Eisiges Schweigen im Nürnberger Rathaus. Stadträte und Verwaltung sind verschnupft. Grund dafür ist ein Bericht in der Bild-Zeitung. Das Blatt zitiert Stefan Heim, den Finanzvorstand des 1. FC Nürnberg. Im Finanzierungskonzept für den Komplett-Umbau des Max-Morlock-Stadions soll es ein großes Loch geben: 100 Millionen Euro sollen fehlen, das Projekt auf der Kippe stehen. Auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks sind weder Heim noch der Verein zu einer Stellungnahme bereit.
Es gibt viel zu besprechen
Bürgermeister Christian Vogel (SPD) verantwortet in der Stadtverwaltung das Projekt. Er hätte die Zahlen der neuen Wirtschaftlichkeits-Berechnung zunächst lieber mit dem Verein diskutiert, anstatt sie in der Öffentlichkeit breitzutreten. Er wolle sich nicht an Spekulationen beteiligen, teilt er mit. Nun müsste zunächst einmal der Sachverhalt geklärt werden, bevor weitere Schritte festgelegt würden, so Vogel. Mehr teilt er nicht mit. Am Montagabend treffen sich Verwaltung, Stadträte und Vereinsvertreter zu einer Krisensitzung.
Stadträte zwischen Hoffen und Bangen
Das Finanzierungskonzept für den geplanten Vollumbau des Max-Morlock-Stadions in Nürnberg muss neu diskutiert werden. Die Stimmung bei den Stadträten schwankt zwischen "Ich habe keine Vorstellung, wie das weitergehen soll" und "Wir halten an der Idee fest, die große Lösung durchzuziehen". Glücklich ist keiner, dass die Zahlen vor der Sitzung bekannt wurden. "Das war anders vereinbart", so ein Stadtrat.
Mehr Platz für zahlungskräftige Fans
Die Stadt Nürnberg hat vor eineinhalb Jahren eine Machbarkeitsstudie zum Um- oder Neubau des Max-Morlock-Stadions in Auftrag gegeben. Denn die Fußballarena muss dringend saniert und an die Anforderungen des internationalen Fußballs angepasst werden. Der Stadtrat hat sich dafür entscheiden, das Stadion komplett umzubauen.
So soll es künftig keine Leichtathletik-Bahnen mehr geben, die neu zu bauenden Tribünen sollen näher an das Spielfeld heranrücken. Es ist geplant, dass das Stadion voll länderspieltauglich ist. Im Bundesliga-Betrieb sollen bis zu 50.000 Fans auf Steh- und Sitzplätzen unterkommen. Es soll auch viel mehr VIP-Plätze geben, die teuer vermarktet werden können. 3.600 sogenannte Hospitality-Plätze sind auf der Haupttribüne geplant.
Stadt und Verein hoffen auf höhere Einnahmen
Die Kosten für den Komplett-Umbau lagen bei der Vorstellung der Studie bei rund 290 Millionen Euro. Inzwischen werden sie – entsprechend den allgemeinen Steigerungen der Baukosten - auf rund 330 Millionen Euro geschätzt. Die Stadt Nürnberg und der 1. FCN als Hauptmieter hatten sich darauf geeinigt, gemeinsam eine Betreibergesellschaft zu gründen. Es war vorgesehen, dass beide Partner sich mit jeweils 30 Millionen Euro daran beteiligen. Der Rest der Umbaukosten hätte finanziert werden müssen.
Ursprünglich war in der Studie vorgesehen, dass mit dem neuen Stadion auch die Einnahmen steigen, dass mehr Tickets verkauft werden und höhere Preise erzielt werden können. Mit diesen Einnahmen hätten dann die Kredite für den Umbau abbezahlt werden sollen. Doch die neue Wirtschaftlichkeits-Berechnung stellt dieses Finanzmodell nun offenbar infrage.
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