Am Freitagabend, 22:30 Uhr gingen die letzten Tickets für eine Fahrt auf das höchste Bauwerk der bayerischen Landeshauptstadt über die Verkaufstheke. Nun schließt der Olympiaturm für zwei Jahre seine Türen. Brandschutz, Lüftungsanlagen, Heizungs- und Wasserrohre, die Fassade, die Küchentechnik im Drehrestaurant – alles wird auf Vordermann gebracht. Auch werden die Personenaufzüge ausgetauscht. Für Betriebsleiter Ulrich Bodammer ist der Turm nicht nur Arbeitsplatz, sondern auch Wohnort. Er muss deshalb jetzt umziehen.
Wohnung am Fuß des Turms
Wenn der 64-Jährige aus dem Fenster schaut, sieht er eine Betonwand – die Fassade des Olympiaturms. Denn seine Betriebswohnung befindet sich am Fuß des Turms, der jetzt zur Großbaustelle wird. Ulrich Bodammer muss deshalb raus. "Ich wollte eigentlich die Möbel schon alle raus haben“, seufzt aber, "aber das hat zeitlich irgendwie nicht so richtig funktioniert.“
Heiratsanträge in luftiger Höhe
Seit 23 Jahren ist er als Betriebsleiter zuständig dafür, dass im Olympiaturm technisch alles reibungslos läuft und mögliche Probleme wie ein steckengebliebener Aufzug schnell gelöst werden. Manchmal ging es aber auch um Hilfe ganz anderer Art: Der Turm ist ein beliebter Ort für Heiratsanträge. Da gab es auch schon "ausgefallene Dinge“, erzählt Bodammer schmunzelnd: Einmal zum Beispiel sei Amor per Laser vorbeigeflogen und habe Pfeile verschossen.
Erfundene Anekdote zur Turmhöhe
Eröffnet wurde der etwas mehr als 290 Meter hohe Olympiaturm 1968. Oberbürgermeister war damals Hans Jochen Vogel. "Manchmal haben wir dann behauptet, dass wir uns aus Respekt vor dem 300 Meter hohen Eiffelturm mit 290 Metern begnügt hätten“, erzählte er später einmal und räumte ein: "Das war aber eher eine erfundene Anekdote“.
Last-Minute-Besucher auf die Plattform
45 Millionen Besucher waren schon auf dem Olympiaturm. Viele haben dieser Tage auch die vorerst letzte Chance genutzt. Da waren zum Beispiel die Großeltern, die mit ihren Enkeln einen Ausflug gemacht haben – und bei der Gelegenheit selbst das erste Mal raufgefahren sind. Oder der Senior, der seit 1972 immer wieder mal da war. Oder der jüngere Mann, der sichtlich beeindruckt vom 360-Grad-Panorama schwärmte.
Generalsanierung für 50 Millionen Euro
Damit ist ab dem 1. Juni erst einmal Schluss. Die ersten Arbeiten haben schon vor Monaten begonnen, aber jetzt wird zwei Jahre lang rundum saniert. Die Kosten werden auf 50 Millionen Euro geschätzt. Damit die Besucher im Olympiapark auch während der Bauzeit hoch hinaus können, soll aber vor dem Eisstadion übergangsweise ein immerhin 70 Meter hoher Turm mit Gondeln aufgestellt werden.
1.230 Stufen zu Fuß auf den Turm
Betriebsleiter Ulrich Bodammer ging oft zu Fuß auf den Olympiaturm – 1.230 Stufen. Gerade mal zehn Minuten hat er dafür gebraucht. Und oben schaut der FC Bayern-Fan dann gerne mal Richtung Norden zur Allianz-Arena – oder Richtung Süden an Föhntagen, wenn die Alpen zum Greifen nahe sind. Seine neue Wohnung kann Ulrich Bodammer vom Turm aus ebenfalls sehen. Und wo wird er bei der Wiedereröffnung sein? "Dann hat der Ruhestand mich eingeholt“, sagt er. Womöglich werde er als Gast dabei sein, "aber nicht mehr als Betriebsleiter“.
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