Wer ein Problem mit dem Herz hat, muss möglicherweise an einem Linkskathedermessplatz untersucht werden. So ein Gerät kostet an die fünf Millionen Euro - aber das ist noch längst nicht alles: Um es bedienen zu können, braucht es sehr gut ausgebildetes Fachpersonal. Außerdem müssen genügend Patienten kommen, sonst wird es mit der Abrechnung schwierig. Das alles ist im Nördlinger Krankenhaus vorhanden. Deshalb sollen künftig auch Patienten aus dem Landkreis Dillingen bei speziellen Herzerkrankungen dort behandelt werden.
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Als "Gewinn für die medizinische Versorgung der Menschen in der Region" bezeichnet das Landrat Markus Müller (Freie Wähler). Die Kooperation sei, da sind sich alle Verantwortlichen bei einer Pressekonferenz am Dienstagmittag im Dillinger Landratsamt einig, ein Gewinn für beide Landkreise und ihre Krankenhäuser.
Kooperation als "echter medizinischer Mehrwert"
Nach der Erstbehandlung in Nördlingen können die Patienten aus dem Landkreis Dillingen auf Wunsch wieder in eines der beiden Krankenhäuser dort zurückverlegt werden. Die Ärzte untereinander stünden in engem Austausch, betont Kardiologie-Professor Bernhard Kuch aus Nördlingen. Ärzte aus Dillingen können künftig zu Hospitationen ins Nördlinger Krankenhaus kommen, um anschließend den kardiologischen Bereich auch in den Häusern in Dillingen zu stärken.
Außerdem tausche man Diagnosen und Befunde aus, könne sich so möglicherweise auch den ein oder anderen Patiententransport sparen. "Wir schaffen hier effiziente und schlanke Strukturen, um den Menschen in der Region eine bessere medizinische Versorgung zu bieten", fasst der Geschäftsführer der Donau-Ries Kliniken, Jürgen Busse, das Vorhaben zusammen. Diese Kooperation bringe den Menschen einen echten medizinischen Mehrwert, davon ist der Dillinger Landrat Markus Müller überzeugt.
Zu wenig Patienten für teure Geräte
Ursprünglich gab es auch im Landkreis Dillingen einen Linkskathedermessplatz, und zwar am Wertinger Krankenhaus. Weil zuletzt aber immer weniger Patienten dort behandelt wurden, wurde dieser abgeschafft. Zunächst wollte man dann für das Dillinger Krankenhaus ein solches Gerät anschaffen. Diese Investition kostet allerdings an die fünf Millionen Euro. "Und was bringt die Hardware, wenn die Software fehlt" wirft der Dillinger Landrat Markus Müller ein.
Zur Bedienung eines solchen Geräts und einer fachgerechten Behandlung der Patienten braucht man gut ausgebildetes Personal. Acht bis zehn Jahre lang brauche es, so der Nördlinger Kardiologe, bis ein Arzt nach dem Studium fähig sei, an dieser Stelle zu arbeiten. Außerdem müsse man dafür geeignet sein. Von zehn jungen Ärzten seien das ein oder zwei, berichtet Professor Kuch. Der Herzkathedermessplatz in Nördlingen ist seit 2011 in Betrieb. Seitdem arbeite Kuch daran, sein Team aufzubauen. Diese Zeit hat man in Dillingen nicht mehr. Deshalb hat man sich für die Kooperation mit Nördlingen entschieden.
Kooperation bringt Mehrwert für beide Landkreise
Davon profitierten beide Landkreise, betont auch der Donau-Rieser Landrat Stefan Rößle: In Nördlingen wolle man Ende 2024 einen zweiten solchen Messplatz in Betrieb nehmen, auch um den Mitarbeitern etwas flexiblere Abläufe ermöglichen zu können. Dafür brauche man aber um die 2.000 Patienten, derzeit behandle man etwa 1.600.
Natürlich sei das auch eine Herausforderung für das Personal am Nördlinger Krankenhaus, da die Behandlung dieser vielen Patienten rund um die Uhr an 365 Tagen sichergestellt werden müsse. Professor Kuch schätzt sich glücklich, da er auf sein zuverlässiges Team zählen zu können. Mit dem zweiten Messplatz, so hofft er, würden dann auch die Arbeitszeiten wieder erträglicher. Momentan müssten sie oft bis spätabends Untersuchungen durchführen, um alle Patienten versorgen zu können.
Maßnahmen sollen Defizit an Dillinger Krankenhäusern senken
In den Dillinger Krankenhäusern ist man derzeit dabei, ein umfassendes Medizinkonzept umzusetzen. Erst kürzlich war eine ähnliche Kooperation mit den Bezirkskliniken in Günzburg vereinbart worden. Die Krankenhäuser in Dillingen haben mit einem hohen Defizit von derzeit mindestens 15 Millionen Euro zu kämpfen. Das muss reduziert werden, um beide Häuser zu erhalten.
Man versucht deshalb, Doppelstrukturen abzuschaffen und so effizienter zu arbeiten. Die Kooperation mit den Donau-Ries Kliniken soll ein weiterer Schritt zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, vor allem aber zum Erhalt der medizinischen Versorgung der Menschen in der Region sein.
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