Ein Exemplar des Gelben Frauenschuhs, einer sehr seltenen Orchideenart, blüht noch, im Auwald bei Oberndorf. Daneben wurde offenbar durch Spritzmitteleinsatz der Bodenbewuchs zerstört.
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Ein Gelber Frauenschuh, von über 100 Exemplaren im Oberndorfer Auwald, ist noch übrig. Der Rest ist zerstört, offenbar durch Spritzmitteleinsatz.

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"Naturfrevel" im Auwald: Seltene Orchideenart vernichtet

"Naturfrevel" im Auwald: Seltene Orchideenart vernichtet

Naturschützer im Landkreis Donau-Ries sind entsetzt: Ein großes Vorkommen des Gelben Frauenschuhs, einer streng geschützten Orchideenart, ist zerstört. Offenbar durch den Einsatz von Spritzmittel mitten im Auwald.

Rudi Schubert ist außer sich: "Ich bin fast 50 Jahre im Naturschutz tätig – so etwas habe ich noch nicht gesehen. Da fehlen mir die Worte, ich finde es skandalös." Schubert und sein Kollege Alexander Helber vom Bund Naturschutz, sind beide bei einem Ortstermin bei Oberndorf. Vor ihnen zieht sich eine braune Schneise durch den Bewuchs des grünen Auwaldbodens. Nur am Rand sind noch zwei, drei gelb blühende Frauenschuh-Exemplare zu sehen - von einst mehr als 100.

Geschützten Frauenschuh auf 100 m² Waldboden vernichtet

Hier soll der Waldbesitzer auf einigen hundert Quadratmetern das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat gespritzt und damit eines der größten Frauenschuh-Vorkommen der Region zerstört haben. Der Bund Naturschutz hat deshalb Strafanzeige gegen den Waldbesitzer gestellt. Immerhin: Beim Frauenschuh handelt es sich um eine seltene, geschützte Orchideenart.

Sie wird auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft und ist streng geschützt. Deshalb war das Vorkommen an verschiedenen Flächen im Auwald bei Oberndorf dokumentiert worden. "Jetzt ist dort, wo gespritzt wurde, alles vertrocknet und kaputt", sagt Schubert. Man habe bereits Bodenproben genommen, so die Naturschützer weiter.

Naturschutzbehörde spricht von "gravierendem Eingriff"

Entdeckt wurde die Zerstörung durch Zufall, das Orchideenvorkommen sei genau kartiert. Bei der routinemäßigen Überprüfung der Kartierung sei die zerstörte Fläche aufgefallen. Die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Donau-Ries ist informiert und spricht von einem "gravierenden Eingriff". Man habe umgehend Kontakt mit dem Waldbesitzer aufgenommen. Der leugne nicht, Glyphosat angewandt zu haben, so eine Sprecherin des Landratsamts.

Die Motive des Waldbesitzers seien unterdessen noch unklar. Man habe sofort angeordnet, dass er das zu unterlassen habe, so die Mitarbeiterin der Unteren Naturschutzbehörde am Donau-Rieser Landratsamt weiter.

Behörden ermitteln gegen Waldbesitzer

Klar sei bereits jetzt, dass die Anwendung von Glyphosat im Auwald nicht der guten fachlichen Praxis aus forstwirtschaftlicher Sicht entspreche. Welches Delikt genau vorliege, müsse man jetzt prüfen, außerdem, gegen welche Gesetze damit verstoßen worden sei. Der Bund Naturschutz hat Strafanzeige bei der Polizei in Rain am Lech gestellt. Dort wird jetzt ebenfalls ermittelt.

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