Wer ab Herbst den Gottesdienst besucht, muss sich warm anziehen. Denn weniger heizen ist der effektivste Weg zum Energiesparen. Zwei Drittel aller kirchlichen Einrichtungen in Bayern werden nämlich mit fossilem Brennstoff beheizt. Bei den Heizungen liegt also das größte Sparpotenzial, da sind sich Evangelische Landeskirche und katholische Bistümer einig.
Kirche wird nur noch auf sieben Grad geheizt
In der katholischen Pfarrei Hofstetten im Bistum Eichstätt gibt es schon einen Heizplan für den Winter. "Wir haben uns dauerhaft auf sieben Grad entschieden. Früher haben wir in der Kirche etwa 13 Grad geheizt und jetzt sparen wir durch diese Maßnahme circa 1.500 Liter Heizöl", erklärt Josef Sichert, der ehemalige Kirchenpfleger.
Wie in Hofstetten sorgen sich jetzt viele kirchliche Träger wegen steigender Energiekosten. Mehr als zwei Drittel der kirchlichen Gebäude in Bayern werden mit fossilem Brennstoff geheizt. So rechnet die Erzdiözese München und Freising für den Frauendom ab Herbst mit doppelten Unterhaltskosten, also 240.000 Euro. Um die Kosten zu reduzieren, wird nun überlegt, auf einigen Dächern um den Frauendom Photovoltaik-Anlagen zu installieren.
Energiekrise: Chance für mehr Klimaschutz
Die Energiekrise ist auch eine Chance für mehr Klimaschutz, meint Lisa Amon, Umweltbeauftragte des Bistums Eichstätt: "Weil die Kirchenstiftungen sich auch aus moralischen und ethischen Überlegungen heraus Gedanken machen müssen: Wie gehen sie mit Energie um?"
Viele Bistümer haben sich schon Klimaschutz-Ziele gesetzt. Beispiel Regensburg: Im Vergleich zu 2019 sollen die CO2-Emissionen aller diözesanen und kirchlichen Gebäude bis 2030 halbiert werden. Durch regenerative Heizsysteme und Photovoltaik.
Protestanten wechseln mit Gottesdienst in Gemeinderäume
Auch die Evangelische Landeskirche setzt auf Klimaschutz. Jetzt sei Kreativität gefragt, sagt Christof Illig vom Baureferat der Evangelischen Landeskirche: "Wir haben jetzt schon einige Kirchengemeinden, die, statt ihre historische Kirche aufwendig zu beheizen, mit Gottesdiensten und Andachten in der kalten Jahreszeit in ihre Gemeinderäume gehen, die sowieso beheizt sind."
Pfarrämter hätten die gleichen Einsparempfehlungen wie Büros und Amtsräume der öffentlichen Verwaltungen, sagt Illig. Bei allen Maßnahmen müsse aber auch die aktuelle Lage der Pandemie-Vorsorge eine Rolle spielen. "Viel und dauerhaft Lüften ist halt leider das Gegenteil von Energiesparen!"
Größtes Spar-Potenzial liegt beim Heizungstausch
Das größte Spar-Potenzial liegt beim Heizungstausch. Also weg von Gas und Öl. Hofstetten ist auf dem Weg: Das Pfarrhaus wird mit Solarstrom und Hackschnitzel-Heizung versorgt. Die Wärme könnte zur Kirche geleitet werden. Dies würde allerdings 100.000 Euro kosten – zu teuer für die Pfarrei. Also bleibt es bei sieben Grad.
Nicht alle im Dorf sind von der Idee begeistert: "Mich schreckt es definitiv ab, wenn ich das höre, dass die Kirche nur noch sieben Grad haben soll, weil ich keine Lust habe, zu frieren, oder mich zu erkälten", so ein Passant. Ein anderer sieht das entspannter: "Mir persönlich macht das nichts aus. Wir sind was anderes gewohnt. Als Kind, da ist überhaupt nicht geheizt worden, und da war es bitterkalt in der Kirche."
Bischof Hanke: Besser kalte Kirchen als kalte Krankenhäuser
Sieben Grad in der Kirche? Kein Problem, einfach warm anziehen für die Messe, meint auch der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke. Angesichts der Kostenlawine müsse priorisiert werden: besser kalte Kirchen als kalte Krankenhäuser.
Im Bistum Würzburg sieht man ebenfalls wenig Möglichkeiten, bei Krankenhäusern und Pflegeheimen zu sparen. Neben Einsparungen beim Heizen setzt man hier auch auf Weiterbildung: "Wir werden Online-Seminare machen für die Verantwortlichen in den Einrichtungen und Gemeinden. Ziel ist es, möglichst viele dafür zu sensibilisieren, was in ihrem Zuständigkeitsbereich reduziert werden könnte", sagt der diözesane Umweltbeauftragte Christof Gawronski.
Sensibilisieren für verantwortungsbewussten Ressourcen-Verbrauch
Auch im Bistum Regensburg möchte man das Bewusstsein für die verantwortungsvolle Nutzung der Ressourcen schärfen. Der diesjährige diözesane Schöpfungstag stehe daher unter dem Motto "EnergieZukunft".
Im Erzbistum Bamberg setzt man, wie in den anderen bayerischen Bistümern auch, auf eine Reihe von Sofortmaßnahmen. So werde die Außenbeleuchtung von Gebäuden bis auf sicherheitstechnisch notwendige Bereiche abgeschaltet, erklärt Bistumssprecher Harry Luck. Alle technischen Anlagen würden nach Einsparmöglichkeiten zum Beispiel dem Entfall der Warmwasseraufbereitung für Sanitärbereiche oder der Abschaltung von Kühlgeräten überprüft.
Dienst-E-Bikes und Online-Konferenzen statt Dienstreisen
Mitarbeitenden würde empfohlen, Aufzüge nur im Falle einer körperlichen Beeinträchtigung oder zum Transport von Lasten zu benutzen und Dienstreisen würden auf das unbedingt notwendige Maß reduziert.
Das Bistum Passau teilt auf BR-Anfrage mit, dass es seit Kurzem für innerstädtische Strecken Dienst-E-Bikes angeschafft habe. Auch die durch Corona eingeläutete Regelung zu mehr Online-Konferenzen statt Dienstreisen werde künftig aus Umweltgründen beibehalten.
- Zum Artikel: "Solarenergie aufs Kirchendach: Ein Pfarrer für die Klimawende"
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- Zum Artikel: "EBU-Projekt Europäische Perspektiven"
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