Die Entscheidung im Haushaltsausschuss fiel mit großer Mehrheit. Die Abgeordnete des Stimmkreises, Ilse Aigner, begrüßt die Entscheidung des Gremiums: "Damit wird das Forsthaus erhalten und nach langen Jahren wieder mit Leben gefüllt. Sowohl das Nutzungskonzept als auch die Regelung der Zufahrt sind vertraglich eindeutig fixiert." Der Freistaat stelle damit einen Betrieb sicher, der den allgemeinen Wünschen nach einer natur- und sozialverträglichen Nutzung entspreche, so Aigner. Sie hatte sich im Vorfeld – unter anderem bei einem Ortstermin Ende April – für eine Zusammenführung der unterschiedlichen Interessen stark gemacht.
"Wir haben engagierte Betreiber für das Forsthaus Valepp gefunden. Sie kennen die Region und stehen für einen soliden Betrieb dieses Kleinods im Einklang mit der Natur. Das Verkehrskonzept zeigt, dass es die Betreiber und der Freistaat Bayern ernst damit meinen, keinen Massentourismus in der Valepp zu etablieren." Ernst Weidenbusch, CSU, Berichterstatter im Ausschuss
Damit ist der Weg frei für den Fußballstar und den Gastronom vom Tegernsee. Die beiden werden von den Bayerischen Staatsforsten das Erbbaurecht an dem 180 Jahre alten Staatsbesitz bekommen. Vier Millionen Euro wollen sie in die Renovierung des maroden Gebäudes stecken und es wieder zu einem bodenständigen Berggasthaus machen.
Viele Bedingungen für die Investoren
Das Erbbaurecht soll für 99 Jahre an Rabl und Neuer vergeben werden. Die Abgeordneten haben mit ihrem heutigen Beschluss viele sehr konkrete Bedingungen für den Vertrag gestellt. Wörtlich heißt es da:
"Die auf den Erbbaugrundstücken bestehenden Gebäude (Forsthaus Valepp mit Nebengebäude, Jägerhäusl und Klausenhaus) werden als Berggaststätte für Tagestouristen und Übernachtungsgäste sowie als Tagungs- und Veranstaltungshaus genutzt. Bei der Gastronomie ist insbesondere auf ein regionaltypisches Angebot aus einheimischer Produktion zu achten. Es muss zumindest ein warmes Gericht inklusive eines Getränkes zum Höchstpreis von 14,90 Euro angeboten werden."
Ein kleiner Saunabereich wird zugestanden, aber nur für maximal vier Hausgäste. Einen größeren Wellness-Bereich darf es nicht geben. Der bestehende Parkplatz vor dem Forsthaus muss auf 34 Stellplätze zurückgebaut werden. Durch ein Schrankensystem muss gesichert werden, dass nicht mehr Fahrzeuge bis zum Wirtshaus fahren. Diese Hausaufgaben richten sich an die Bayerischen Staatsforsten: Auf der Mautstraße von Rottach-Egern kommend werden für die Wanderparkplätze entlang der Strecke maximal 100 Fahrzeuge gleichzeitig zugelassen. Im Winter bleibt diese Mautstraße, wie bisher, gesperrt. Die Gäste des Forsthauses Valepp können auf zehn Stellplätzen im Bereich des Spitzingsees parken. Sie gelangen mit einem Shuttleservice zum Forsthaus.
Neuer und Rabl sind glücklich
Johannes Rabl sagte dem BR-Studio Rosenheim, er und sein Partner Manuel Neuer seien sehr glücklich über das positive Ende dieser langen Bewerbung. Aus ihrer Sicht gebe es heute keine Verlierer. Viele Anregungen der Petenten seien in den Vertrag aufgenommen worden. Für viele Gedanken und so manche konstruktive Kritik sei man auch dankbar. Für das gesamte Ensemble in der Valepp und für den Denkmalschutz sei das ein sehr guter Tag, so Rabl.
Neue Besitzer versprechen bodenständiges Berggasthaus
Rabl und Neuer hatten ein ausführliches Konzept vorgelegt, wie sie das seit acht Jahren leerstehende und verfallende Forsthaus wieder zum Leben erwecken wollen. Laut Rabl geht es um ein bodenständiges Berggasthaus, mit dem klassischen Angebot für Wanderer, Naturliebhaber und Sportler.
