In der jüngeren Augsburger Stadtgeschichte hat es kaum einen Ort gegeben, über den kontroverser diskutiert wurde als über das Augsburger Klimacamp. Die einen beschimpften den Bretterbau samt Photovoltaik-Anlage direkt neben dem Rathaus als "Schandfleck", die anderen bewunderten den kompromisslosen Einsatz fürs Klima. Höchstens das Staatstheater mit seinen galoppierenden Sanierungskosten konnte es in Sachen Streitpotenzial noch mit dem Klimacamp aufnehmen.
Ende Juli ist Schluss mit dem Klimacamp
Damit ist es bald vorbei. Denn die Klimacamper haben angekündigt, ihre Unterkunft auf dem Fischmarkt abzubauen. Zum 31. Juli ist Schluss. Vorausgegangen waren mehr als vier Jahre Dauerprotest bei Wind und Wetter. Eingehüllt in mehrere Schlafsäcke hatten die Aktivistinnen und Aktivisten selbst bei tiefen Minusgraden in den Bretterverschlägen übernachtet. Mindestens zwei mussten immer vor Ort sein. Ansonsten hätte der Protest den Versammlungsauflagen widersprochen.
Stadt bekämpfte das Klimacamp juristisch
Gerade zu Beginn hatte das Ordnungsamt das Camp immer wieder kontrolliert - um Verstöße feststellen zu können, mutmaßten die Klimacamper. Denn mit seinem Standort direkt neben dem Rathaus war das Camp vielen Politikern und auch Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) ein Dorn im Auge. Mehrfach hatte die Stadt versucht, das Camp auf juristischem Weg loszuwerden. Vergebens. Vor Gericht behielten die Klimacamper die Oberhand.
"Durch uns war die Klimapolitik an jedem Esstisch Augsburgs Thema", erklärte die Softwareentwicklerin Stefanie Metzger aus dem Klimacamp-Team. Tausende Passantinnen und Passanten hätten sie über die städtische Klimapolitik aufgeklärt, so Metzger. Als größte Erfolge werten die Klimacamper den Augsburger Radentscheid für eine radfreundlichere Stadtpolitik, die Rettung des Forstes Kasten sowie den Beschluss des Stadtrats für ein CO2-Restbudget für Augsburg.
Führende Köpfe des Klimacamps vor Gericht
In letzter Zeit mussten sich die führenden Köpfe des Camps jedoch wegen anderer Aktionen vor Gericht verantworten - allem voran die Besetzung der Regierung von Schwaben wegen einer umstrittenen Waldrodung machte Schlagzeilen. Die umstrittene Ausweitung der Aktionen geschah womöglich auch, weil das Klimacamp mit der Zeit an Strahl- und Streitkraft verlor. Denn auch wenn die Bretterverschläge bei etlichen Passanten noch immer für Kopfschütteln sorgten - für immer mehr Menschen wurde das Klimacamp irgendwann Teil des Stadtbildes.
Nun wird abgebaut. Doch ganz verschwinden wollen die Aktivistinnen und Aktivisten nicht. Künftig seien "Pop-Up-Klimacamps" geplant - immer dort, wo aus Sicht der Camper klimapolitisch etwas falsch läuft.
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