen feststellen können.

Die Frau war nach ersten Ermittlungen auf einer überfluteten Staatsstraße bei Markt Rettenbach unterwegs, nachdem sie eine Absperrung ignoriert hatte. Zuvor hatten Behörden zwei Tote infolge des Hochwassers in Bayern gemeldet. Im oberbayerischen Schrobenhausen starb eine 43-Jährige am Wochenende im Keller eines überfluteten Hauses. Am Sonntagmorgen war in Pfaffenhofen an der Ilm zudem ein Feuerwehrmann tot geborgen worden, der bei einer Rettungsaktion ums Leben kam. Ein weiterer Feuerwehrmann in Schwaben gilt weiter als vermisst - nach ihm wird gesucht.

Mehrere Menschen vermisst

Der Feuerwehrmann ist kein Einzelfall. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte, die Zahl der Vermissten habe am Dienstagmorgen bei sieben gelegen, im Laufe des Vormittags bei fünf, am frühen Nachmittag dann bei sechs.

Die Lage sei "extrem volatil", so der Sprecher. Unter den Vermissten könnten demnach auch Menschen sein, die sich inzwischen bei den Behörden vor Ort zwar gemeldet haben, deren Meldung aber bislang nicht ans Lagezentrum in München weitergegeben wurde.

Hochwasser-Lage in und um Rosenheim entspannt sich

In und um Rosenheim entspannt sich unterdessen die Lage. Die Meldestufe eins sei inzwischen "flächendeckend unterschritten", teilte der Landkreis Rosenheim am Vormittag mit. Nur an zwei Stellen – in Feldolling an der Mangfall und in Wasserburg am Inn – lagen die Werte noch über der ersten Meldestufe. Das Landratsamt meldete "aktuell noch rund 350 offene Einsatzstellen". Dabei lag der Schwerpunkt der Aufräumarbeiten in der Gemeinde Raubling.

Fast alle Menschen, die ihre Häuser verlassen mussten, konnten laut der Mitteilung zurückkehren. Das galt nach Angaben einer Sprecherin des Landratsamtes auch für die 50 Menschen, die sicherheitshalber evakuiert wurden, nachdem Teile der bei Wanderern beliebten Burg Falkenstein abgerutscht waren. Die Schäden an der um 1300 erbauten Burg, die Teil des Denkmalkomplexes Petersberg mit der romanischen Peterskirche ist, wurden am Dienstag begutachtet.

Manchinger Ortsteil bleibt weiter evakuiert

Im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen bleibt der Manchinger Ortsteil Lindach wegen des Hochwassers weiter evakuiert. Mehrere benachbarte Orte seien hingegen erfolgreich gegen die Flut geschützt worden, berichtete die Kreisbehörde am Dienstag. Die Dämme dort würden aber weiterhin kontrolliert. Bürger aus zuvor evakuierten Gemeindeteilen, die in ihre Häuser zurückwollen, sollten dies mit ihren örtlichen Feuerwehren abklären, teilte das Landratsamt mit.

Die Staatsstraße Manching - Kösching zwischen Manching und Großmehring ist beidseitig gesperrt. Die Autobahnen 8 und 9 in Oberbayern sind dagegen wieder frei. Bei einzelnen Zugverbindungen kommt es weiter zu Behinderungen und Ausfällen.

Im Audio: Hochwasser in Bayern - Mancherorts beginnt das Aufräumen, andere Orte bangen noch

Der Eiserne Steg in Regensburg am Dienstagmittag.
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Der Eiserne Steg in Regensburg am Dienstagmittag.

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