Von dem Regionalzug, der auf Höhe des Garmisch-Partenkirchener Ortsteils Burgrain verunglückt ist, stehen noch die E-Lok und ein Waggon am Unfallort. Jetzt hat die Deutsche Bahn mit vorbereitenden Arbeiten zu deren Bergung begonnen. Von nördlicher Richtung kommend könne nun in Abstimmung mit der ermittelnden Behörde an den Gleisen gearbeitet werden, sagte ein Bahnsprecher am Donnerstagabend.
"Damit ein Schienenkran den Wagen und die Lok erreichen kann, um sie schließlich anzuheben, wird zunächst der Gleisabschnitt davor instandgesetzt", sagte der Sprecher. Allein diese Maßnahmen vor der Bergung des Waggons und der Lok dürften einige Tage in Anspruch nehmen. "Der zeitliche Ablauf von Gleisarbeiten und Bergung hängt auch von den weiteren Ermittlungen ab."
Unfallursache weiter unklar
Auch die Ursachen-Forschung der Staatsanwaltschaft geht weiter. Mit der Bergung der E-Lok und des letzten Waggons auf dem zerstörten Gleis kann frühestens nächste Woche begonnen werden: "Wir wissen nach wie vor nicht, was der Grund dieser Entgleisung ist", sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn dem BR am Freitagvormittag.
Gleisbett bleibt Tatort
An der Unfallstelle neben dem Gewerbegebiet Loisachauen im Ortsteil Burgrain werden heute von der DB Netz die Arbeiten fortgeführt, die die Bergung der Lok und des letzten entgleisten Waggons auf der Schiene Mitte nächster Woche vorbereiten sollen. Die Bergung aus südlicher Richtung – also von Garmisch-Partenkirchen aus, haben die Justizbehörden untersagt. Das Gleisbett vor der Unglücksstelle wird immer noch nach möglichen Spuren untersucht.
Im Juristendeutsch ist der komplette Schienenbereich zwischen dem Bahnhof Garmisch-Partenkirchen und der Stelle der Zugentgleisung ein Tatort.
Bahn darf keine eigenen Untersuchungen vornehmen
Der Bereich wird auch eine Woche nach dem Zugunglück immer noch 24 Stunden von Beamten der Bereitschaftspolizei bewacht. Der Sprecher der Bahn bestätigte dem BR, dass die Bahn keine eigenen Untersuchungen auf der Strecke führen darf.
Reparatur in den nächsten drei Wochen geplant
Die Bahnstrecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und dem Bahnhof Farchant wird voraussichtlich bis Ende Juni repariert werden. Das Gleisbett und die Schienen müssen auf einer Länge von 700 Metern erneuert werden. Die eigentlichen Arbeiten können erst beginnen, wenn die Bayerische Justiz die Freigabe der Strecke zur Reparatur erteilt hat. Bis dahin wird die Bahnverbindung zwischen München und Garmisch-Partenkirchen mit einem Schienenersatzverkehr zwischen Oberau und Garmisch-Partenkirchen sichergestellt. Die Direktverbindung zwischen München und Innsbruck ist ebenfalls betroffen.
Bahn wagt keine Prognose zur Freigabe der Strecke
Wann genau auf der Strecke wieder Züge fahren können, ist noch nicht festgelegt. Spekuliert wurde, dass sich dies bis zum oder bis nach dem G7-Gipfel Ende Juni hinziehen könnte. Bei der Bahn hieß es dazu jedoch: "Eine Prognose zur Wiederaufnahme des Zugverkehrs ist aktuell noch nicht möglich." Die neben der Unglücksstelle verlaufende Bundesstraße B2 ist am Mittwoch freigegeben worden.
Auch knapp eine Woche nach dem Unglück mit fünf Toten laufen auch am Unfallort weiter Ermittlungen und Begutachtungen. Die fast 50 Mitarbeiter umfassende Soko "Zug" arbeite auf Hochtouren, sagte der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, Stefan Sonntag.
- Zum Artikel: Ermittlungen gegen drei Bahn-Mitarbeiter
Am Samstag ökumenischer Trauergottesdienst in Garmisch-Partenkirchen
Am Samstagnachmittag wird in Partenkirchen in einem Ökumenischen Gottesdienst an die fünf Todesopfer des Unglücks erinnert. Die Trauerfeier wird vom Münchener Erzbischof Kardinal Reinhard Marx und dem Evangelischen Regionalbischof Christian Kopp gestaltet. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat Trauer-Beflaggung für alle öffentlichen Gebäude im Freistaat angeordnet.
Der Regionalzug von Garmisch-Partenkirchen nach München war am vergangenen Freitagmittag entgleist. Vier Frauen und ein 13-Jähriger aus der Region starben. Rund 40 Menschen wurden verletzt. Unter den Toten sind zwei Mütter aus der Ukraine, die mit ihren Kindern vor dem Krieg geflüchtet waren. Eine weitere Frau war auch laut Polizei am Donnerstag noch in kritischem Zustand.
Ermittlungen gegen Bahn-Mitarbeiter
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen eines Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung gegen drei Bahn-Mitarbeiter. Bei der Suche nach der Ursache liegt der Fokus auf einem technischen Defekt. Dabei scheinen vor allem Schienen und Fahrgestelle im Zentrum der Untersuchungen zu stehen.
Das Fahrtenbuch vom Tag des Unglücks soll den Lokführer entlasten. Das berichtet die Bild-Zeitung, der das Dokument vorliegt. Demnach habe es auf der Strecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und Farchant keine Tempo-Beschränkungen gegeben. Im Fahrtenbuch sei vermerkt, dass der Zug an der Unfallstelle mit den erlaubten 100 km/h unterwegs war.
Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd sagte dem Bayerischen Rundfunk, dass schon bei den ersten Ermittlungen klargeworden sei, dass der Zug nicht zu schnell unterwegs war. Laut Bild richten sich die Ermittlungen gegen den Streckenverantwortlichen, den Lokführer und den Fahrdienstleiter. Diese Angaben hat die Staatsanwaltschaft München II nicht bestätigt.
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