Die Investoren hatten außerdem eine Verkehrsplanung präsentiert, nach der die Staatsforsten überzeugt waren, die richtigen Bewerber gefunden zu haben. Wie Jörg Meyer, Leiter des zuständigen Forstbetriebs Schliersee, dem BR-Studio Rosenheim sagte, werde dieses Konzept zu weniger Auto-Verkehr in die Valepp führen. Man setze eindeutig auf Radler und E-Biker. Von einer Öffnung der für privaten PKW-Verkehr gesperrten Straße vom Spitzingsee entlang der Valepp sei keine Rede. Die werde es nicht geben, so Meyer, entsprechende Befürchtungen der Petenten hätten keine Grundlage. Die Mautstraße von Rottach-Egern her wird bestehen bleiben.
Petition wandte sich gegen "Nobelrestaurant" in den Bergen
Gegen diese Vergabepläne der Bayerischen Staatsforsten hatte der "Verein zum Schutz der Bergwelt" eine Petition an den Landtag gerichtet, der sich auch der "Bund Naturschutz Bayern" und der "Bayerische Landesverein für Heimatpflege" angeschlossen hatten. Die Verbände befürchteten, dass in der Valepp ein "Nobelrestaurant für exklusives Publikum" entstehen könnte. Sie äußerten auch Kritik an den Staatsforsten, die verpflichtet seien, das Baudenkmal Forsthaus zu erhalten und zu pflegen. Die Behörde habe es jedoch "fahrlässig" verfallen lassen, so die Petenten. Ihr Verdacht: "Die Staatsforsten wollen sich nunmehr ihrer Verantwortung zum Erhalt und Renovierung dieses Baudenkmals entledigen, indem es in 99-jähriger Erbpacht an private Investoren abgegeben werden soll." Der Staatsbetrieb solle seiner Verpflichtung nachkommen und das Gebäude mit eigenen Mitteln renovieren. Außerdem forderten die Verbände, dass die Valepp eine "einfache, regionaltypische Einkehr für Wanderer und Biker in bester bayerischer Tradition" bleiben müsse.
Rabl und Neuer wollen rasch loslegen
Die veranschlagten vier Millionen Euro seien eine beträchtliche Investition, so Johannes Rabl zum BR, die er und sein Geschäftspartner angesichts umfassender Teuerungen nun so rasch wie möglich tätigen wollten. Die geplanten Neu- und Umbauten hatte der Gemeinderat von Schliersee erst kürzlich genehmigt.
Rabl betreibt am Tegernsee zwei namhafte Hotels und Restaurants. Erfahrungen hat er weltweit gesammelt, auch als Manager eines Resorts auf den Malediven. Was will so ein Mann mit einem altbairischen Berggasthof? Gerade die Geschichte dieses Ortes reize ihn, so Rabl. "Die Valepp war immer ein Platz, wo jeder willkommen war, und so soll es auch bleiben." Deswegen werde die Küche auch traditionelle Kost anbieten, frisch und regional sei die Parole, gerne auch Wildpret von den Jägern in der Umgebung, und Brot aus dem eigenen Ofen.
Kein Torwart am Schanktisch
Die Idee für das Projekt sei während einer gemeinsamen Radltour mit Manuel Neuer vom Spitzingsee in die Valepp entstanden, erzählt Rabl. Neuer fühle sich mittlerweile tief verbunden mit seiner neuen Heimat, er wolle "etwas zurückgeben" mit dem Projekt Forsthaus. Am Schanktisch werde der Torwart nicht stehen, so Rabl, aber Neuer bringe viele Ideen ein, gestalte die Pläne für Neubauten und Renovierungen mit.
Erbbaurecht bedeutet, dass die Inhaber Eigentümer der auf dem Grundstück befindlichen Gebäude sind und auch neue errichten dürfen. Der Grund selber aber bleibt im Besitz des Freistaats. (Hier stand bisher im Artikel eine missverständliche Formulierung.) Rechtspfleger Simon Böhnlein wies den Autor darauf hin, dass es "wesentlicher Bestandteil des Erbbaurechts" ist, dass der Erbbauberechtigte die Gebäude tatsächlich besitzt. Zudem, so Böhnlein, sei die Laufzeit eines solchen Vertrages mangels entgegenstehender Regelungen gesetzlich nicht vorgeschrieben. Es könne jede beliebige Dauer zwischen den Parteien vereinbart werden.
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