Nach der Messerattacke auf drei Polizisten im mittelfränkischen Lauf, bei dem der Angreifer erschossen wurde, geht Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) von Notwehr der Bundespolizeibeamten aus. Im Interview mit dem BR nannte Herrmann den 34-jährigen iranischen Angreifer einen "Flüchtling". Es sei bedauerlich, dass der Betreffende zu Tode gekommen ist, so Herrmann. "Leider häufen sich solche Vorfälle", sagte der Innenminister und erinnerte an die Ereignisse in Mannheim und Bad Oeynhausen.
Iraner war abgelehnter Asylbewerber
Der Iraner soll ein abgelehnter Asylbewerber gewesen sein. Nach BR24-Informationen war er Ende 2015 nach Deutschland geflohen und bereits mit dem Gesetz in Konflikt geraten. So soll er gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen haben – war also mit Drogen in Kontakt gekommen – und stand auch wegen Geldfälschung und versuchtem Betrug vor Gericht. BR24-Informationen zufolge wurde er zu einem Jahr Freiheitsstrafe verurteilt. Gegen seinen abgelehnten Asylbescheid hatte er geklagt. Das Verwaltungsgericht Ansbach lehnte die Klage ab. Derzeit war der Iraner in Deutschland nur geduldet.
Staatsanwaltschaft: Motiv unklar
Diese Informationen bestätigte die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth auf BR24-Anfrage nicht. Pressesprecherin Heike Klotzbücher erklärte lediglich, dass es sich um einen iranischen Staatsangehörigen gehandelt habe. Wo er lebte, was seine möglichen Motive gewesen sein könnten und ob er in der Vergangenheit schon Ärger mit der Polizei hatte, beantwortete sie nicht.
Auch zu seinem Aufenthaltsstatus könne sie noch keine Angaben machen. "Der genaue Tatablauf ist jetzt Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen", sagte die Staatsanwältin dem Bayerischen Rundfunk. "Es werden alle Spuren ausgewertet, es werden Zeugen befragt. Wann es Ermittlungsergebnisse gibt, dazu kann ich heute noch nichts sagen."
Warnschuss beeindruckte Angreifer nicht
Der 34-jährige Mann war nach Angaben der Polizei am Sonntag an der Bushaltestelle neben dem S-Bahnhof Lauf links der Pegnitz im Landkreis Nürnberger Land auf einen Streifenwagen der Bundespolizei losgegangen. Er habe die Polizisten zunächst beschimpft und beleidigt. Als die drei Beamten ausstiegen und ihn aufforderten, die Beschimpfungen zu unterlassen, soll er sie mit einem Messer angegriffen haben. Der Einsatz von Pfefferspray konnte den Mann nicht stoppen. Eine Bundespolizistin gab daraufhin einen Warnschuss in die Luft ab. Auch davon ließ sich der Mann nicht beeindrucken. Daraufhin schoss die Polizistin noch einmal und traf den Angreifer im Bauch. Der Mann sei dabei so schwer verletzt worden, dass er noch am Einsatzort seinen Verletzungen erlag, hieß es. Sofort eingeleitete Erste-Hilfe-Maßnahmen hätten sein Leben nicht mehr retten können.
Lauf: Bundespolizisten blieben unverletzt
Die drei Bundespolizisten, eine Frau und zwei Männer, blieben nach BR24-Informationen bei dem Angriff unversehrt. Allerdings seien solche Einsätze nicht einfach, weil immer die Gefahr bestehe, dass die Situation eskaliere, heißt es aus Polizeikreisen.
Nach dem Vorfall gestern Abend wurde der S-Bahnhof Lauf links der Pegnitz weiträumig abgesperrt. Eine Gefahr für die Bevölkerung habe aber nicht bestanden, hieß es. Die Polizei war mit zahlreichen Kräften vor Ort. Der Zugverkehr wurde zeitweise eingestellt. Inzwischen gibt es aber keine Einschränkungen mehr.
Die Kriminalpolizei Schwabach und die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth haben die Ermittlungen aufgenommen. Dabei stehe man noch ganz am Anfang, sagte die Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft, Staatsanwältin Heike Klotzbücher.
Angriffe in Mannheim und Bad Oeynhausen
In Mannheim gab es erst vor knapp einem Monat eine Messerattacke auf einen Polizisten. Ein 24-Jähriger stach einem 29-jährigen Beamten mehrmals in den Kopf, der Polizist erlag zwei Tage später seinen Verletzungen. In Bad Oeynhausen soll ein 18 Jahre alter Syrer einen 20-Jährigen Mitte Juni aus unklaren Gründen im Kurpark attackiert, auf dessen Kopf eingeschlagen und eingetreten haben. Der Mann starb wenige Tage später im Krankenhaus.
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