Im Freistaat soll sich laut Deutschem Wetterdienst (DWD) im Laufe des Freitags ein unwetterartiger Dauerregen ausbreiten. Auch am Samstag erwarten die Experten Schauer, teils sehr kräftig und ergiebig. Im Norden Bayerns dauere der Regen womöglich bis Sonntag. Besonders in Schwaben sei mit Hochwasser zu rechnen.
Im Laufe des Freitags werden dem DWD nach in den meisten bayerischen Regionen zwischen 50 und 90 Liter Niederschlag pro Quadratmeter erwartet, in Staulagen sogar um die 100 Liter. Dazu zählen Gebiete mit hohen Bergen, wo sich beim Aufstieg der Luft die Feuchtigkeit staut und es vermehrt zu Regen kommt. In Niederbayern würden 30 bis 50 Liter erwartet. Die Temperaturen sollen sich zwischen 11 und 17 Grad bewegen.
Behörden sprechen Warnungen aus
Auch in der Nacht zum Samstag warnen die Experten vor weiteren ergiebigen Regenfällen. Am Samstag selbst bliebe es bedeckt, der Regen dauere weiterhin an. Es werde starker, auffrischender Wind erwartet.
Bereits am Donnerstag haben zwei bayerische Wasserwirtschaftsämter Warnungen ausgesprochen. Im Landkreis Schwandorf kann es demnach bis Freitagnachmittag zu Ausuferungen und Überschwemmungen kommen, im Landkreis Miesbach möglicherweise zu Hochwasser.
Extremes Unwetter vom Allgäu bis nach Mittelfranken
Betroffen von den extremen Unwettern in den kommenden Tagen sind etliche Landkreise in allen Regierungsbezirken Bayerns. Die Schwerpunkte sind Franken, Schwaben und das Allgäu sowie auch das Erzgebirge und der Thüringer Wald. "In diesem Bereich erwarten wir innerhalb von 48 Stunden Niederschlagsmengen von 100 Litern pro Quadratmeter", sagte der DWD-Meteorologe Nico Bauer.
Grafik: Bayernkarte - Wetterwarnungen des DWD
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) informiert über Wetterlagen und gibt auch im Ernstfall amtliche Warnungen heraus. Abgestuft werden diese in vier Kategorien:
Stufe 1 (gelb, Wetterwarnung) / Stufe 2 (orange, Warnung vor markantem Wetter) / Stufe 3 (rot, Unwetterwarnung) / Stufe 4 (dunkelrot, Warnung vor extremem Unwetter) / Lila: Hitzewarnung / Rosa: UV-Warnung / Grün: Keine Warnung / Schraffiert: Vorab-Warnung
Hochwasser erwartet - Schwerpunkt wohl in Schwaben
Der Hochwassernachrichtendienst rechnet mit ersten Ausuferungen am oberen Inn (externer Link) bereits ab Freitagabend, in anderen Regionen ab Freitagnacht bis Samstagmittag. Die Höhe des Hochwassers und die regionale Betroffenheit sei noch sehr ungewiss. Nach derzeitigen Prognosen liegt der Schwerpunkt in Schwaben. Im Fokus steht die Donau. Größere Hochwasserereignisse werden am Samstag an den Flüssen Günz, Kammel und Mindel erwartet, also in den Landkreisen Unterallgäu und Günzburg. Das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth warnt vor "flächigen Hochwassersituationen" in den nächsten Tagen für die Landkreise Aichach-Friedberg, Augsburg, Dillingen, Donau-Ries und Neu-Ulm.
An der Günz bei Lauben und im Bereich von Nattenhausen könnte schon heute Meldestufe drei erreicht werden, sagte Jonas Meinzer vom Wasserwirtschaftsamt Kempten dem BR. Ab der kommenden Nacht und am Samstag könnte demnach dort auch Meldestufe vier überschritten werden. Das bedeutet, dass auch in größerem Umfang bebautes Gebiet überschwemmt wird. Die Mindel dürfte vor allem ab dem Bereich Hasberg betroffen sein, so Meinzer weiter. Voraussichtlich werde zur Abfederung des Hochwassers an der Mindel das Rückhaltebecken bei Dirlewang geflutet.
