Ein Mann vergräbt einen Teebeutel im Boden.
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Freiwillige haben in der Rhön Teebeutel im Boden vergraben. Das soll zeigen, wie aktiv der Boden dort ist.

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Mit vergrabenen Teebeuteln: Bodenforschung in der Rhön

Mit vergrabenen Teebeuteln: Bodenforschung in der Rhön

Wie aktiv ist der Boden in der Rhön? Das will ein internationales Forschungsprojekt herausfinden – und greift dabei auf eine kuriose Methode zurück: Freiwillige haben Teebeutel im Boden vergraben. Das soll auch Aufschluss über den Klimawandel geben.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

"Es müssen neue Teebeutel sein – keine gebrauchten", sagt Martin Bohn. Er ist einer der rund 20 Freiwilligen, die bei einem Bürgerwissenschaftsprojekt in der Rhön mitmachen und dort Teebeutel im Boden vergraben. Bohn steht in einem Wald in der Nähe von Oberelsbach im Landkreis Rhön-Grabfeld. Mit seiner Schaufel gräbt er ein acht Zentimeter tiefes Loch in den Boden, legt einen Beutel grünen Tee hinein und bedeckt ihn wieder mit Erde. Das Teebeutel-Fähnchen aus Papier ragt aus dem Boden heraus.

Freiwillige haben Teebeutel an sechs Stellen in der Rhön vergraben

Gleich daneben verbuddelt Martin Bohn fünf weitere Beutel – drei mit Rooibusch und zwei mit grünem Tee. Der Rooibuschtee zersetzt sich in der Erde langsamer als der grüne Tee. An insgesamt 24 Stellen haben Freiwillige jeweils sechs Beutel in der Erde vergraben. "Mir macht es viel Spaß, ehrenamtlich bei diesem Projekt mitzumachen", sagt Bohn.

Teilnehmer dokumentiert auch PH-Wert und genauen Standort

Mit einem Teststreifen misst Martin Bohn auch den PH-Wert des Bodens. Er liegt in diesem Fall bei 5,5 – also leicht säuerlich. Das sei normal für den Boden dort. Dann notiert er sich einige Daten über die Stelle im Laubwald, wie zum Beispiel Beschattung und Hanglage. Auch wenn ihm der Ort vorgegeben wurde, schreibt er sich noch dessen genaue GPS-Koordinaten auf. Anschließend markiert er mit kleinen Ästen die Stelle, um die Beutel später leichter wieder zu finden.

Hintergrund: Internationaler Tea Bag Index

Teebeutel im Boden vergraben: Was sich im ersten Moment kurios anhört, hat einen ernsten Hintergrund. Das internationale Forschungsprojekt will nämlich herausfinden, wie aktiv der Boden in der Rhön ist. Dabei soll der sogenannte Tea Bag Index helfen – ein international standardisiertes Verfahren. Die Beutel bleiben drei Monate im Boden. Je mehr der Tee zersetzt ist, desto aktiver ist der Boden. Für die Helferinnen und Helfer heißt es also "abwarten und Tee trinken", so die Verantwortlichen des Projekts.

Gewichtsverlust der Teebeutel gibt Hinweise auf Zersetzung

Die Teebeutel werden vor dem Eingraben gewogen – und ebenso, wenn sie nach 90 Tagen wieder ausgebuddelt werden, so Projektleiterin Tina Bauer vom Biosphärenreservat Rhön. Je nachdem wie viel Gewicht der jeweilige Teebeutel verloren hat, kann man eine Aussage darüber treffen, wie stark das organische Material im Boden zersetzt wurde. Dafür sind vor allem kleinste Lebewesen im Erdreich verantwortlich, zum Beispiel Mikro-Organismen.

Verschiedenes Gestein: Welcher Boden ist aktiver?

Um die ausgesuchten Standorte besser miteinander vergleichen zu können, befinden sie sich alle in Laubmischwäldern. Laut Tina Bauer unterscheiden sich an den Stellen allerdings die Gesteine im Untergrund: So sind dort entweder Buntsandstein, Muschelkalk oder Basalt unter der jeweiligen Erdschicht. Für die Projektleiterin stellt sich also die spannende Frage: Bei welcher dieser drei Gesteinsarten im Untergrund ist die Bodenaktivität höher?

Teebeutel-Methode liefert wichtige Daten für die Rhön

Die Teebeutel-Methode ist "eine kostengünstige Methode, um die Zersetzung organischen Materials in unterschiedlichen Böden zu messen", so das Biosphärenreservat Rhön. Solche Daten haben in der bayerischen Rhön bislang gefehlt. Diese Region biete wichtige Lebensräume für viele Arten, sei aber als Mittelgebirge besonders vom Klimawandel betroffen. Die Ergebnisse des Projekts sollen einen Beitrag zur Klimawandelforschung in der Rhön leisten.

Daten fließen in weltweites Forschungsprojekt

An dem Projekt ist auch Maya Reichert beteiligt. Sie sammelt die Daten für ihre Geografie-Bachelor-Arbeit an der Universität Leipzig. Zum einen ist das Ziel, Aussagen über die Bodenaktivität in der Rhön zu treffen. "Das ist sehr spannend, weil es bisher wenige Daten darüber gibt", ergänzt sie. "Zum anderen ist es klasse, dass wir die Informationen in eine weltweite Datenbank einfließen lassen können." Aus den Daten entsteht eine Karte zu Bodenaktivität beziehungsweise Bodenzersetzung auf der ganzen Welt. Genau wie Martin Bohn in der Rhön vergraben auch Freiwillige in China oder in den Tropen Teebeutel.

Boden als wichtiger CO2-Speicher

Projektleiterin Tina Bauer hält diese Arbeit für sehr wichtig – besonders in der aktuellen Zeit: "Der Boden ist einer der größten Kohlenstoffspeicher unserer Erde", betont sie. Dort wird deutlich mehr klimaschädliches CO2 gespeichert als zum Beispiel in Wäldern oder in der Atmosphäre.

Das Biosphärenreservat erklärt es folgendermaßen: Wenn Pflanzen absterben, wird ihr Kohlenstoff langsam freigesetzt. Das hat Auswirkungen auf den Boden und die Atmosphäre. Die Geschwindigkeit, mit der das geschieht, beeinflusst, wie viel Kohlenstoff freigesetzt wird. Schneller Abbau erhöht also die Freisetzung von CO2, langsamer Abbau erhöht die Speicherung im Boden.

Projekt ist wichtig für Klimamodelle

Durch das internationale Projekt könne man weltweit mehr über die Kohlenstoffspeicherung der Böden erfahren, so Tina Bauer. Diese Erkenntnisse ließen sich in Klimamodelle einbeziehen. Nach ihrer Einschätzung könnte man dann auch bessere Voraussagen treffen, wie zum Beispiel über die Erderwärmung.

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