Die Begeisterung für die Berge ist Lisa sofort anzumerken. Sie schwärmt davon, dass das Bergsteigen und das Leben viele Parallelen haben: eigene Grenzen verschieben und Verantwortung für sich und andere übernehmen. Das stellt sie sich sehr erfüllend vor. Aus dieser Passion möchte sie gerne einen Beruf machen und Bergführerin werden.
Lisa kommt aus Norddeutschland und ist nach der Schule wegen ihre Bergleidenschaft in die Nähe der Alpen gezogen. Sie geht gerne Klettern, oder bestreitet Hochtouren und hat bereits einige Kurse absolviert. Doch könnte sie die Eignungsfeststellungsprüfung bestehen?
Evaluation Camp bietet Möglichkeit, sich auszuprobieren
Das jährlich stattfindende Evaluation Camp #becomingguide des Verbandes Deutscher Berg- und Skiführer bietet eine Möglichkeit, um das herauszufinden. Bergführer Hans Hocke leitet das Evaluation-Camp. Er liebt seinen Beruf. Und den möchte er jungen Menschen gerne vermitteln. Gleichzeitig schaut er auf die alpinistischen Fähigkeiten, die die Probanden mitbringen: "Es geht los bei der Routenplanung und Einstiegsfindung am Felsen, aber auch um effizientes Vorgehen beispielsweise beim Einrichten eines Standplatzes und natürlich eine gute Kletterfähigkeit." Das können die Camp-Teilnehmenden in den Klettergärten von Arco direkt ausprobieren.
Klettern im siebten Schwierigkeitsgrad
An der Parete San Paolo klettern sie die Via Concordia mit sieben Seillängen bis zum siebten Schwierigkeitsgrad. Die 260 Meter hohe Felswand ist an einigen Stellen kniffelig und vor allem feucht. Einige der Teilnehmer kommen daher kräftig ins Schwitzen. Bergführerin Monika Hümmer begleitet eine der Gruppen und gibt immer wieder Tipps. Sie hat selbst erst vor zwei Jahren die Ausbildung abgeschlossen und arbeitet nun als hauptberufliche Bergführerin in der Region um das Wettersteingebirge und darüber hinaus. Sie empfiehlt allen Interessierten, möglichst viel Erfahrung in den Bergen zu sammeln und sich dann für den Eignungsfeststellungstest anzumelden.
Werben um Nachwuchs
Insgesamt 16 bergbegeisterte Frauen und Männer stellen sich ein ganzes Wochenende den Aufgaben für angehende Bergführerinnen und Bergführer, aber ganz ohne Druck und ohne Prüfungsstress. Der Verband der Deutschen Berg- und Skiführer bietet jedes Jahr zwei solcher Camps am Fels und im Eis an, um Nachwuchs zu gewinnen. "Wir möchten zeigen, wie schön dieser Beruf ist und gleichzeitig einer Überalterung unseres Verbandes vorbeugen, in dem wir junge Menschen dafür begeistern", sagt Camp-Leiter und Bergführer Hocke.
Auf Lisa ist der Funke dieser Begeisterung schon übergesprungen. Eine wichtige Erkenntnis aus dem Evaluation-Camp ist für sie die berufliche Perspektive: Nämlich, dass viele Bergführer noch einen zweiten Beruf, etwa Lehrer oder Lehrerin, haben und sich beide Tätigkeiten oft gut ergänzen.
Wie die Ausbildung abläuft
Für die Zulassung zur eigentlichen Ausbildung müssen Interessierte in drei Prüfungen das persönliche Können und die alpine Erfahrung am Fels, im Eis und auf Ski zeigen. Erst dann werden sie zur Ausbildung zum staatlich geprüften Berg- und Skiführer zugelassen. Wer es zeitlich organisieren kann, absolviert die Lehrgänge, Praktikum und Prüfungen innerhalb von rund zweieinhalb Jahren. Man kann sich aber auch mehr Zeit lassen. Dabei geht es nicht nur um vorausschauendes Planen einer Tour, das sichere Führen einer Gruppe und zahlreiche Techniken am Berg, sondern auch um physische und psychische Belastungsgrenzen. Am Ende wird die staatliche Prüfung zum Berg- und Skiführer von der Technischen Universität München durchgeführt.
Alpines Können allein reicht nicht
Nach zweieinhalb Tagen im Evaluation-Camp des Verbandes Deutscher Berg- und Skiführer sind eigentlich alle zufrieden, weil sie dazu gelernt und ein persönliches Feedback bekommen haben. Außerdem haben sich Gleichgesinnte kennengelernt, die sich künftig unterstützen können. Denn alpines Können allein reicht nicht. Es braucht auch Geld, Zeit und die richtigen Begleiter. So haben sich neue Perspektiven für die Teilnehmenden ebenso wie für den Verband eröffnet. Denn Hocke bescheinigt ihnen gute Grundfähigkeiten und großes Potenzial. Gleichzeitig heißt es aber: Weiter üben, üben, üben und das Tourenbuch mit allen alpinen Spielarten füllen, damit sie dies beim Verband für die Zulassung einreichen können.
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