Der neue evangelische Landesbischof in Bayern: Christian Kopp.
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Der neue evangelische Landesbischof in Bayern: Christian Kopp.

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Neuer Landesbischof: Kirche muss sich politisch einmischen

Wie kann eine schrumpfende Kirche gesellschaftlich relevant bleiben und sich politisch einmischen? Das beschäftigt den neuen evangelischen Landesbischof Christian Kopp. Und er appelliert an die Politik, sich um einen anständigen Ton zu bemühen.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Seit Sonntag hat Bayern einen neuen evangelischen Landesbischof: Der gebürtige Regensburger Christian Kopp löst Heinrich Bedford-Strohm ab, der die evangelische Landeskirche zwölf Jahre lange geführt hat. Auf Kopp und die evangelische Landeskirche warten in den kommenden Jahren große Herausforderungen: Die Kirche verliert an Mitgliedern, muss sich finanziell konsolidieren und Prioritäten setzen.

Kirchenaustritte: "Jeder einzelne Austritt tut uns weh"

Auch wenn die evangelische Landeskirche erst nach vier Tagen und sieben Wahlgängen ihren neuen Landesbischof gewählt hat und die Wahl damit sehr nervenaufreibend war, sieht Christian Kopp die holprige Wahl keineswegs als Hypothek für sein Amt. "Die Alternative wäre gewesen, einfach wie in anderen Konfessionen: benennen! Und bei uns wird gewählt. Und das ist schön", sagt der neue bayerische Landesbischof am Montag in der "radiowelt" auf Bayern 2. Dass im vergangenen Jahr so viele Menschen wie noch nie aus der evangelischen Kirche ausgetreten sind, bedauert Kopp, will seinen Blick aber auch auf die richten, die noch Mitglied in der evangelischen Kirche sind. "Das tut natürlich weh, wenn Menschen diese Organisation verlassen. Und gleichzeitig ist unser Anspruch: Wir müssen klarmachen, wofür wir stehen, was wir jeden Tag in Bayern für die Menschen hier bewegen."

Doch weniger Mitglieder bedeuten langfristig auch weniger Finanzmittel, und das könnte bald spürbare Konsequenzen haben. "Das bedeutet für uns, dass wir uns überlegen müssen, an welchen Punkten wollen wir in Zukunft weiter Kirche sein? Was können wir uns leisten und an welchen Punkten, die vielleicht in der Vergangenheit auch gut und sinnvoll waren, werden uns nicht in die Zukunft führen. Das kann aber ein Bischof allein nie entscheiden, sondern da brauchen wir Entscheidungen der Synode, und um die werde ich mich bemühen." Als Beispiel nennt Christian Kopp Gemeindehäuser: Immobilien würden viel Geld kosten und da müsse man in Zukunft genau prüfen, welche Gebäude Kirche noch betreiben könne und welche in Zukunft nicht mehr gebraucht würden.

Kopp: Fremden Obdach geben ist ein christliches Gut

Trotzdem will der neue evangelische Landesbischof auch einen Fokus darauf legen, Menschen wieder neu vom christlichen Glauben zu begeistern. "Religion lebt von Personen", sagt Kopp. "Das heißt, wir brauchen Menschen, Ehrenamtliche, Hauptamtliche, die glaubwürdig vorleben: Da gibt es einen Gott, der dich vorbehaltlos liebt und dich freimacht für ein heiteres und gutes Leben", sagt Christian Kopp.

So wie sein Vorgänger Heinrich Bedford-Strom will sich auch der neue bayerische Landesbischof in die Politik einmischen. Er stehe für eine politische Kirche: "Das Evangelium will hinaus, am besten zu allen Menschen. Zu wesentlichen Fragen des Menschseins erwarten unsere Mitglieder auch, dass wir uns als Kirche positionieren. Und das werde ich auch tun", sagt Kopp. Gerade beim Thema Migration und Seenotrettung sorgte das Engagement der evangelischen Kirche immer wieder für Diskussionen. Auch hier will Christian Kopp, dass sich die evangelische Kirche weiterhin zu Wort meldet: "Es ist ja ganz klar, dass es ein Menschenrecht ist, dass Menschen, die politisch verfolgt werden, die unter Verfolgung leiden, Schutz brauchen." Es sei ein christliches Gut, "dem Fremden Obdach zu geben". Das dürfe man auch in den aktuell "erhitzten Diskussionen" nicht vergessen.

Appell an Politiker: Respektvolles Handeln

Persönlich treibt es den Theologen auch um, wie politische Diskussionen geführt werden. Dieses Thema griff Christian Kopp auch in seiner Predigt auf, im ökumenischen Gottesdienst zur konstituierenden Sitzung des bayerischen Landtags. Er appellierte an die Parlamentarier nicht nur nach dem Motto "Auge um Auge, Zahn um Zahn" Gleiches mit Gleichem zu vergelten, sondern es Jesus gleichzutun, der sagte: "Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin." Christian Kopp sagt, wer immer nur Gleiches mit Gleichem vergelte, entwickle sich nicht weiter und lerne nicht dazu. Doch genau darum gehe es aber in der parlamentarischen Demokratie: Um ausgleichendes Handeln und darum, sich um einen anständigen Ton zu bemühen. Jesus traue den Menschen den "Verzicht auf Gewalt, Rechthaberei und Eigensinn", so der neue evangelische Landesbischof.

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