Ein Schnapsglas steht auf dem Tisch.
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Der erste Schritt aus der Sucht ist oft der schwierigste. Unterstützung finden Süchtige und ihre Angehörigen in der Helfergemeinschaft Kreuzbund.

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Kreuzbund: Gemeinschaft unterstützt Suchtkranke und Angehörige

Kreuzbund: Gemeinschaft unterstützt Suchtkranke und Angehörige

Der erste Schritt heraus aus der Alkoholsucht war für den 62-jährigen Ralf aus Unterfranken der schwierigste. Seit fünf Jahren ist er nun trocken. Damit das so bleibt, sucht er auch regelmäßig Hilfe bei der Helfergemeinschaft Kreuzbund.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Den ersten Schritt hätte Ralf nicht gemacht, hätte seine Familie nicht gesagt: "Entweder wir oder deine Sucht. Du siehst uns nie wieder, wenn du dir nicht helfen lässt." Der 62-Jährige ist Alkoholiker, hat zum Schluss am Feierabend eine, manchmal auch zwei Flaschen Wodka getrunken, jahrelang. Er hat seine Sucht in den Griff bekommen, auch mithilfe des Kreuzbunds, einer Helfergemeinschaft für Suchtkranke und deren Angehörige.

Erster Schritt oft nur unter Druck von außen

"Der erste Schritt passiert oft nur über Druck." Das sagt Roland, er ist Gruppenleiter bei der Kreuzbundgruppe in Schweinfurt. Entweder ist es der Verlust der Arbeitsstelle, ein Unfall oder der Druck der Familie, der die Suchtkranken zum Handeln zwingt. Einsicht, ein Problem mit Alkohol oder Drogen zu haben, süchtig zu sein, haben erst einmal die wenigsten.

So war es auch bei Ralf. Erst als die Familie ihm die Pistole auf die Brust setzt, handelt er. Zuerst geht er zum Entgiften in eine Spezialklinik nach Würzburg, dann wird der Kreuzbund in Schweinfurt seine Anlaufstelle. Hier finden Gesprächskreise statt. Die helfen, wenn es mal wieder eng wird. Hier wird er verstanden, und die Gruppe hilft. Seit 2019 führt Ralf nun schon ein Leben in "Trockenheit".

Auch bei Roland war es der Druck seiner Frau, der ihn zum Handeln brachte – sein Arzt hatte ihn schon aufgegeben, sagt er. Beide engagieren sich seitdem für Suchtkranke. Denn, so sagt es Kerstin, Rolands Frau, auch die Angehörigen brauchen Hilfe. Und Rat. Denn ein Patentrezept, wie man die Sucht besiegt, gibt es nicht. Und die Sucht ist immer da – man kann nur Wege finden, mit ihr zu leben.

Eine Helfergemeinschaft für alle Suchtkranken

Der Kreuzbund ist eine Selbsthilfegruppe. Eine Helfergemeinschaft für Suchtkranke und deren Angehörige. Und es ist egal, welche Sucht es ist: Alkohol, Drogen, Spielsucht – jeder darf kommen. Bundesweit gibt es 1.200 Gruppen.

In Unterfranken sind es über 40. In Schweinfurt, Würzburg, Aschaffenburg, Gerolzhofen oder Ostheim, um nur ein paar zu nennen. Der Weg zu ihnen wird meistens von den Suchtberatungsstellen der Caritas oder der Diakonie vermittelt. Aber die Adressen und Ansprechpartner findet man auch im Internet. Der Kreuzbund bietet Gruppentreffen an, aber auch Seminare, die helfen, mit der Sucht zu leben.

Chance genutzt – Ralf ist trocken

Ralf hat seine Chance genutzt. Er ist nüchtern. Das Beste, was ihm passiert ist, sagt er. Und er wird sich das Leben und die Freude daran nicht mehr durch den Alkohol kaputt machen lassen. Nach 46 Arbeitsjahren geht er nun in Rente. Allerdings hat die Alkoholsucht seiner Gesundheit stark geschadet. Das Herz ist angeschlagen, die Nieren auch. Aber es gebe noch genug, was es zu tun gibt, sagt er.

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