Die Überreste des "Kräutergartens" gegenüber dem KZ Dachau.
Bildrechte: BR/Julia Haderecker
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Die Überreste des "Kräutergartens" gegenüber dem KZ Dachau.

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"Kräutergarten" Dachau: Film über tödliches KZ-Arbeitskommando

"Kräutergarten" Dachau: Film über tödliches KZ-Arbeitskommando

Das KZ Dachau dürfte für die meisten ein Begriff sein. Trotzdem gibt es nach all den Jahren noch viele Schreckensorte, die kaum aufgearbeitet wurden. Dazu gehört auch der sogenannte "Kräutergarten", über den nun ein Film gedreht wird.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

An das, was die SS früher den "Kräutergarten" nannte, erinnern heute nur noch die Gerippe der Gewächshäuser und ein paar alte Gebäude. Die SS ließ Gefangene des KZ Dachaus dort unter unmenschlichen Bedingungen Kräuter, Gewürze und Lebensmittel anbauen, um eine Art Deutsche Volksheilkunde zu entwickeln.

Die Häftlinge mussten bei Wind und Wetter draußen arbeiten, mangelernährt, mit dünner Kleidung, schlechten Schuhen und schwerem Arbeitsgerät - unter den Augen der SS, die sie schikanierten und quälten. Über diesen Ort, den vermutlich einige Menschen im Dachauer Umland kennen, der sonst aber weitestgehend unbekannt ist, soll nun ein Film entstehen. "Codename" soll kommendes Jahr im April - zur 80-jährigen Befreiung des KZ Dachaus - in die Kinos kommen.

Neue Apfelsorten aus dem KZ

Regisseur Walter Steffen beleuchtet in dem Film das Schicksal des katholischen Priesters Korbinian Aigner, eines Häftlings, der im "Kräutergarten" Zwangsarbeit leisten mussten. Der Priester schaffte es während seiner Zeit im KZ neue Apfelsorten zu züchten. Eine davon ist heute noch bekannt als KZ-3 oder auch Korbiniansapfel.

Für die Dreharbeiten besuchte die Filmcrew auch die Überreste des "Kräutergartens". Auf dem restlichen Areal steht mittlerweile ein Gewerbegebiet. Wie Regisseur Walter Steffen im BR-Interview berichtet, war es sehr berührend, vor Ort zu sein.

Dreharbeiten mit Angehörigen der Opfer

Für den Filmdreh besuchte auch die Familie Stojka zum ersten Mal den Kräutergarten. Der Großvater des österreichischen Jazzmusikers Harri Stojka war als Angehöriger der Roma in Dachau inhaftiert. Heute setzt sich Stojka für Kultur der Sinti und Roma ein. Als Familie besuchten sie das erste Mal den Ort, an dem ihr Großvater durch Arbeit zugrunde gerichtet wurde. Ein emotionaler Moment, wie Regisseur Walter Steffen dem BR erzählte.

"Kräutergarten" als grausame Versuchsanstalt

Früher war die bewirtschaftete Fläche gegenüber des KZ Dachau an die 150 Hektar groß, so Dirk Riedel von der Gedenkstätte Dachau. Dabei handelte es sich um die sogenannte deutsche Versuchsanstalt für Verpflegung und Ernährung. In dieser Versuchsanstalt wollten die Nazis Formen der Heilkräuter-Kultur, Medikamente und Nahrungsmittel entwickeln. Der Fokus lag auf einer biologisch-dynamischen Anbauweise, ohne industrielle Fertigung, ohne künstliche Düngemittel.

Was auf den ersten Blick harmlos wirkt, bedeutete für die Häftlinge grausame Arbeitskommandos. 1938 mussten einige Gefangene in Zwangsarbeit das frühere Moorgebiet erst trockenlegen und urbar machen. Da es damals noch keine Wachtürme gab, wurden die Zwangsarbeiter von SS Wachposten umzingelt, die die Häftlinge schikanierten und quälten.

