Eine junge Frau im Auto
Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst | Jens Kalaene
Bildbeitrag

Eine junge Frau im Auto

Bildbeitrag
>

Kommt nach der Flugscham jetzt die Autoscham?

Kommt nach der Flugscham jetzt die Autoscham?

Sollte man sich für sein Auto schämen? Junge Städter hinterfragen das Autofahren heutzutage - aber wie ist es in den ländlichen Regionen? Ist das Auto noch das große Symbol der Freiheit?

Über dieses Thema berichtet: Münchner Runde am .

Ist das Auto noch das große Symbol der Freiheit? Lange galten Autos - ebenso wie Fernreisen - als Statussymbol. Nachdem jedoch der Begriff der "Flugscham" in den vergangenen Jahren Furore machte, sprechen Verkehrsforscher nun auch von Autoscham. Ein neuer Trend? Hier zeigt sich auch mit Blick auf Stadt und Land ein unterschiedliches Bild.

Autos: Die Nachfrage ist ungebremst

"Also ich und meine Freunde sind große Autofans", sagt Luis, 19, Student aus dem Münchner Nobelviertel Lehel. Die Begeisterung für PS und schöne Schlitten teilt der junge Münchner mit Johann Dengler. Dengler leitet seit 25 Jahren ein Autohaus im ländlichen Wendelskirchen. Er selbst fährt gern Cabrio. Aber teilt die junge Generation seine Leidenschaft? Er beobachte keinen Unterschied, was die Nachfrage an Autos angehe, denn, "die jungen Leute sind ja darauf angewiesen, die wollen ja auch unabhängig sein", so Dengler. Auch wenn die Kosten nicht weniger würden, so der Kfz-Meister, so beobachtet er doch eine ungebremste Nachfrage. Einzig, wer zum Studieren in die Ballungsräume zöge, bekäme das Auto dann erst später.

Ein gewisser Pragmatismus schwingt da mit und die jungen Studentinnen und Studenten, die häufig beide Seiten kennen, bestätigen das Bild: "Ich finde, man darf auch pragmatisch sein", sagt etwa Nikolas, 29, Doktorand an der LMU. Für ihn ist der große Treiber des CO₂-Ausstoßes die Industrie. "Und ob man sich da als Individuum so zurücknehmen muss, bleibt jedem selber überlassen." Minimalen Scham verspürt er dennoch, erzählt er.

"Ich denke, dass es weniger Autos braucht"

Auch Nele, 26, macht sich Gedanken über das Thema. "Seit ich 17 bin, fahre ich selbst Auto, dementsprechend weiß ich, wie das ist, wenn man drauf angewiesen ist. Gleichzeitig denke ich, dass es weniger Autos braucht, besonders in der Innenstadt. Sie diskutiert viel mit ihren Freunden über das Thema und überlegt selbst, ganz auf ihr Auto zu verzichten.

"Wenn Scham dafür sorgt, dass man sein Verhalten verändert, dann ist es natürlich was Positives", sagt Verkehrswende-Aktivistin Katja Diehl. Doch auch sie plädiert für Pragmatismus: "Wenn jemand ein Auto braucht, zum Beispiel, weil er eine Behinderung hat, diese Menschen möchte ich nicht beschämt wissen", so Diehl.

Führerschein bedeutet nicht gleich Freiheit

Fest steht: Die neue Generation der Autofahrerinnen und Autofahrer macht ihren Führerschein immer später. Das hat jedoch nicht unbedingt mit dem Verlust des Statussymbols Privat-PKW zu tun, sondern damit, dass immer mehr Menschen durch die Prüfung fallen und Führerscheine zudem immer teurer werden. Die große Freiheit? Zu Stress und steigenden Kosten gesellen sich Staus sowie eine immer komplexere Verkehrssituation. Der Wald aus Verkehrsschildern wächst und wächst seit Jahren ungebremst. In Deutschland steht durchschnittlich alle 28 Meter eines der teilweise komplexen Verkehrsschilder.

Tuning ist zum Nischenhobby geworden

Auch wenn Fahrassistenz-Systeme bei der Bewältigung der Herausforderungen helfen - leichter wird das Autofahren dadurch nicht unbedingt. Dafür sorgen nicht zuletzt die komplizierten Bordcomputer. Auch Tüftlern und Tunern wurde der Spaß genommen - Tuning ist Kfz-Meister Johann Dengler zufolge zum Nischenhobby geworden. Es ist jetzt Beschäftigung einer kleinen, exklusiven Autotuner-Szene und kein Breitensport mehr, wie es früher in ländlichen Regionen noch üblich war. Denn mittlerweile sind viele entsprechende Modelle bereits ab Werk tiefergelegt und mit entsprechenden Felgen ausgestattet.

Es wird also weiterhin viel Auto gefahren, auch bei den jüngeren Generationen, wo es aber häufig eher Mittel zum Zweck zu sein scheint. Denn letztlich haben viele von ihnen keine Wahl, "sie sind autoabhängig", sagt Katja Diehl. Anders als bei dem jungen Münchner, für den PS unter der Motorhaube mit Spaß und Prestige verbunden sind, sind Privat-PKW im ländlichen Raum häufig die einzige Möglichkeit der Fortbewegung. Das ist Diehl zufolge jedoch keine Freiheit im eigentlichen Sinne. Und dafür sollte sich dann auch niemand schämen müssen.

Im Video: Münchner Runde zur Krise in der Autoindustrie

Er hat angesichts der enormen Herausforderungen, mit denen die Automobilindustrie konfrontiert ist, von der Politik mehr Planungssicherheit gefordert.
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2024
Videobeitrag

Florian Huettl (CEO von Opel) war zu Gast in der Münchner Runde.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!