Schon bevor der Landesjägertag des Bayerischen Jagdverbands (BJV) im oberpfälzischen Weiden überhaupt losging, war die Spannung im Verein nicht zu übersehen: Laut einer Pressemitteilung des BJV hatte der Vorsitzende der Kreisgruppe Memmingen, Andreas Ruepp, beim Landgericht München I kurzfristig beantragt, dass die Mitgliederversammlung nicht öffentlich stattfinden darf.
Deswegen konnte der BJV mit Sitz in Feldkirchen bei München diesen Tagespunkt nicht wie geplant auf YouTube streamen; auch wurden Gäste und Begleitpersonen von diesem Teil des Landesjägertages ausgeschlossen. Die gekommenen Teilnehmer des Jägertages erfuhren erst am Morgen von der plötzlichen Änderung.
Nicht-öffentliche Versammlung stößt auch bei Jägern auf Unverständnis
Ruepp hatte den Antrag damit begründet, dass die Mitglieder während der Versammlung den Haushaltsplan des BJV besprechen wollten und eine öffentliche Diskussion der Personalkosten die Persönlichkeitsrechte der betroffenen Mitarbeiter verletzen würde. Dass die Versammlung nicht-öffentlich stattfand, bedeutete in der Konsequenz aber auch, dass nur die Stimmberechtigten der jeweiligen Kreisgruppen an der Versammlung teilnehmen durften. Weitere Mitglieder des BJV, die aus ganz Bayern nach Weiden angereist waren, wurden von dem Programmpunkt ausgeschlossen.
Das stieß bei einigen Teilnehmern auf Unverständnis: "Dass Mitglieder, die extra angereist sind, von der Landesversammlung ausgeschlossen werden, sehe ich eher kritisch", sagte Ernst-Ulrich Wittmann, Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins Dachau dem BR. Ludwig Freiherr von Lerchenfeld vom Jagdschutz- und Jägerverein Kulmbach war selbst von dem Gerichtsbeschluss betroffen und durfte nicht an der Mitgliederversammlung teilnehmen: "Ich wundere mich, warum diejenigen, die hierhergekommen sind, nicht reingelassen werden", sagte er.
Einige richteten ihre Kritik in Richtung des BJV-Präsidenten Ernst Weidenbusch. Doch der gebürtige Münchner, der in einem Jagdgebiet der Hallertau jagt, wies alle Schuld von sich: "Wir hätten gerne einen ordentlichen Landesjägertag mit einer gescheiten Landesversammlung mit Gästen gemacht", sagt er, "aber eine kleine Gruppe stört eben jedes Jahr". In diesem Jahr stehe die Kreisgruppe Memmingen um Andreas Ruepp an der Spitze dieser Störer.
Es knarzt schon länger im bayerischen Jagdverband
Dass es im bayerischen Jagdverband knarzt, ist nicht neu: Beim letzten Landesjägertag in Hof hatten einige BJV-Mitglieder versucht, den Vorsitzenden BJV-Präsidenten Weidenbusch abzuwählen. Nur knapp scheiterten sie mit dem Versuch. Der Grund für den versuchten Umsturz: Einige Mitglieder werfen dem Vorsitzenden einen schlechten Umgang mit Kritikern innerhalb des Verbandes vor. Zum Abschluss des letztjährigen Landesjägertages sei zwar angekündigt worden, dass man auch auf die Kritiker zugehen und sie besser einbinden würde, erinnert sich der Vorsitzende des Jagdschutz- und Jägervereins Dachau Wittmann, aber "da sehe ich durchaus noch weiteren Handlungsbedarf".
Von Lerchenfeld erkennt bislang auch keine Besserung: "Die aktuelle Situation zeigt mir deutlich, dass mit allen Mitteln seitens des Präsidenten versucht wird, Dinge zu unterbinden, Leute mundtot zu machen", sagte er dem BR. "Das finde ich ganz ausgesprochen schlecht." Sowohl von Lerchenfeld als auch Wittmann waren in der Vergangenheit als Präsidentschaftskandidat für den BJV angetreten und konnten sich nicht gegen den amtierenden Präsidenten Weidenbusch durchsetzen.
Und so führt Ernst Weidenbusch nun mittlerweile seit Dezember 2020 den BJV. Er wiederum sieht den Zusammenhalt des Verbands von der anderen Seite gefährdet: Ruhe werde nur eintreten, wenn die Gruppe, "die nur dem Verband schadet und keine positive Sacharbeit einbringt" und nur für personelle Querelen sorge, damit endlich aufhöre, "oder wenn sich der Verband eben von ihnen trennt".
Jagdminister Aiwanger: "Ohne Jäger geht es nicht"
Auch abseits von Personalfragen gab es mit Blick auf den Start der Jagdsaison im April viele andere Punkte zu diskutieren: Neben dem Jahresabschluss 2023, dem Haushalt für das laufende Jahr und eingebrachten Anträge der Kreisgruppen ging es am Vormittag auch um die Einführung eines freiwilligen Treffsicherheitsnachweises.
Am Nachmittag sprach Hubert Aiwanger in seiner Rolle als Jagdminister zu den gekommenen Gästen. "Es gibt viel zu diskutieren in Zeiten, in denen die Jagd von immer mehr Menschen infrage gestellt wird, die von der Sache nichts verstehen", so Aiwanger. Es freue ihn aber, dass die breite Öffentlichkeit wisse, dass es "ohne Jäger nicht geht" und dass diese eine "hervorragende Arbeit" machten.
Der Bayerische Jagdverband ist mit mehr als 150 Kreisgruppen und rund 50.000 Mitgliedern die größte Vertretung der Jäger in Bayern.
Im Video: Der Landesjägertag in Weiden
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