Am Landgericht Schweinfurt läuft derzeit ein Prozess zu einem Mord, der jahrzehntelang nicht aufgeklärt werden konnte. Vor 47 Jahren fand man die damals 18-jährige Cornelia Hümpfer tot auf einem Feld bei Unterspiesheim im Landkreis Schweinfurt. Die junge Frau war mit 14 Messerstichen getötet worden. Dafür muss sich derzeit ein 70-jähriger ehemaliger US-Soldat vor Gericht verantworten, der zum Tatzeitpunkt bei der US-Armee in Schweinfurt stationiert war.
Verteidigung zweifelt an Glaubwürdigkeit der Ex-Frau
Zeugenaussagen belasten den Mann schwer. Darunter fällt auch die Aussage einer Sachverständigen des Bayerischen Landeskriminalamtes. Zuerst stand jedoch eine Ex-Frau im Zeugenstand.
Die Verteidigung hatte gleich zu Beginn die Glaubwürdigkeit der zweiten Ex-Frau des Angeklagten angezweifelt und ein psychiatrisches Gutachten der Frau beantragt. Die hatte vor Gericht erklärt, dass ihr Mann etwa 17 Jahre nach der Tat eines Tages nach Hause gekommen sei und ihr den Mord an der 18-Jährigen gestanden habe. Seine damalige erste Frau soll die Tatwaffe, ein Bajonettmesser, noch am Tattag entsorgt haben. Diese Informationen habe sie später US-Militärbehörden gemeldet – nachdem sie ihre Kinder und sich in Sicherheit wusste und die Scheidung eingereicht hatte.
Verteidigung fordert psychiatrisches Gutachten der Zeugin
Ein Teil ihrer ersten Aussage, die im September letzten Jahres auch über eine Videoschalte im Zuge der Ermittlungen im Beisein der Polizei und Staatsanwaltschaft aufgezeichnet worden war, wurde in der Verhandlung zusätzlich vorgespielt. Daraufhin beantragte die Verteidigung die psychiatrische Begutachtung der Ex-Frau des Angeklagten.
Zwischen den beiden Frauen und dem Beschuldigten gibt es eine ungewöhnliche Konstellation: dreimal hat der heute 70-Jährige seine erste Ehefrau und gleichzeitig Stiefschwester geheiratet. Dazwischen war er unter anderem mit der Frau verheiratet, die jetzt als Zeugin ausgesagt und ihren Ex-Mann schwer belastet hat.
Gutachten: DNA-Fund an Kniestrümpfen belastet Angeklagten schwer
Eine weitere wichtige Zeugin lieferte belastendes Material: Die für DNA-Abgleiche zuständige Sachverständige des Bayerischen Landeskriminalamts sagte aus, sie hätte an Kniestrümpfen des Opfers DNA-Spuren gefunden, die mit "höchster Wahrscheinlichkeit" dem Angeklagten zuzuordnen seien.
Das Gericht würde gerne auch die Ehefrau des Angeklagten in den Zeugenstand rufen – diejenige, die ihrem Mann nach der Tat ein Alibi gegeben haben soll. Bislang allerdings ist das misslungen – wohl aus gesundheitlichen Gründen. Eine Befragung per Videokonferenz ist bislang ebenfalls gescheitert.
Hintergrund zum Cold Case
Der einstige US-Soldat soll im Alter von 24 Jahren sein Opfer am Abend des 20. April 1978 mit 14 Messerstichen ermordet haben. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft wollte der Mann mit der Tat verhindern, dass seine Beziehung zu der 18-jährigen Studentin seiner Frau bekannt wird. Cornelia Hümpfer soll von dem Angeklagten auch schwanger gewesen sein. Sie soll ihm gesagt haben, die Beziehung zu ihm seiner Frau zu erzählen.
Der heute 70-Jährige aus Nebraska war im Juni 2024 von den amerikanischen Behörden nach Deutschland ausgeliefert worden und sitzt seitdem hier in Untersuchungshaft. Schon unmittelbar nach dem Mord war er als möglicher Täter in den Fokus von Ermittlern geraten, konnte aber nicht überführt werden.
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