Tödliches Arbeitskommando "Plantage"

Ab 1941 gab es zwei weitere große Anbauflächen. Freiland I und Freiland II. Ein zynischer Begriff für ein Gelände, auf dem Gefangene eingesetzt werden, so Dirk Riedel. Die Häftlinge nannten das Arbeitskommando "Plantage". Ein Begriff, der heute oft anstelle des beschönigenden Begriffs "Kräutergarten" verwendet wird.

Stanislav Zámečník, einer der Häftlinge und ein wichtiger Zeitzeuge, berichtete einst über die grausamen Bedingungen auf Freiland II. Am Ende der Arbeit hätten die Gefangenen ihre toten, sterbenden oder kranken Mithäftlinge in den Schubkarren mit ins Lager bringen müssen.

Schlechtes Schuhwerk, schlechte Arbeitsbedingungen

Die Gefangenen mussten Lebensmittel anbauen, während sie selbst Hunger litten. Sie mussten bei Wind und Wetter draußen arbeiten. Die gestreiften Drillichanzüge boten keinen Schutz. Zudem hatten die Zwangsarbeiter unzureichendes Schuhwerk und keine guten Werkzeuge. Die Schubkarren seien schwer gewesen und nicht mit heutigen Modellen zu vergleichen, so Experte Dirk Riedel.

Die Arbeit auf dem Feld sei körperlich sehr anstrengend gewesen und die SS-Posten hätten auf jene eingeschlagen, die nicht schnell genug arbeiteten. "Dann entstehen eben diese, ja Unfälle, wie es im Lager genannt wurde. Tatsächlich waren das letztendlich Morde", erklärt Riedel.

Forschung an Pfeffer und Vitamin C

Die SS-Versuchsgüter dienten außerdem der Forschung und sollten die Siedlungspolitik unterstützen. In der ehemaligen Sowjetunion sollte neuer Lebensraum geschaffen werden, den deutsche Landwirte mit den Erkenntnissen der biologisch-dynamischen Anbauweise bewirtschaften sollten, so die Pläne der Nazis.

Die Nazis versuchten auch, vor Ort Vitamin C zu gewinnen, um die Soldaten mit Präparaten versorgen und ein deutsches Pfeffergewürz zu entwickeln, um keinen Pfeffer mehr importieren zu müssen.

In einer kleinen Verkaufsstelle konnten Dachauer Obst, Gemüse, Setzlinge und Kräuter kaufen.

Pläne für "Kräutergarten" laufen schleppend

Während heute täglich Besucher die Gedenkstätte besuchen, um sich über die Gräueltaten der Nazis zu informieren, ist der damalige "Kräutergarten" am Verfallen. Pläne, die Überreste in die Gedenkstätte einzugliedern, gibt es schon lange. Viele Jahre hat sich dort nichts getan. Das Areal ist noch im Besitz der Stadt Dachau. Aktuell werden Bodenproben analysiert. Das Ergebnis des Schadstoff-Gutachtens wird in den nächsten Monaten erwartet, bestätigt die Leiterin der Gedenkstätte, Gabriele Hammermann.

Dann soll die Planung weitergehen. Die Gewächshäuser seien in einem ruinösen Zustand. Ziel sei es, die Gebäude zu sichern. Man wolle sie nicht gänzlich in den damaligen Zustand zurückversetzen und eine Orangerie daraus machen, das sei auch nicht adäquat, so Hammermann. Aber man wolle den Ort den Besuchern zugänglich machen. Bis es so weit ist, seien etwa kulturelle Veranstaltungen geplant, die auf das Thema hinweisen.

Fuß- und Radweg zugänglich

Wer nicht warten will, bis eine Ausstellung installiert wird: Der ehemalige Hauptweg, der sich in Längsrichtung einmal durch das komplette Freiland I zieht, ist bis heute erhalten - und führt mittlerweile als asphaltierter Fuß- und Radweg - direkt vorbei an den Gewächshäusern.

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Der Fuß- und Radweg führt quer durch das damalige Gelände.

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