Überall in Wassertrüdingen wird gebaut, geschraubt, gebaggert – die Stadt will wachsen, Platz schaffen für ihre Neubürger. Gut 500 mehr sind es in den vergangenen fünf Jahren geworden. Jetzt liegt die Einwohnerzahl bei mehr als 6.400. Ein rasantes Wachstum seit 2018.
Landesgartenschau macht Wassertrüdingen attraktiv
Noch vor einigen Jahren seien die Bauplätze wie Sauerbier angeboten worden und niemand habe sie gewollt, erinnert sich Wassertrüdingens Erster Bürgermeister, Stefan Ultsch (SPD). Dann fand 2019 die Bayerische Landesgartenschau in Wassertrüdingen statt, was ein absoluter Erfolg gewesen sei. "Wir wurden medienweit überall vermarktet, vielleicht war das so der Schlüssel zu dem Ganzen. Denn seitdem sind die Bauplätze in allen Bereichen komplett weg gegangen", sagt Ultsch.
Neue Naherholungsgebiete und beliebtes Ausflugsziel
Bis 2018 hatte die Stadt mit vielen Leerständen zu kämpfen, trotz attraktiver Arbeitgeber in und um Wassertrüdingen. Die Gemeinde wirkte beinah verschlafen, bis sie den Zuschlag für die Landesgartenschau bekommen hatte. Ein Megaprojekt, bei dem neue Naherholungsgebiete geschaffen wurden. Etwa der Zugang zur Wörnitz oder der goldene Weihersteig – auch heute noch ein beliebtes Ausflugsziel für Menschen in der Region rund um den Hesselberg.
Bauboom: Von Friedhofsfläche zu Bauland
Seit dem ist der Bauboom ausgebrochen. Etwa die Flächen am Friedhof: Ursprünglich sollten sie als Erweiterungsmöglichkeit für mehr Gräber dienen. Da aber mehr Urnenbestattungen gefragt sind, hat die Gemeinde diese kurzerhand zu Bauland umgewidmet. Doch jetzt steht die Kommune vor einem Problem: Sie kann nicht in alle Richtungen wachsen, braucht aber mehr Wohnraum.
Infrastruktur muss mitwachsen
In Richtung Süden begrenzt die Wörnitz mit den Wörtnitzauen, die als Überflutungsgebiet gilt, das Wachstum, sagt Wassertrüdingens Stadtplaner André Schultz. Nach Westen liegt die Gemeindegrenze in Richtung Röckingen und im Osten verlaufe die Bahnstrecke, beziehungsweise der Lentersheimer Mühlbach, erklärt Schultz weiter. Es gebe also nur noch begrenzt flächige Wachstumsmöglichkeiten. Zudem müsse mit jeder Erweiterung auch die Infrastruktur mitwachsen – Kindergärten, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten. Aktuell wird ein Busbahnhof gebaut, damit Wassertrüdingen für Pendler und Touristen besser erreichbar ist. Im Winter soll die seit 30 Jahren still gelegte Bahnlinie reaktiviert werden.
Wohnungsmangel als Standortnachteil für Firmen
Wohnungen müssen her, auch weil die Unternehmen dem Rathauschef sprichwörtlich Dampf machen. Der ortsansässige Automobilzulieferer etwa beschäftigt 110 Mitarbeiter. Neue Stellen sind ausgeschrieben, außerdem fangen im September fünf neue Azubis ihre Lehre an. Wohnungsmangel sei da ein Standortnachteil. Gerade die Themen Fachkräfte und damit einhergehend Wohnraum beschäftigen Geschäftsführer Frank Dommel. "Es ist für uns schwierig hier in der Region einen Mitarbeiter zu finden. Es ist ein Hauen und Stechen, denn es gibt um uns herum in Wassertrüdingen genügend interessante Firmen und mit denen stehen wir in Konkurrenz", sagt Dommel.
Der Luxus des Wachsens sorgt inzwischen sogar schon für Streit in Wassertrüdingen: denn 100 sozial geförderte Wohnungen sollen demnächst gebaut werden – doch vor den großen Einfamilienhäusern will man die offenbar nicht haben.
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