Bei dem 15-jährigen Felix ging es eine Woche nach dem Besuch in einem Erlanger Barbershop los: An Hals und Nacken bildeten sich brennende und juckende Pusteln. Seine Eltern schickten ihn daraufhin zum Hautarzt. Der diagnostizierte einen Hautpilz. "Früher hatte ich zwei bis drei solcher Fälle im Jahr, jetzt waren es allein zehn betroffene Patienten im vergangenen Monat", so Detlef Dieckmann, Hautarzt in Erlangen zu den rasant steigenden Fallzahlen in seiner Praxis.
Erlanger Gesundheitsamt informiert
In den Hautproben von Felix' Kopf findet das Labor gleich drei verschiedene Hautpilze: Trichophyton Schoenleinii, Trichophyton Mentagrophytes und Trichophyton Tonsurans, alle hochgradig ansteckend. Nach Rücksprache mit anderen Erlanger Hautärzten, die ebenfalls steigende Fallzahlen beobachten, informierte Dieckmann das Erlanger Gesundheitsamt, obwohl Pilzerkrankungen eigentlich nicht meldepflichtig sind.
Therapie dauert lange
Seit drei Wochen versucht der 15-jährge Felix den Pilzbefall und die Beschwerden loszuwerden. In der ersten Woche nach der Diagnose durfte er nicht zur Schule gehen, zu groß sei das Risiko, Mitschüler anzustecken, so sein Hautarzt. Er muss die Haut am Kopf behandeln und starke Tabletten nehmen. Außerdem muss er regelmäßig zum Blutabnehmen, um die Leberwerte zu überprüfen. "Gleichzeitig wird es auch im Haushalt anstrengend: Täglich müssen Bettwäsche, Kleidung und Handtücher gewechselt werden, die dann mit einem Hygienespüler gewaschen werden müssen. Die Therapie kann Monate dauern". Dabei wäre die Übertragung von Pilzen in Barbershops mit ausreichender Hygiene vermeidbar, so der Erlanger Hautarzt.
Tipps für den Barbershop-Besuch
Wie man auf der hygienisch sicheren Seite ist, zeigt Friseurmeisterin Melanie Bauer, die einen Barbershop in Nürnberg-Eibach betreibt. Scherköpfe, Bürsten und Kämme sollten vor Schnitt und Rasur eines jeden Kunden mit einem Spray desinfiziert werden. Vor den Augen des Kunden sollte eine frische Klinge ausgepackt und in den Rasiermesserhalter eingesetzt werden. Anschließend wird beides mit Spray desinfiziert und im besten Fall auch noch mit einem Feuerzeug "abgeflammt".
Jeder Kunde sollte ein neues, frisches Handtuch bekommen. Bei der Haarwäsche liegt es im Nacken um direkten Kontakt mit dem Waschbecken zu vermeiden. Ein Kreppband kommt um den Hals des Kunden, bevor der Umhang anlegt wird. "Der Barber sollte sich auch Zeit nehmen für den Kunden. "Bei Barbern, die im Zehn-Minuten-Takt Kunden rasieren, bleibt oft keine Zeit für Hygiene", so Melanie Bauer.
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