Der Mannheimer Energieversorger MVV hat seinen Kunden jetzt ein konkretes Datum genannt: Spätestens 2035 stellt er die Versorgung mit Erdgas ein (externer Link). In Bayern will so schnell offenbar kein Gasversorger sein Netz stilllegen, hat eine Umfrage des Bayerischen Rundfunks ergeben. Doch auch hier geht die Entwicklung in die gleiche Richtung.
Klimaschutzgesetze bestimmen, wann Schluss ist
Wann mit fossilem Erdgas Schluss ist, bestimmen prinzipiell die Klimaschutzgesetze. Deutschland muss bis 2045 klimaneutral sein – das hat noch die Große Koalition festgelegt. Bayern soll es schon bis 2040 schaffen, das haben CSU und Freie Wähler so verabschiedet. Klimaneutral bedeutet: Erdgas in Heizungen zu verbrennen, ist dann nicht mehr möglich.
Ende für Erdgas zwischen 2040 und 2045
Die Stadtwerke Augsburg und Würzburg richten sich Stand jetzt nach der bayerischen Vorgabe und gehen von einem Ende der Gasbelieferung 2040 aus. In München und Regensburg zielen die Stadtwerke, im Einklang mit der Bundesregelung, auf ein Ende von Erdgas im Jahr 2045 ab. Schneller, als es im Gesetz steht, will von den bayerischen Versorgern offenbar niemand die Erdgasleitungen kappen – jedenfalls nennt auf BR-Anfrage kein bayerischer Gasnetzbetreiber ein Datum.
Grundgesetz schützt das Klimaziel
Ein Sprecher des Bayernwerks gibt zu bedenken, dass die kommende Bundestagswahl die Situation verändern könnte: "Es ist derzeit nicht absehbar, ob und wie eine neue Bundesregierung zeitliche Fristen und gesetzliche Rahmenbedingungen möglicherweise ändert."
Allerdings ist die Frist 2045 auch durch das Grundgesetz geschützt: Die Verschärfung des deutschen Klimaschutzgesetzes im Jahr 2021 war die Folge einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Es geht dabei um den Schutz der Lebensgrundlagen und Freiheitsrechte künftiger Generationen.
Erdgasnetze schrumpfen jetzt
Klar ist: Die Zeit des Ausbaus von Erdgasnetzen ist vorbei. Das betont unter anderem der Regensburger Versorger REWAG. Das Bayernwerk will nur noch für Gewerbe- und Industriegebiete im Einzelfall einen Gasnetzausbau in Erwägung ziehen. Prinzipiell geht es in die andere Richtung. Auch vor dem endgültigen Ausstieg werden Gasnetze Stück für Stück kleiner werden. Der Fahrplan dafür wird sich nach der jeweiligen kommunalen Wärmeplanung vor Ort richten.
Fernwärme statt Erdgas
Wo Fernwärme liegt, ist es für die Netzbetreiber ineffizient, parallel auch Gasleitungen aufrecht zu erhalten. Marian Rappl vom Verband der bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) betont: "Wir müssen gucken, dass wir hier nicht parallele Systeme aufbauen."
Die Würzburger WVV schreibt auf BR-Anfrage klar: "Perspektivisch werden wir keine Gasversorgung mehr anbieten, wenn Fernwärme zur Verfügung steht." In Augsburg haben die Stadtwerke in bestimmten Vierteln bereits das Ende der Gasversorgung angekündigt, weil es dort auch Fernwärme gibt – mit einer Übergangsfrist von zehn Jahren.
Wer beim Erdgas bleibt, bezahlt immer mehr
Auch, wo es noch Erdgas gibt, wird es in den nächsten Jahren immer teurer, betonen alle befragten Stadtwerke. Aus zwei Gründen: Zum einen werden die Leitungskosten auf eine künftig immer geringere Zahl von Erdgasnutzern aufgeteilt. Dadurch steigt das Netzentgelt pro Kilowattstunde. Zum anderen werden ab 2027 Gasheizungen in den Emissionshandel einbezogen. Das bedeutet, es wird auch ein mit den Jahren steigender Preis für den Ausstoß von CO2 fällig.
Die Stadtwerke München (SWM) betonen, dass dadurch eine sich selbst verstärkende Bewegung weg vom Gas entstehen kann: "Durch die steigenden Kosten wird Erdgas als Heizenergie zunehmend unattraktiv und es wird zu einem sukzessiven Rückgang der aktiven Erdgasanschlüsse kommen." Wie schnell das geht, sei allerdings schwer prognostizierbar.
Wasserstoff-Heizung kommt eher nicht
Dass künftig in nennenswertem Umfang mit Wasserstoff geheizt wird, und die Gas-Verteilnetze entsprechend umgerüstet werden, glauben die meisten Stadtwerke nicht. Lediglich die REWAG in Regensburg bezeichnet es als "wünschenswert". Das Bayernwerk, das vor allem ländliche Gebiete in Ostbayern mit Erdgas versorgt, setzt als einziger der befragten Netzbetreiber explizit auf eine "Transformation zum Grüngasnetz" mit Biogas und Wasserstoff. Ob das gelingt, sei jedoch abhängig von der Verfügbarkeit dieser Gase.
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