Die Situation kennt wahrscheinlich jeder: Man hat aufwendig gekocht, und in der Küche stapeln sich verschiedenste Gemüsereste. Wer einen Garten mit Kompost hat, für den ist die Entsorgung leicht. Doch diesen Luxus haben längst nicht alle. Bei den meisten Menschen kommt der Biomüll in die braune Tonne oder wird bestenfalls in spezielle Sammelstellen gebracht. Diese Möglichkeit gab es in Altötting bisher nicht. Aber zum Jahresanfang mussten sie geschaffen werden: sechs Biomüll-Abgabestellen in den jeweiligen Wertstoffhöfen für mehr als 111.000 Altöttinger Bürgerinnen und Bürger.
Altötting und Biomüll: Der Fall kam bis vor das Verwaltungsgericht
Fast zehn Jahre wehrte sich Landrat Erwin Schneider (CSU) gegen eine Einführung der Biotonne in seinem Landkreis. Er meint, dass das Angebot gerade auf dem Land einfach zu wenig genutzt werde und der in den Privathaushalten anfallende Biomüll auch im Restmüll entsorgt werden könnte – wenn kein eigener Kompost vorhanden ist. "Ich bin auf keinen Fall gegen jegliche Biomüll-Sammlung", so Schneider, "sondern nur gegen die Sammlung von Biomüll aus den Haushalten".
Der Fall wurde schließlich vor das Verwaltungsgericht gebracht: Altötting hat den Prozess verloren. Der Landrat hat sich mit der Regierung von Oberbayern anschließend auf die Minimallösung von sechs Abgabestellen geeinigt. Jeder, der möchte, kann dort Biomüll abgeben. Für größere Mengen Rasenschnitt oder Laub gibt es nach wie vor eigene Abgabestellen an den Wertstoffhöfen.
Kritik an der Umsetzung von den Grünen
Kritik kommt von den Grünen. Stefan Angstl, Fraktionssprecher für die grüne Kreistagsfraktion in Altötting, meint, dass man viel Zeit verloren habe, um eine bessere Lösung zu finden. Vor allem bei Wertstoffhöfen, die weiter außerhalb liegen, sieht er die Möglichkeit, stadtnähere Abgabestellen einzurichten. Die Tonnen müssten vor allem im Sommer im Schatten stehen und rechtzeitig entleert werden. Angstls Ansicht nach wurden die Abgabestellen zu wenig beworben. "Ein bisschen mehr wäre schon drin", meint der Grünen-Politiker.
Für das nächste Jahr will man im Landratsamt prüfen und evaluieren, wie die Bürgerinnen und Bürger das Angebot nutzen. Die ersten Zahlen dazu soll es Mitte des Jahres geben. "Das ist meiner Meinung nach ein Schlüsselelement und das muss man auch sehr gut vorbereiten und dann entsprechend sachlich und neutral durchführen", sagt Stefan Angstl.
Die Biomüll-Verwertung ist durch ein Gesetz geregelt
Dass sich generell um die getrennte Sammlung von Bioabfällen gekümmert wird, legt das sogenannte Kreislaufwirtschaftsgesetz seit 2015 fest. Demnach werden die Landkreise unter anderem verpflichtet, sich um die getrennte Sammlung von Bioabfällen zu kümmern. Außer die Sammlung ist technisch nicht möglich oder wirtschaftlich nicht zumutbar. Die großen Unterschiede in der Art, wie der Biomüll entsorgt werden soll, liegen an den verschiedenen regionalen Voraussetzungen. Menschen, die in einer größeren Stadt wohnen, haben oft nicht die Möglichkeit, selbst zu kompostieren. In ländlicheren Gebieten sieht das wiederum anders aus.
Auch andere Landkreise ziehen nach
Der Landkreis Altötting ist aber nicht der einzige bayerische Landkreis, in dem die Biotonne Einzug hält. So wird in Fürstenfeldbruck nun jedem Haushalt eine eigene Biotonne vom Abfallwirtschaftsbetrieb zur Verfügung gestellt. Nur wer nachweislich selbst kompostiert, kann sich davon befreien lassen, hat davon aber keinen finanziellen Vorteil: Die Müll-Gebühren bleiben für alle Haushalte gleich.
In Rosenheim bringen die Menschen ihren Biomüll weiterhin zu entsprechenden Entsorgungsstellen auf Wertstoffhöfen oder sogenannten Wertstoffinseln. Eigentlich sollte hier auch die Biotonne für Privathaushalte eingeführt werden. Der Stadtrat hat sich für die Durchführung eines Ratsbegehrens entschieden, nachdem der Seniorenbeirat Unterschriften gegen die Einführung einer Biotonne gesammelt hatte, deren Bürgerentscheid aber wegen Formalfehlern unzulässig war. Am 9. Juni soll dann über die endgültige Form der Sammlung entschieden werden.
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