Viele der rund 140 anwesenden Bürgerinnen und Bürger bei der Infoveranstaltung überzeugten die Argumente der Firma Karl Groß, die ein Kieswerk im Marterbergholz bauen will, nicht. Sie unterschrieben eine Liste der Bürgerinitiative, die das Projekt verhindern will und die Unterschriften beim Bergamt Süd einreicht. Auch der Bund Naturschutz (BN) spricht sich gegen das Projekt aus. Dessen Vertreter haben angekündigt, im Fall einer Genehmigung eine Klage zu prüfen.
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Bergamt Südbayern entscheidet
Die Frist für Einwendungen endet am kommenden Montag. Danach wird die Behörde auf Grundlage aller Gutachten und Einwendungen entscheiden, ob sie die Genehmigung erteilt. Weil der Kies einen enorm hohen Quarzanteil aufweist, entscheidet über das Vorhaben nicht das Landratsamt, sondern das Bergamt Südbayern in München.
Bürgerinitiative: "Wald ist wichtiger als Kies"
Die Stimmung am Infoabend war hitzig. Viele Bürger reagierten aufgebracht auf die Pläne des Unternehmers. Die Firma Karl Groß will in Sandbach auf knapp 18 Hektar Fläche Wald roden und 2,5 Millionen Kubikmeter Kies abbauen. Der Abbau würde abschnittsweise stattfinden, sodass das Kieswerk insgesamt rund 28 Jahre lang betrieben würde, informierte das vom Unternehmer beauftragte Planungsbüro.
Für Naturschützer ist klar: "Wald ist wichtiger als Kies", so der Tenor. Sie halten es nicht für gerechtfertigt, den Wald im Marterbergholz in Zeiten des Klimawandels zu opfern. Das Waldstück verjünge sich seit Jahren von selbst und sei ökologisch wertvoll.
Viel Lärm und Staub?
Außerdem befürchten Anwohner Belästigungen durch Lärm und Staub. Auch hierzu wurden Zahlen bekannt: Das Schall-Gutachten ließe laut Planungsbüro 590 Lkw-Fahrten zur Kiesgrube pro Tag zu. Wie die Firma Karl Groß mitteilt, wären so viele Fahrten nicht realisierbar. Mehr als 120 Fahrten pro Tag würden nicht angestrebt. Abgebaut dürfte zwischen 6 und 20 Uhr werden.
Vertreter der Firma Groß zeigten sich überrascht vom Widerstand. "Ich weiß, dass Planung heute länger dauert. Weil beispielsweise Umweltbehörden oder Wasserwirtschaftsamt einen Einwand haben und wir die Verbesserung einarbeiten. Aber so einen Gegenwind habe ich noch nie erfahren. Das ist neu für mich", sagt Prokuristin Christina Groß.
Die Firma will dennoch an diesem Standort festhalten. Denn die Qualität des Kieses sei "richtig gut". "Es gibt selten Quarzkies. Deshalb bleiben wir dabei", sagt Groß und verweist darauf, dass nach den 28 Jahren die Kiesgrube aufgefüllt und ein neuer Wald gepflanzt würde. Die Projektgegner sagten dazu: "Augenwischerei".
Kloster verpachtet wegen finanzieller Notlage
Auch wenn die Stadt Vilshofen zu dem Infoabend eingeladen hatte – der Stadtrat selbst kann in diesem Verfahren keine Entscheidung treffen, sondern nur eine Stellungnahme an das Bergamt abgeben. Die wird er in seiner nächsten Sitzung am 18. September formulieren.
Nicht beteiligt an der Gesprächsrunde war das Kloster Schweiklberg. Die Pater und Brüder der Abtei verpachten den Wald an die Kies-Unternehmer, weil sie nach eigenen Angaben in finanzieller Notlage sind. Im Gegenzug soll das Kloster finanziell an den Einnahmen beteiligt werden.
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