Derzeit werde die Lage genau beobachtet, etwa in Neu-Ulm. Auch am Wochenende werde man einsatzbereit sein, um unter Umständen mobile Hochwassersperren aufbauen zu können, heißt es von der Stadt. Ab einem Abfluss von 700 Kubikmeter pro Sekunde wird im Landkreis Dillingen ab der Staustelle Faimingen bei Lauingen Wasser der Donau ausgeleitet (Riedstrom). Für Probleme wird die Wörnitz voraussichtlich in Harburg sorgen. Dort könnte der Pegel von den üblichen 1,50 Meter auf vier Meter steigen. Hier wären dann auch Straßen, Parkplätze und Häuser betroffen.
Volksfest in Wallersdorf überflutet
Im niederbayerischen Wallersdorf überflutete der Regen am Donnerstag bereits ein Volksfest. In dem Ort im Landkreis Dingolfing-Landau habe es innerhalb von 20 Minuten Regenfälle von etwa 35 Litern gegeben, wie Florian Kramhöller, Erster Kommandant der Feuerwehr Wallersdorf, BR24 sagte. Diese Mengen habe die Kanalisation nicht aufnehmen können, weshalb es zu Überflutungen auf Straßen, in Kellern und Unterführungen gekommen war.
Auch der Festplatz, auf dem seit Mittwoch das Wallersdorfer Volksfest stattfindet, war betroffen. Laut Kramhöller war das Areal überflutet und die Fahrgeschäfte mussten kurzzeitig ihren Betrieb einstellen. Gegen 19 Uhr am Donnerstag waren alle Einsätze abgeschlossen und auch das Volksfest konnte seinen Betrieb wie gewohnt wieder aufnehmen.
Straßen überschwemmt und Keller vollgelaufen
In Neudrossenfeld im Landkreis Kulmbach (Regierungsbezirk Oberfranken) führten die gewaltigen Wassermassen dazu, dass Straßen überschwemmt wurden und Gullis überliefen. Auch im Bereich Cham in der Oberpfalz meldete die Polizei einen vollgelaufenen Keller und eine überschwemmte Straße.
Feuerwehren sehen sich gut vorbereitet
Trotz der amtlichen Unwetterwarnung der Warnstufe 3 sind die Feuerwehren in Mittelfranken vorläufig gelassen. Mit übermäßigen Überflutungen rechne man weder im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, noch in Nürnberg. "Wir haben keine größeren Vorbereitungen laufen", sagte Rainer Weiskirchen, Kreisfeuerwehrsprecher in Neustadt/Aisch. Die rund 5.000 Feuerwehrleute im Landkreis seien dank regelmäßiger Übungen gut auf mögliche Hochwasser-Szenarien vorbereitet.
Gleiches gelte in Nürnberg, so Volker Pöll, diensthabender Leiter der Integrierten Leitstelle. Sollten Keller und Unterführungen doch stärker volllaufen als erwartet, würde die Stadt eine Bereitschaft ins Leben rufen. Auch in Unterfranken bereiten sich laut Angaben der Integrierten Leitstellen (ILS) Würzburg, Schweinfurt, Aschaffenburg und der Polizei die Einsatzkräfte vor, indem sie Sandsäcke befüllen.
Volksfeste wegen Wetterlage teilweise abgesagt
Die Wetterprognose beschäftigt auch Veranstalter von Festivals wie dem Africa-Festival in Würzburg, das gestern begonnen hat und bis Sonntag dauert. Von einem Abbruch ist dort jedoch derzeit nicht die Rede. Die Veranstalter haben laut eigener Aussage die Wetter-Vorhersagen im Blick und sind gewappnet.
In Schweinfurt wurde vorsichtshalber der Volksfest-Festumzug abgesagt, der morgen hätte stattfinden sollen. Von der Stadt heißt es in einer Mitteilung dazu: "Die schlechte Wetterprognose – mit zum Teil Unwetterwarnungen für ganz Bayern – fordert vor allem auch die Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW und Polizei." Das nach dem Festzug geplante 9. Unterfränkische Gautrachtenfest des Trachtenverbands sei von der Absage aber nicht betroffen.
- Zum Artikel: "Kurz erklärt: Der Unterschied zwischen Wetter und Klima"
Mit Informationen von dpa und Schwaben-Korrespondentin Judith Zacher
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