25 Meter schwimmen, im etwa hüfthohen Wasser untertauchen, um Ringe vom Beckenboden hochzuholen und einige theoretische Fragen beantworten – das sind die Anforderungen, um das Anfänger-Schwimmabzeichen "Seepferdchen" zu bekommen. Doch unter anderem wegen Corona können immer weniger Kinder und Jugendliche in Bayern und bundesweit richtig schwimmen.
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Kinder "keinen Augenblick aus den Augen lassen"
Es sei bei den Kindern viel mehr möglich, als es Lehrpläne und Schwimmkurse alleine hergäben, mahnte Manuel Friedrich, Präsident des Bayerischen Landesverbands der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) am Sonntag in Nürnberg.
Auch die Eltern hätten die Aufgabe, ihre Kinder an das Schwimmenlernen heranzuführen, und gerade in der Anfangsphase den Nachwuchs "keinen Augenblick" aus den Augen zu lassen. Eltern, die gerne schwimmen, werden auch dafür sorgen, dass sich ihre Kinder gut und sicher im Wasser bewegen können, so Friedrich.
Eltern sollen Lücken im Schwimmunterricht schließen
Die derzeit völlig ausgebuchten Schwimmlernkurse könnten nur zum Teil mit den ehrenamtlichen Kräften der DLRG besetzt werden. Friedrich appellierte an die Eltern, auch hier Lücken im Schulschwimmunterricht zu schließen, und wo immer möglich Lehrkräfte zu unterstützen.
Gleichzeitig forderte der Präsident der DLRG Bayern das Kultusministerium auf, mehr Mittel und Personal für den Schulschwimmunterricht aufzubringen. Die Kinder hätten einen immensen Nachholbedarf, so Friedrich. Er habe große Sorge, dass die hohe Zahl der Nichtschwimmer auch in diesem Jahr für einen Anstieg der Badeunfälle sorgen könnte.
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Sprung ins warme Wasser
Nichtschwimmer-Kinder brauchen eine mollig-warme Wassertemperatur, um die Angst und die Scheu vor dem Wasser zu überwinden, erklärte der Präsident des Bayerischen Schwimmverbands (BSV), Harald Walter, im BR-Interview. Ideal seien Temperaturen zwischen 24 und 28 Grad Celsius.
Das könnten in diesem Sommer aber viele kommunale und Vereinsbäder nicht gewährleisten. Wegen der stark gestiegenen Energiepreise würden die Badeanstalten dazu übergehen, die Wassertemperatur abzusenken, um Kosten zu sparen. Das wäre fatal, so Walter.
Energiekrise bremst Nichtschwimmer aus
Ein Kind, das im kalten Becken Schwimmen lernen solle, erleide einen so großen Schock, dass es nie wieder ins Wasser ginge, erklärte Walter. Eine weitere Generation von Nichtschwimmern nach zwei Pandemiejahren könne sich die Gesellschaft nicht leisten, deshalb müsse der Freistaat die Kommunen und Vereine finanziell unterstützen.
Wegen der Energiekrise drohe das Bädersterben zusätzlich beschleunigt zu werden, damit fehle es an Schwimmbecken, um Nichtschwimmer zu Schwimmern auszubilden – dieser Kreislauf müsse durchbrochen werden, so der BSV-Präsident.
Söder wirbt fürs Schwimmenlernen
Schirmherr der Veranstaltung in Nürnberg war Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Er warb ebenfalls für das Schwimmenlernen. Es sei immens wichtig, dass jedes Kind schwimmen könne, betonte er auf BR-Nachfrage. Er selbst habe vor über 50 Jahren das Seepferdchen gemacht. Söders Vater habe nicht schwimmen können. Dies sei ihm ein Ansporn gewesen, es selbst möglichst früh und gut zu lernen. Diese Fähigkeit brauche man sein Leben lang und sie könne Leben retten.
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