Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU, Mitte links) und Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle (CSU, Mitte rechts) im Park Cambodunum.
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Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU, Mitte links) und Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle (CSU, Mitte rechts) im Park Cambodunum.

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Neue "Römerallianz" zwischen Kempten und Augsburg

Sie gelten als erste echte Städte in Bayern: Augsburg und Kempten wollen sich künftig gemeinsam um ihr römisches Erbe kümmern. Wie das aussehen kann, hat eine Studie untersucht. Hier sind die ersten Erkenntnisse.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Kempten und Augsburg waren schon in der Antike bedeutende Städte. Dieses kulturelle Erbe wollen die beiden Städte ab sofort gemeinsam voranbringen. Eine entsprechende Kooperation haben Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber und der Kemptener Oberbürgermeister Thomas Kiechle (beide CSU) im Rahmen einer Pressekonferenz im Archäologischen Park Cambodunum - dem römischen Namen Kemptens - besiegelt.

Augsburg und Kempten: Eine antike Allianz

Demnach wollen sie die römische Vergangenheit der beiden Städte künftig gemeinsam erforschen, vermitteln und bewerben. "Schon in der Antike waren Augsburg und Kempten die ersten echten Städte in Bayern mit einer ausgeklügelten Stadtplanung, einer Stadtgesellschaft und städtischer Lebensweise. Darauf sind wir stolz und dieses Potenzial wollen wir heben und bleibende Werte schaffen", so Oberbürgermeister Thomas Kiechle.

Für Eva Weber ist die Kooperation das Aufleben einer Allianz, wie sie schon die Römer geschmiedet haben. Gemeinsam wolle man die römische Vergangenheit der beiden Städte erlebbar machen und mehr ins Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger rücken.

"Gründungsdokument" ist eine gemeinsam in Auftrag gegebene und vom Freistaat geförderte Studie, die die jeweiligen Schwerpunkte der beiden bayerischen Römerstädte herausarbeiten sollte und nun fertig ist. Den Auftrag dafür hatten die beiden Kommunen an international renommierte britische Spezialisten vergeben.

Kempten als Prototyp einer römischen Stadt

Diese attestieren Kempten, der einzige Ort in Bayern zu sein, an dem es möglich ist, sich ein vollständiges Bild vom Aufbau und der Funktionsweise einer römischen Stadt zu machen und in das alltägliche Stadtleben einzutauchen. Deshalb werde unter anderem empfohlen, in Kempten einen Erlebnisort zu schaffen, der ganzjährig besucht werden kann.

Den Kemptenern schwebt auf lange Sicht vor, den Archäologischen Park, der ja schon verschiedene Ausgrabungen und den rekonstruierten Tempelbezirk beherbergt, weiter auszubauen. Unter anderem sollen die jüngsten Ausgrabungen der sogenannten Insula 1 präsentiert werden können. Auf einer Fläche von mehreren hundert Quadratmetern hatten Wissenschaftler 2022 gut erhaltene Überreste mehrerer aus Stein gebauter Wohnhäuser gefunden; inklusive 2.000 Jahre alter, gut erhaltener Estrichböden, Türschwellen aus der Zeit kurz nach Christi Geburt und Reste von Wandmalereien an den Mauern. In Kempten, da sind sich die Wissenschaftler sicher, begann die Stadtkultur im heutigen Bayern.

Augsburg: Viele Römerfunde, aber kein Museum

Als Alleinstellungsmerkmal für Augsburg hält die Studie fest, dass die Stadt über viele qualitativ hochwertige archäologische Funde mit zahlreichen Inschriften, Skulpturen und monumentaler Architektur verfügt. Außerdem lasse sich in Augsburg als Sitz des römischen Statthalters die Geschichte und Funktion einer römischen Provinzhauptstadt anschaulich erklären. Dafür solle in Augsburg neben Multimediastationen im Stadtraum ein römisches Museum geschaffen werden.

Das frühere römische Museum in Augsburg musste 2012 aus statischen Gründen geschlossen werden. Seither wird über einen Neubau diskutiert, der bislang aber nicht realisiert werden konnte. Eine Chance für das Museum sieht Oberbürgermeisterin Weber nun darin, dass auch die Staatsregierung das Thema "Römisches Museum in Augsburg" inzwischen auf der Agenda habe. Man stehe deshalb in regem Austausch mit dem Wissenschaftsministerium.

Augsburg als antiker Verwaltungssitz

Wissenschaftler und Archäologen wie Christof Flügel von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern sehen in der Zusammenarbeit der beiden Städte eine Bereicherung. Während in Kempten das zivile Leben der einfachen römischen Bürger gezeigt werden könne, könne in Augsburg als Provinzhauptstadt der Schwerpunkt auf das administrative Geschehen einer römischen Stadt gelegt werden. "Das ergänzt sich wunderbar und das ist eine große Chance, denke ich", so Christof Flügel.

Erster Meilenstein der Zusammenarbeit

Erster Meilenstein in der Zusammenarbeit von Kempten und Augsburg werden die Vorbereitungen auf die große Landesausstellung Römerland Bayern sein. Diese soll 2028 gemeinsam mit der Stadt Straubing durchgeführt werden. Während in Kempten dafür der Archäologische Park Cambodunum weiter ausgebaut werden soll, planen die Augsburger eine Römer-Ausstellung im Glaspalast, einem Industriedenkmal, das überwiegend für kulturelle Zwecke genutzt wird. Das Konzept dieser Ausstellung könne später dann auch Grundlage für das neue römische Museum sein.

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