Landrat Siegfried Walch (CSU) hat heute eine Plakette am Landratsamt Traunstein eingeweiht, die auf das Schicksal der Jüdin Rosa Mosbauer hinweist. Rosa Mosbauer musste ihr Haus 1939 an den Landkreis verkaufen. Um dem KZ zu entgehen, nahm sie sich 1942 das Leben. Der Lokalhistoriker Friedbert Mühldorfer hatte ihre Lebensgeschichte im vergangenen Herbst öffentlich gemacht.
Teile des heutigen Landratsamts befinden sich an der Stelle, wo das Haus von Mosbauer stand. Mühldorfer hatte darauf bei einer Gedenkveranstaltung zum 9. November im vergangenen Jahr hingewiesen. Danach war er auf den Landrat zugegangen. Der war schnell bereit, eine Tafel zur Erinnerung an die Traunsteiner Bürgerin anzubringen. Mit einem QR-Code gelangt man auf eine Seite mit weiteren Informationen über Rosa Mosbauer.
Zwangsverkauf an den Landrat
Die gebürtige Regensburgerin wurde kurz nach den Pogromen am 9. November 1938 von örtlichen Nazis aus Traunstein vertrieben. Ihr Haus musste sie ein Jahr später an den damaligen Landrat verkaufen. Sie zog in ein Dorf in der Nähe. Als sich die Verfolgung von Juden immer weiter zuspitzte, nahm sie sich 1942 das Leben. Ihr Sohn konnte nach England auswandern und entging so der Verfolgung.
Landrat: "Aktive Kultur des Hinschauens"
Bei der Einweihung der Gedenkplakette forderte Landrat Walch eine "aktive Kultur des Hinschauens". Verbrechen wie im Nationalsozialismus dürften sich nicht wiederholen, als Traunsteiner Bürger zu Tätern und Opfern wurden. In Zeiten von zunehmendem Populismus und Extremismus müssten alle für eine lebendige Demokratie kämpfen. Es sei wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen, dass jüdisches Leben zu Deutschland und zur Region gehöre. Für "Antisemitismus von rechts und links", aber auch für "importierten Antisemitismus" sei deswegen kein Platz.
Historiker warnt vor Antisemitismus aus der Mitte
Der Historiker Friedbert Mühldorfer wies daraufhin: Besonders kritisch sei Antisemitismus aus der Mitte der Gesellschaft. Diese müsse sich vor Verfolgte stellen. In Traunstein sei der Antisemitismus nicht größer gewesen als an anderen Orten. Trotzdem habe in der Reichspogromnacht niemand Solidarität mit Juden und anderen Verfolgten gezeigt.
Beide waren sich einig, dass die Auseinandersetzung mit der Geschichte immer auf die Gegenwart zielt. Mühldorfer sagte, es gehe nicht um Belastung durch die Nazivergangenheit, sondern um Verantwortung. Landrat Walch kündigte an, dass das Eintreten für Toleranz und Demokratie nicht bei der Plakette enden werde. Man überlege derzeit, weitere Aktionen, zum Beispiel gegen Antisemitismus, anzugehen.
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