Rekonstruktion des Raubsauriers
Bildrechte: Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns
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Diese Rekonstruktion zeigt, wie der bislang unbekannte Raubsaurier ausgesehen haben könnte.

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Münchner Paläontologen entdecken unbekannte Dinosaurier-Art

Münchner Paläontologen entdecken unbekannte Dinosaurier-Art

Um neue Dinosaurier-Arten zu entdecken, muss man nicht unbedingt in der Erde graben. Münchner Paläontologen fanden – obwohl das Skelett im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde – eine neue, bisher unbekannte Raubsaurierart. Beim Wühlen in den Archiven.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

In den Archiven sind noch einige unbekannte Dinosaurierarten zu finden, davon ist Paläontologe Maximilian Kellermann überzeugt. Beim Stöbern in alten Sammlungen entdeckte er unerwartet eine neue, bis dahin unbekannte Art.

Der sogenannte Tameryraptor margrafi war wohl einer der größten Raubsaurier der Welt. Das Original-Skelett des Dinosauriers wurde 1914 in der ägyptischen Bahariya Oase ausgegraben - und damals fälschlicherweise der Gattung des sogenannten Carchadontosaurus zugeordnet, einer der größten bekannten landlebenden Fleischfresser der Erdgeschichte.

Original Skelett bei Bombenangriff zerstört

Über 100 Jahre war das Stand der Wissenschaft, denn das Skelett wurde, wie viele andere Fossilien, im Juli 1944 während des Zweiten Weltkriegs bei einem Bombenangriff auf die Alte Akademie in München zerstört. Ein Großteil der damaligen Sammlung, darunter auch sämtliche ägyptische Dinosaurierfossilien, fielen dem Luftangriff zum Opfer.

Das Fossil von der Bahariya Oase geriet in Vergessenheit - bis heute. Maximilian Kellermann, der an der Ludwig-Maximilians-Universität seine Masterarbeit schreibt, stieß bei seinen Recherchen auf neue, bislang unbekannte Fotos der Knochen vor deren Zerstörung. Als er diese fand und genauer studierte, sei ihm klar gewesen: "Das ändert alles."

So groß wie Tyrannosaurus rex

Denn das Skelett unterscheide sich deutlich von neueren Carchadontosaurus Funden aus Marokko. Obwohl das Fossil nicht mehr existiert, konnte Kellermann einiges über den Raubsaurier herausfinden. Der Tameryraptor margrafi lebte in Nordafrika in der Kreidezeit vor etwa 95 Millionen Jahren.

Laut Kellermann hatte der bislang unbekannte Dinosaurier geriffelte Zähne wie ein Steakmesser, ein markantes Nasenhorn und war wohl zwischen 9 und elf Meter lang - etwa so groß wie der Tyrannosaurus rex aus Nordamerika. Vermutlich habe der Raubsaurier alles gefressen, was er kriegen konnte. Die Forschenden gehen davon aus, dass er auch Langhalsdinosaurier gefressen haben könnte.

Unbekannte Arten in Archiven versteckt

Die neue Dinosaurierart wurde nach dem Fossiliensammler Richard Markgraf benannt, der das Skelett damals in Ägypten ausgegraben hatte.

"Vermutlich war die Dinosaurierfauna Nordafrikas deutlich vielfältiger, als wir das bislang angenommen haben", bestätigt Experte Oliver Rauhut von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie, der den Masterstudenten Kellermann bei seiner Forschung unterstützt hat. Der Fund zeige, dass es sich für Paläontologen lohnen kann, nicht nur in der Erde, sondern auch in alten Archiven zu graben. Rauhut und Kellermann sind davon überzeugt, dass in den alten Sammlungen noch einige unbekannte Arten zu finden sind.

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Dank alten Fotos wie diesem konnten die Forschenden die neue Art entdecken - obwohl das Fossil zerstört wurde.

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