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Ist die Erderwärmung noch aufzuhalten?

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Klimaschutz: Wissenschaftler rufen Politik zum Handeln auf

Klimaschutz: Wissenschaftler rufen Politik zum Handeln auf

Zur ersten Sitzung des neuen Bundestags richten Wissenschaftler einen dringenden Appell an die Politik: Das Klima-Problem müsse mehr Beachtung finden. Forschende der Universität Bayreuth haben die Aktion initiiert.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Fast 14.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Deutschland haben sich dem Appell einer Gruppe aus Bayreuth angeschlossen, der die Politik eindringlich dazu auffordert, mehr für den Klima- und Umweltschutz zu tun. Pünktlich zur konstituierenden Sitzung des neuen Parlaments wurden Abgeordnete aller Fraktionen eingeladen, ein Exemplar der Unterschriftenliste entgegenzunehmen. Das soll dem Anliegen der "Scientists for Future" Gewicht verleihen: Klimaschutz dürfe in der neuen Legislatur nicht unter den Tisch fallen.

Wissenschaftler appellieren an Politik

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schreiben in ihrem Appell, dass sie in großer Sorge sind. Erderwärmung und der Verlust von Artenvielfalt seien mittelfristig die größte Bedrohung für Sicherheit und Wohlstand. Dennoch hätten diese Themen im Wahlkampf fast keine Rolle gespielt. Unterschrieben haben fächerübergreifend Forschende aus ganz Deutschland – zum Beispiel vom Alfred-Wegener-Institut, der Berliner Charité oder dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.

Der Appell sei ein Handlungsappell, schreiben die Bayreuther Initiatoren dem BR. Politikerinnen und Politiker müssten ihrer Verantwortung gerecht werden und heute damit beginnen, eine zukunftsorientierte und konstruktive Klimapolitik zu betreiben. "Die Klimakrise löst sich nicht, indem wir sie ignorieren."

Wissenschaftliche Fakten als Grundlage für Entscheidungen

Dabei erläutern die "Scientists for Future" konkret, welche Maßnahmen sie aus wissenschaftlicher Perspektive für sinnvoll halten: Fossile Brennstoffe müssten noch stärker durch Windkraft und Photovoltaik ersetzt werden. Auch Energiespeicher, Wärmepumpen, Elektromotoren und grüner Wasserstoff seien wichtige Schlüsseltechnologien. Kernfusion oder E-Fuels hingegen würden keinen relevanten Beitrag leisten können, um die deutschen Klimaziele zu erreichen.

Entscheidend sei dabei auch eine sozial verträgliche Umsetzung von Klimaschutz. Förderungen wie die E-Auto-Prämie dürften nicht mehr vor allem Vermögenden und Besserverdienenden zugutekommen.

Klimaforscherin Pongratz: Nichtstun ist gefährlich

Auch Julia Pongratz, renommierte Klimawissenschaftlerin an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, hat den Appell unterschrieben: "Wir müssen ganz klar benennen, dass das Klimaproblem eines der massivsten ist, das wir derzeit auf der Welt haben." Dabei gehe es nicht darum, andere Krisen wie Armut und Krieg wegzudiskutieren. Aber viele Probleme wie Unterernährung oder Migration seien direkt mit der Erderwärmung verknüpft. "Und dafür bekommt der Klimaschutz derzeit wirklich nicht die angemessene Aufmerksamkeit", sagt Pongratz.

Die Geographin betont auch, dass es unmöglich sei, die aktuell noch komfortable Lebenssituation in Deutschland durch Nichtstun aufrechtzuerhalten. Ohne Klimaschutz würden massive Schäden und Kosten entstehen. "Wir haben gar nicht die Alternative, die Welt so zu behalten, wie sie ist, wenn wir keinen Klimaschutz betreiben." Zudem könnte das Thema besser kommuniziert werden, sagt Pongratz. Klimaschutz müsse nicht Verzicht bedeuten, sondern sei wirtschaftlich sinnvoll – und ermögliche für jeden Einzelnen eine gesunde Lebensweise.

Merz will sich als Kanzler der umweltpolitischen Verantwortung stellen

Union und SPD haben sich in ihrem Sondierungspapier für eine neue Bundesregierung zu den Klimazielen bekannt. "Wir wollen Klimaschutz, soziale Ausgewogenheit und wirtschaftliches Wachstum pragmatisch und unbürokratisch zusammenbringen", heißt es in dem Dokument. Konkrete Schritte, um dorthin zu kommen, werden aber nicht genannt. Und dass ein Teil des vereinbarten 500-Milliarden Sondervermögens dem Klimaschutz zugutekommt – das mussten erst die Grünen aushandeln.

CDU-Chef Friedrich Merz sicherte später zu: Wenn er Kanzler werde, wolle er sich "der umweltpolitischen Verantwortung" stellen. Der Appell der "Scientists for Future" soll den Druck erhöhen, dass er das auch wirklich tut.

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