Noch ist auf dem Acker nichts zu sehen. Doch geht es nach Marco Pabstmann, Technischer Direktor bei Knauf, soll sich im unterfränkischen Altertheim bald der Eingang zum Bergwerk befinden. Nicht irgendein Bergwerk. Es wäre das größte für Erden und Steine in Bayern.
Die Pläne sind umstritten und sie schreiten voran. Für den Baustoffhersteller ist der dort vorhandene Naturgips eine wichtige Einnahmequelle. Auf der anderen Seite fürchten nicht nur Umweltschützer: Kommt das Bergwerk, könnte Trinkwasser verloren gehen.
Bergwerk seit Jahrzehnten geplant
Diskussionen um das neue Bergwerk gibt es bereits seit Jahren. 1997 begann Knauf mit ersten Planungen. Es folgten Probebohrungen, ein Gutachten. Vergangenen November reichte Knauf die Antragsunterlagen ein. Es steht also fest: Das Bergwerk soll kommen – geht es nach Knauf. Ob der unterirdische Abbau genehmigt wird, entscheidet nun das Bergamt Nordbayern. Gleichzeitig nimmt die Diskussion über mögliche Risiken Fahrt auf.
Trinkwasserversorger sorgt sich um Quellen
Denn überraschend meldete sich im Herbst die Trinkwasserversorgung Würzburg zu Wort. Die Verantwortlichen sorgen sich aus mehreren Gründen. Ihre größte Befürchtung: Grundwasser könnte in das Bergwerk eindringen und nicht mehr als Trinkwasser zur Verfügung stehen. Der geplante Abbau liegt westlich von Würzburg, im Einzugsgebiet der sogenannten "Zeller Quellen". Die Quellen versorgen rund die Hälfte der Würzburger mit Trinkwasser – etwa 65.000 Menschen.
Alfred Lanfervoß, Abteilungsleiter der Trinkwasserversorgung Würzburg, sorgt sich vor allem wegen möglicher Spalten im Boden. Bereits wenige Millimeter könnten genügen, damit literweise Wasser ins Bergwerk dringt. Schlimmstenfalls um die 20 Prozent des Volumens der Quellen, befürchtet Lanfervoß: "Wir sehen das als Tragödie, wenn das nicht mehr zur Verfügung stehen sollte." Das gelte ganz besonders in einer Region wie Mainfranken, die häufig sehr trocken ist.
Knauf hält Bergwerk für sicher
Knauf widerspricht dem Trinkwasserversorger: Der Abbau sei sicher. Das habe auch das Gutachten ergeben. Erstellt hat es ein Tochterunternehmen des TÜV Nord, in Auftrag von Knauf. Das Gutachten ist seit wenigen Wochen online abrufbar [externer Link]. Tatsächlich findet sich dort wiederholt der Hinweis, dass Trinkwasser ins Bergwerk fließen könnte. Allerdings versichert Knauf: Es handele sich um sehr geringe Mengen – höchstens ein Prozent des Grundwassers, unter "ungünstigen Annahmen".
Eine Bildung offener Klüfte sei also ausgeschlossen. "Der Abbau untertage hat keine Auswirkungen, sowohl in Qualität als auch in Quantität auf die Trinkwasserversorgung", sagt Marco Pabstmann.
Im Video: Zoff im Landkreis Würzburg – Bergwerk vs. Trinkwasser
Knauf will verstärkt Naturgips abbauen
Für Knauf geht es bei dem Bergwerk um viel Geld. Auch um die Sicherung von Arbeitsplätzen. Schon jetzt hat Knauf nach eigenen Angaben Millionenbeträge investiert. Bislang deckt das Unternehmen große Teile der Nachfrage über sogenannten REA-Gips. Dabei handelt es sich um ein Produkt, das aus den Rückständen von Rauchgasentschwefelungsanlagen (REA) gewonnen wird, beispielsweise bei der Kohleverstromung. Mit dem Kohleausstieg 2038 fällt diese Gipsquelle in Deutschland weg. Auch deshalb will Knauf verstärkt Natur-Gips abbauen.
Kritiker fordern mehr Recycling-Gips
Doch gibt es keine anderen Wege diesen Bedarf zu decken? Ein lokaler Verein aus Altertheim will das Bergwerk verhindern. Dessen Mitglieder bemängeln: Knauf könnte verstärkt auf Recycling-Gips setzen. Das wäre nachhaltiger. "Bergwerke sind immer endlich. Wenn der Gips abgebaut ist, ist er auch weg", sagt Christiane Dehmer, eine der Sprecherinnen des Vereins.
Knauf ist sich dessen bewusst und betont: Schon jetzt sei man bestrebt, das Gips-Recycling auszubauen. Doch das allein genüge nicht, um den Bedarf zu decken. Die Lücke, die durch den Wegfall des REA-Gips entsteht, sei deutlich größer. Etwa viermal so groß, wie das, was durch Recycling in Deutschland gedeckt werden könne.
Pläne für Bergwerk nun öffentlich
Ab der kommenden Woche sollen in den Rathäusern der betroffenen Gemeinden die Antragsunterlagen ausliegen. Sie sind mehr als tausend Seiten lang. Anwohner, Umweltschützer, aber auch Behörden haben bis zum 6. März Zeit, Einwände einzureichen.
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