Das Krippenspiel an Heiligabend mit Kindern, das kennt man. Aber ein Krippenspiel mit Senioren als Darstellern, das ist ungewöhnlich. 2023 hatte ein solches Krippenspiel Premiere in der Jakobskirche in Nürnberg. Und weil es so gut bei den Kirchgängern ankam, wird es diesmal wieder aufgeführt: an Heiligabend in der Familienchristvesper um 15 Uhr. Und nun erstmals auch mit einem Mann.
Diesmal mit einem "echten" Josef
Bei der Premiere im vergangenen Jahr spielten nur vier Frauen mit und mussten daher auch in die Männerrollen im Krippenspiel schlüpfen. Diesmal ist mit dem 69 Jahre alten Religionspädagogen Horst Eichner ein "echter" Josef dabei. Eichner, der auf Theatererfahrung in der Jugendzeit zurückgreifen kann, schlüpft dabei auch in die Rolle eines Hirten: "Das wird sicherlich zu mehr Glaubwürdigkeit beitragen", witzelt der Kirchenmann.
Auch seine Maria - alias Christine Schleier - ist erstmals dabei. Im Gottesdienst vor einem Jahr sah sie das Seniorenkrippenspiel. Nun ist die 62-Jährige selbst mit dabei und genießt ihre zwei Rollen – als Maria und als König.
Pfarrer Hannes Schott hatte die Idee dazu
Weil die handelnden Figuren in der Weihnachtsgeschichte - bis auf Jesus, das Christuskind - alle Erwachsene sind, hatte Hannes Schott, Pfarrer in der Nürnberger St. Jakob-Kirche, die Idee, auch das Krippenspiel mit Erwachsenen zu besetzen. Er entwickelte vier Szenen und reimte die Texte, weil man sich diese seiner Meinung nach so besser merken kann. Schott steigt im Nebenjob selbst gerne als Kabarettist auf so manche Bühne.
Ohne Spickzettel geht es nicht
Mit den Proben haben sie im November angefangen. Und weil alle Rollen ausnahmslos Sprechrollen mit ziemlich viel Text sind, haben sich die Darstellerinnen und Darsteller Spickzettel für den Notfall gebastelt. Die verstecken manche von ihnen gekonnt in ihren Requisiten. Else Bär zum Beispiel spielt den Stern, einen Herold und einen Hirten. Ihren Spickzettel hat die 74-Jährige auf der Rückseite des Sterns angebracht und als Hirte im Wollfell ihres Schafs versteckt.
Wer keine Versteckmöglichkeit hat, wie Angelika Ruf-Holzheid, muss seinen Text auswendig lernen. Die 81-Jährige ist die Älteste im Team und übt ihre Einsätze schon seit Tagen immer wieder beim Abspülen oder Kartoffeln schälen, wie sie erzählte.
Von Lampenfieber keine Spur
Ein bisschen fürchtet sich Angelika Ruf-Holzheid vor einem Blackout in der vollbesetzten Kirche. Aber Lampenfieber hat sie deshalb dennoch nicht. Auch Heidi Kühne nicht. Die 77-Jährige ist zum zweiten Mal dabei und spielt diesmal einen Engel, den Wirt und einen König. Die Kostüme und Requisiten hat sie mit ihren Mitbewohnern im Seniorenstift geschneidert und gebastelt und hatte sehr viel Freude dabei.
Und auch Pfarrer Hannes Schott hat viel Freude an seinen Senioren-Schauspielerinnen und dem Josef: "Es gibt keine Eltern mehr bei den Seniorinnen, die unbedingt ihre Kinder in prominenten Rollen unterbringen wollen", sagt er schmunzelnd. "Das ist ein guter Vorteil."
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!