Es ist Freitagnachmittag. Während andere Schülerinnen und Schüler ins Wochenende starten, geht es für Sarah in eine Extra-Lerneinheit. Im Südstadtforum in Nürnberg besucht die Neuntklässlerin einen Schulförderkurs der Nürnberger Stadtmission. Es geht um ein Fach, das vielen Probleme bereitet: Mathe. "Da hakt es ein bisschen bei mir", erzählt Sarah und setzt sich zu ihrem Nachhilfelehrer Herbert Biebl. Heute stehen X-Gleichungen auf dem Programm. Denn die kämen im Quali immer dran, erklärt der Lehrer.
Zeit für Nachfragen
Drei Stunden dauert die Nachhilfe-Einheit, die oft in kleinen Gruppen und manchmal sogar nur mit einem Schüler und einem Lehrer stattfindet – und das einmal in der Woche während des ganzen Schuljahres. Hier sei genug Zeit, auch drei-, vier- oder fünfmal nachzufragen, sagt Biebl. In einer Schulklasse mit 30 Schülern, in der die Lehrkräfte ihren Stoff durchbringen müssen, sei dafür oft keine Zeit.
Herbert Biebl will den Jugendlichen Mut machen, denn wenn sie mehrmals etwas falsch gemacht hätten, dann trauten sich die jungen Menschen im Schulunterricht oft nicht mehr mitzumachen. Durch die zusätzlichen Übungen und Erklärungen soll in den Schulförderkursen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entstehen.
Gute Startchancen für alle
Mathematik, Englisch, Deutsch und Deutsch als Fremdsprache sind die Kurse, die gut besucht sind. Sie sind gemacht für Mittelschülerinnen und -schüler, die demnächst ihre Abschlussprüfungen schreiben.
Seit 50 Jahren gibt es das Förderprogramm der Stadtmission, das vor allem für Familien wichtig ist, die sich Nachhilfe auf dem freien Markt nicht leisten können. Etwa die Hälfte der Kinder nutzt die reduzierten Preise von rund neun Euro im Monat. "Wenn man einen guten Schulabschluss hat, eine gute Ausbildung starten kann oder sogar noch das Fachabitur macht, dann kommt man aus dem Teufelskreis der Armut hinaus", erklärt Gesa Hocheder von der Stadtmission Nürnberg. Man wolle den jungen Menschen mit den Schulförderkursen gute Startchancen geben.
Freude über bestandene Schulabschlüsse
Herbert Biebl gibt seit 23 Jahren Nachhilfe. Die Zeiten hätten sich verändert, resümiert er. Die jungen Menschen seien heute durch soziale Medien viel abgelenkter als früher, könnten sich nicht mehr so sehr auf die Schule konzentrieren. Hier in den Kursen seien sie alle freiwillig, das betonen die Verantwortlichen. Denn auch Sarah weiß: "Ich möchte einen guten Abschluss machen, weil ich später mal erfolgreich sein möchte."
Über 4.000 Jugendliche haben schon an der Maßnahme teilgenommen. Und der Erfolg spricht für sich: Dank der Nachhilfe schaffen je nach Jahrgang 86 bis 89 Prozent ihren Abschluss. Darüber freuen sich dann nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch ihre Nachhilfelehrer.
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