Anhydrit-Abbau im Knauf-Bergwerk in Hüttenheim
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Gips-Bergwerk bei Würzburg: Umstrittene Pläne schreiten voran

Gips-Bergwerk bei Würzburg: Umstrittene Pläne schreiten voran

Es wäre das größte Bergwerk in Bayern: Der Baustoff-Konzern Knauf will bei Altertheim im Landkreis Würzburg unterirdisch Gips abbauen. Naturschützer sorgen sich um die Würzburger Trinkwasser-Quellen. Jetzt liegt ein hydrogeologisches Gutachten vor.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

In 70 bis 130 Metern Tiefe, unterhalb von Ackerflächen und Wäldern in der Altertheimer Mulde bei Würzburg, will der Baustoff-Konzern Knauf Gips abbauen. Doch oberhalb der Gips-Schicht sind wasserführende Schichten. Naturschützer sorgen sich um das Trinkwasser, das daraus gewonnen wird. Ein hydrogeologisches Gutachten bescheinigt jetzt nach Angaben von Knauf, dass die Würzburger Trinkwassergewinnung durch den Gips-Abbau nicht beeinträchtigt wird: Laut Knauf halten Gutachter das Bergwerk für "gut und sicher machbar", nachteilige Auswirkungen auf das Trinkwasser seien "nicht zu erwarten".

Bund Naturschutz: Restrisiko ist nicht ausgeschlossen

Vor allem Naturschützer äußern immer wieder große Bedenken, was den geplanten Gips-Abbau betrifft. "Wir lehnen das Gips-Bergwerk ab. Es darf nicht das kleinste Restrisiko geben. Gerade in Zeiten von Wasserknappheit", sagt Steffen Jodl vom Bund Naturschutz im Gespräch mit BR24 mit Verweis auf den Klimawandel und dessen Auswirkungen auf Unterfranken.

Seine Befürchtung ist, dass das Grundwasser verunreinigt oder die Grundwasser-Leitung unterbrochen werden könnte. Ein Restrisiko sei nicht auszuschließen – auch durch das Gutachten nicht. "Für uns ist es nicht überraschend, dass ein von Knauf in Auftrag gegebenes Gutachten positiv ausfällt."

19 Bohrungen für das Gutachten

Der Gips-Konzern Knauf hingegen betont, dass es sich um ein unabhängiges Gutachten handelt. Ein Tochterunternehmen des TÜV Nord hat das hydrogeologische Gutachten durchgeführt. Vier Jahre hat das gedauert. Dafür wurden laut Knauf 19 Bohrungen in Tiefen von bis zu 140 Metern durchgeführt. 17 Bohrungen sollen dauerhaft als Grundwassermessstellen bestehen bleiben. Der Bund Naturschutz will sich das Gutachten jetzt genau anschauen und Stellung beziehen. Laut Steffen Jodl wird der Bund Naturschutz außerdem über ein Klageverfahren nachdenken.

Der Gips in der Altertheimer Mulde soll unterhalb eines Grundwasserleiters abgebaut werden. Der Niederschlag, der in der Altertheimer Mulde fällt und versickert, fließt unterirdisch zu den Quellen, die in Zell am Main als Trinkwasser gewonnen werden. Etwa die Hälfte der Würzburger Bevölkerung ist auf das Trinkwasser der Zeller Quellen angewiesen.

Bergwerk noch nicht genehmigt

Nach Angaben von Knauf liegen bei der Regierung von Unterfranken inzwischen alle nötigen Unterlagen vor. Laut der Behörde werden sie derzeit auf Vollständigkeit geprüft. Über die Genehmigung des Bergwerks entscheidet das Bergamt Nordbayern. Doch bevor eine Entscheidung getroffen wird, gibt es ein sogenanntes Anhörungsverfahren. Mehr als 50 Fachstellen, darunter etwa Behörden und Umweltverbände, sollen mit einbezogen werden. Zudem werden die Unterlagen zum Bergwerk in den betroffenen Gemeinden ausgelegt.

Gips-Abbau ab 2027 geplant

2027 will Knauf mit Gips-Abbau in der Altertheimer Mulde beginnen. Anfangs sollen rund 300.000 Tonnen Gips pro Jahr abgebaut werden, später seien bis zu einer Million Tonnen jährlich möglich. Damit werden auch immer mehr Lkw, beladen mit Gips, von Altertheim zum Firmensitz in Iphofen fahren. In den ersten Jahren sollen es noch rund 40 sein, später bis zu 120 am Tag. Das Bergwerk in der Altertheimer Mulde wäre dann laut Bergamt Nordbayern das größte in Bayern.

Gips-Abbau im Wasserschutzgebiet

Während die Pläne für das Bergwerk voranschreiten, läuft am Würzburger Landratsamt ein Verfahren zur Erweiterung des Wasserschutzgebietes der Zeller Quellen. Es soll von etwa acht auf insgesamt 66 Quadratkilometer erweitert werden. Dann würde auch die Altertheimer Mulde in dem Wasserschutzgebiet liegen. Bergbau in einem Wasserschutzgebiet ist grundsätzlich verboten. Laut Knauf schließt sich beides jedoch nicht gegenseitig aus.

Wegen des Kohle-Ausstiegs: Gips wird knapp

Der Rohstoff Gips wird in Deutschland knapp. Etwa die Hälfte davon ist sogenannter Rauchgas-Entschwefelungs-Anlagen-Gips (REA-Gips) – ein Nebenprodukt, das in Kohle-Kraftwerken entsteht. Mit dem Kohle-Ausstieg entsteht spätestens 2038 kein REA-Gips mehr in Deutschland. Schon jetzt ist der Rückgang zu spüren. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage groß: In Deutschland liegt der Gips-Bedarf bei etwa zehn Millionen Tonnen Gips pro Jahr. Auch deshalb will der Baustoff-Konzern Knauf künftig mehr Naturgips abbauen.

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