Die angeklagte Krankenpflegerin sitzt mit Übersetzerin und ihren Anwälten im Gerichtssaal.
Bildrechte: BR/Corinna Ballweg
Audiobeitrag

Die angeklagte Krankenpflegerin (Mitte) mit Übersetzerin und ihren Anwälten.

Audiobeitrag
>

Mordprozess gegen Krankenpflegerin: Gericht befragt Kollegen

Mordprozess gegen Krankenpflegerin: Gericht befragt Kollegen

Im Prozess gegen eine Krankenpflegerin vor dem Landgericht Regensburg haben am zweiten Tag mehrere Kollegen der Angeklagten ausgesagt. Die Staatsanwaltschaft wirft der 37-Jährigen unter anderem heimtückischen Mord aus Habgier sowie Raub vor.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Am Landgericht Regensburg ist am Freitag der Prozess gegen eine Krankenpflegerin weitergegangen. Die 37-Jährige soll Anfang des Jahres am Caritas-Krankenhaus St. Josef mehrere Patienten intravenös betäubt und ihnen Schmuck gestohlen haben.

Eine Frau mit Mitte 60 soll laut Anklage in Folge der Betäubung gestorben sein. Die Staatsanwaltschaft wirft der Beschuldigten heimtückischen Mord aus Habgier sowie Raub vor.

Patienten betäubt und beraubt?

Daneben legt die Staatsanwaltschaft der Krankenschwester unter anderem fünffachen versuchten Mord, besonders schweren Raub und gefährliche Körperverletzung zur Last. Nach den Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörde betäubte die 37-jährige Angeklagte die Patienten mit dem Beruhigungsmittel Midazolam. Das Mittel soll für das Personal frei zugänglich gewesen sein. Im Anschluss soll sie vor allem Eheringe oder Ohrringe eingesteckt und später verkauft haben. Teilweise waren die Betroffenen über Stunden hinweg nicht bei Bewusstsein.

Patientin nach Schmerzmitteleinnahme auf Intensivstation

Am heutigen zweiten Prozesstag ging es vor allem um die zu Tode gekommene Patientin. Mehrere Mitarbeitende des Krankenhauses wurden vernommen. Darunter: eine 19-jährige Auszubildende, die Ende Januar Dienst mit der Angeklagten hatte. Sie sagte aus, ihr habe die 37-Jährige gesagt, dass sie der betreffenden Patientin am Morgen ein Schmerzmittel gegeben habe, weil diese über Bauchschmerzen klagte.

Als sie beim Rundgang wenig später zu dritt in das Zimmer der Patientin gegangen seien, fühlte die Angeklagte bei der Patientin keinen Herzschlag und wies an, einen Notruf abzusetzen. Dabei soll die Angeklagte "geschockt" gewirkt haben. Die Patientin wurde reanimiert und auf die Intensivstation verlegt.

Die 45-jährige Tochter der mittlerweile toten Frau gab heute vor Gericht an, dass sie am Morgen noch mit ihrer Mutter Handynachrichten ausgetauscht habe. Bei einem Besuch auf der Intensivstation fiel der Tochter ihren Ausführungen nach auf, dass ihrer Mutter die Halskette und der Ehering fehlten.

Verlustanzeigen häuften sich

Wie sowohl die Geschäftsführerin des Krankenhauses als auch die Stationsleitung und stellvertretende Stationsleitung aussagten, hatte es Anfang des Jahres vermehrt Verlustanzeigen über Wertgegenstände von Patienten gegeben. Wie der Stationsleiter ausführte, sei ihm im Zuge von internen Recherchen aufgefallen, dass bei den Vorfällen immer die Angeklagte im Dienst und für die jeweiligen Patienten "verantwortlich war".

Bei einem Gespräch soll die Beschuldigte alles abgestritten haben. Letztlich wurde die 37-Jährige freigestellt. Einen Tag danach soll sie selbst gekündigt und einen Auflösungsvertrag unterschrieben haben.

Uhren und Schmuck dem Freund zur Aufbewahrung gegeben

Im Prozess wurde außerdem ein 28-jähriger Krankenpfleger eines anderen Regensburger Krankenhauses vernommen. Wie die Angeklagte stammt er von den Philippinen. Die beiden waren nach Angaben des 28-Jährigen gut befreundet und hätten auch intime Kontakte gehabt. Im Zuge der Ermittlungen durchsuchte die Polizei seine Wohnung. Hier fanden die Beamten mehrere Hundert Euro Bargeld und Uhren.

Der Krankenpfleger sagte vor Gericht, dass er das Geld und die gebrauchten Uhren für die Angeklagte aufbewahrt habe. Sie habe zu ihm gemeint, die Uhren in einem Second-Hand-Laden gekauft zu haben.

Zuvor soll die 37-Jährige geahnt haben, dass eine Durchsuchung ihrer Wohnung anstehen könnte, so der Zeuge. Sie habe das Geld an ihre Familie schicken wollen – das sei normal, wenn ein Philippiner nach Deutschland komme und hier arbeite. Beim Verlassen des Zeugenstands äußerte der 28-Jährige noch: "Ich weiß, dass sie es nicht gemacht hat."

Angeklagte weist alle Vorwürfe zurück

Die Angeklagte schwieg am zweiten Verhandlungstag. Zum Auftakt am Mittwoch wies sie über ihre Anwälte alle Vorwürfe zurück. Sie ließ über ihre Verteidiger erklären, niemanden getötet oder beraubt zu haben.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!