Viele Brücken in Bayern müssen saniert werden. Das wissen auch Carima Mcilhone und Sibylle Palfi, die eigentlich gerne im Neu-Ulmer Stadtteil Offenhausen leben, in unmittelbarer Nähe zum idyllischen Ufer der Donau. Doch seit einigen Wochen gibt es ein Problem. Sie kommen zu Fuß kaum mehr nach Ulm, der Zugang zum Friedrichsausteg ist versperrt. "Das ist für uns ein wichtiger Knotenpunkt, damit die Bewohner zum Beispiel den öffentlichen Nahverkehr nutzen können“, sagt Carima Mcilhone.
Doch auch nahegelegene Supermärkte, ein Freibad oder ein Park liegen auf der anderen Seite und sind fußläufig nur noch schwer erreichbar. Denn die nächste Überführung, die Gänstorbrücke, liegt gut 1,5 Kilometer entfernt. Mcilhone und Palfi hatten daher eine Online-Petition gestartet, mit dem Ziel, den Steg wieder zu öffnen. Über 1.500 Unterschriften haben sie inzwischen gesammelt und vor Kurzem an Neu-Ulms Oberbürgermeisterin überreicht.
Schäden nahmen weiter zu
"Wir haben uns die Entscheidung nicht leichtgemacht, aber Sicherheit geht vor“, betont OB Katrin Albsteiger und verweist auf die Ergebnisse detaillierter Untersuchungen. Mitte Mai hatten Fachfirmen die Brücke geprüft, so wie es alle drei Jahre vorgeschrieben ist. Dabei stellten sie erhebliche Mängel an dem Bauwerk aus den 70er Jahren fest. Die Brücke wurde gesperrt, Ingenieure beobachten ihren Zustand in den darauffolgenden Tagen und Wochen weiter und stellten immer mehr Risse und vor allem auch Probleme mit dem Stahl fest. "Die Bewehrung nimmt den Zug der Brücke auf, aber sie ist mittlerweile so verrostet, dass man Stücke mit der Hand rausnehmen kann. Dieses Schadensbild ist so nicht akzeptabel“, sagt Jochen Meissner, Leiter des Tiefbauamts der Stadt Neu-Ulm. Dabei steht in zwei Wochen der Schwörmontag an, der große Stadtfeiertag in Ulm.
Geplante Brückenöffnung zum Schwörwochenende
Der wird traditionell auch auf der Donau begangen. Beim sogenannten "Nabada", also dem Hinunterbaden, sind ähnlich wie bei einem Faschingsumzug "Motto-Schiffe" unterwegs, die meist die Kommunalpolitik auf die Schippe nehmen und von unzähligen privaten Schlauchbooten begleitet werden. Die Teilnehmer spritzen sich auf dem Wasser gegenseitig nass, am Flussufer verfolgen Zehntausende Zuschauer das Spektakel. "Wir wollen den Steg zum Schwörwochenende wieder öffnen, das ist unser Ziel“, sagt Oberbürgermeisterin Albsteiger.
Doch bis dahin gibt es noch viel zu tun. Der Friedrichsausteg muss stabilisiert werden, damit er wieder begehbar ist. Dafür werden Notunterstützungen verbaut, die verhindern sollen, dass sich die Brücke plötzlich setzt. Um die Last von oben zu verringern, wird der Steg an den Zugängen auf eine Breite von 1,50 Meter eingeengt. Ein Ampelsystem und Sicherheitspersonal sollen dafür sorgen, dass die Menschen zügig über die Brücke gehen und sich dort nicht länger aufhalten.
Anwohner fordern vorausschauende Lösung
"Die momentanen Maßnahmen sind keine Dauerlösung, die Brücke ist leider sehr kaputt“, sagt Jochen Meissner, Leiter des Tiefbauamts. Nach dem Schwörmontag wollen Experten sie noch einmal eingehend prüfen, um festzustellen, ob sie überhaupt noch saniert werden kann oder vielmehr durch einen Neubau ersetzt werden muss. Klar ist, die Brücke wird wohl auch in Zukunft wieder gesperrt sein. Mcilhone und Palfi fordern deshalb, dass die Städte Ulm und Neu-Ulm, die sich gemeinsam um das Bauwerk kümmern, schon jetzt nach tragfähigen Lösungen suchen.
Im Gespräch waren in den vergangenen Wochen mehrere Ideen, unter anderem eine Ersatzbrücke, ein Shuttleservice oder ein Boot, dass die Bürgerinnen und Bürger vom einen an das andere Ufer bringen könnte. Momentan ignorieren einige Anwohner einfach die Absperrung an der Brücke und laufen unerlaubt darüber, beinahe im Halbstundentakt kann man Menschen auf dem Steg entdecken. Die Stadt Neu-Ulm appelliert ausdrücklich, das in seinem derzeitigen Zustand nicht zu tun – um die eigene Sicherheit nicht zu gefährden.
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