Am Montagnachmittag werden im Gerichtssaal im Mordprozess um Alexandra R. Videoaufnahmen gezeigt. Bilder von Überwachungskameras sind zu sehen, aufgenommen an Tankstellen und Autobahn-Rasthöfen. Minutenlang sehen sich die Prozessbeteiligten an, wie die beiden Angeklagten, Dejan B. und Ugur T., tanken, noch Frostschutzmittel und Schokoriegel kaufen, bezahlen, einsteigen und wieder wegfahren. Mal zu zweit, mal jeder für sich, auch die Fahrzeuge wechseln. Minutenlang geht da so, niemand im Saal spricht ein Wort.
Auf Nachfragen des Vorsitzenden Richters erläutert die Polizisten, welche Aufnahmen wann und wo entstanden sind.
Wie kam das Handy der Vermissten nach Italien?
Aber wenigstens sind es Videos, die zu sehen sind. Der Vormittag war geprägt von Standfotos und den Ausführungen der Polizistin, bei der alle Fäden der Ermittlungen zusammengelaufen sind. Sie gab Auskunft darüber, wann die Handys der Angeklagten in welchen Funkzellen eingeloggt waren und wer wann wo getankt hat oder durch welche Straße gefahren ist.
Wir folgen Ugur T. über die A9 nach Süden durch Österreich und über den Brenner nach Italien. Dort sendet auch das Handy von Alexandra R. das letzte Signal. Dann die Rückreise, rekonstruiert nicht zuletzt durch die Daten der Mautstellen in Österreich.
Kaminsauger im Müll
Dann eine andere Kamera: Am 9. Dezember 2022 um 8.10 Uhr bringt Alexandra R. ihre Pflegetochter zur Kita, danach verschwindet sie. Es sind die letzten Aufnahmen, die sie lebend zeigen. Anschließend der Recyclinghof am Pferdemarkt in Nürnberg: Dejan B. fährt vor und lädt einen Kaminsauger aus, anderen Unrat hat er nicht dabei. Er entsorgt das Gerät und fährt davon. Anhand der Aufnahmen gelang es den Ermittlern kurz danach, den Staubsauger aus dem Müll zu fischen und krimimaltechnisch zu untersuchen. Von Alexandra R. fanden die Spezialisten des Landeskriminalamts keine Spur.
Klebeband, Haare und eine DNA-Spur
Anders bei den Aufnahmen aus einem leerstehenden Haus in Schwabach. Dort wurde ein Ohrringverschluss gefunden, passend zum Schmuck von Alexandra R. wie aus alten Fotos hervorgeht. Außerdem Klebeband mit Haaren der Vermissten. Und DNA-Spuren von Ugur T. Wie kann das sein? Wenn die Staatsanwaltschaft recht hat, wurde Alexandra R. zunächst entführt und in das leerstehende Haus gebracht. Dort soll sie gezwungen worden sein, die Strafanzeigen wegen Nötigung und Betrugs gegen die beiden nun Angeklagten zurückzunehmen. Anschließend sollen Dejan B. und Ugur T. die hochschwangere Frau ermordet haben und ihre Leiche verschwinden lassen. Vielleicht war es auch ganz anders. Aber wie? Der Prozess wird am kommenden Freitag fortgesetzt.
Im Video: Spurensuche im Mord-Prozess ohne Leiche
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