Als erster Gründer nutzt Ernst Rittinghaus die neuen Räume von brigkAIR. Von seinem Büro aus blickt der Inhaber der Firma Avilus auf das Gelände von Airbus Defence and Space. Hier in Manching hat Airbus sein Kompetenzzentrum für militärische Flugsysteme und dazu gehört auch ein Luftraum für Testflüge. Den dürfen nun auch Ernst Rittinghaus und seine gut 40 Mitarbeiter nutzen, um ihr neues Produkt zu entwickeln und zu erproben: eine autonom fliegende Krankentrage. Sie soll Verwundete aus unzugänglichem Gelände ausfliegen und zur medizinischen Betreuung transportieren.
"Fliegende Krankentrage" in der Entwicklung
Details sind noch streng geheim. Doch der Prototyp der fliegenden Krankentrage steht schon im Hangar von Airbus. Mit dieser Drohne unternehmen die Avilus-Mitarbeiter bereits kleine Probeflüge. Allerdings braucht es bis zur Zulassung und dem realen Einsatz der fliegenden Krankentrage "noch Jahre und große Partner und hunderte von Millionen Euros", so Rittinghaus.
Der Unternehmer hat sich bundesweit nach dem richtigen Standort für seine Neugründung umgesehen und sich für BrigkAIR in Manching entschieden, weil er die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule München schätzt, vor allem das Manchinger Testfeld für Probeflüge.
Internationales Interesse
Diese Voraussetzungen schätzen viele Start-ups, freut sich Franz Glatz. Der promovierte Chemiker ist Geschäftsführer des digitalen Gründerzentrums Ingolstadt brigk, das mit brigkAIR einen Ableger in Manching bekommen hat. Schon der Name der neuen Einrichtung gibt einen Hinweis auf ihre Ausrichtung: brigkAIR ist ein digitales Gründerzentrum mit Spezialisierung auf dreidimensionale Mobilität und damit in seiner Form europaweit einzigartig.
Die Frage, welche Start-ups sich für brigkAIR interessieren, beantwortet Glatz nach der offiziellen Eröffnung am Freitag selbstbewusst: "Unser Angebot wollen alle Start-ups nutzen, die ein Testfeld benötigen, die also in die Luft gehen wollen, also autonom fliegen wollen außerhalb der Sicht des Piloten. All diese Start-ups werden 100-prozentig hier fliegen wollen. Wir wissen das, weil wir haben über 200 Anfragen."
Optimales Testumfeld für Flugtaxis und Drohnen
Die örtliche Nähe zu Airbus und der Wehrtechnischen Dienststelle für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät der Bundeswehr begünstigt eine enge Zusammenarbeit bei Projekten der zivilen und militärischen Luftfahrt. Start-ups und Projektteams haben hier ein optimales Testumfeld sowie Technologiekompetenz rund um autonome Flug- und Fahrzeuge aller Art, einschließlich Flugtaxis und Drohnen für unterschiedlichste Anwendungen.
Im neuen Gründerzentrum brigkAIR können junge Gründer allerdings nicht nur vor Ort arbeiten. Fünf weitere Start-ups sind bereits über den so genannten "Virtual Pass" mit brigkAIR verbunden. Das bedeutet, dass sie zwar nicht wie die Firma Avilus in Manching arbeiten, aber trotzdem das internationale Netzwerk des Gründerzentrums nutzen können.
Aktuell gibt es am neuen Standort rund 500 Quadratmeter Bürofläche. Das Raumangebot kann bei wachsender Nachfrage auf das Dreifache ausgebaut werden. Es gibt auch Pläne, einen eigenen brigkAIR-Hangar zu bauen, also eine Halle für Fluggeräte wie Drohnen.
Wachstumsbranche autonome Luftfahrt
Die Idee für ein Gründerzentrum, das sich auf autonomes Fliegen konzentriert, entstand vor gut vier Jahren. Mit dabei war Reinhard Brandl, der Bundestagsabgeordnete der Region (CSU). "Damals haben wir sehr intensiv analysiert, in welchen Industriebereichen die Region Ingolstadt in Zukunft wachsen kann, weil wir wussten, das Automobil als dominanter Faktor wird zurückgehen", erinnert sich Brandl.
"Wir sind damals auf drei Bereiche gekommen: auf die Luftfahrt, zum Zweiten auf künstliche Intelligenz und zum Dritten auf Lifescience. Und Luftfahrt startet voll durch mit BrigkAIR und der urban air Mobility Initiative und mit dem City Airbus. Damit sind wir hier mittlerweile einer der führenden Standorte für Luftfahrt Mobilität in Deutschland."
Knapp fünf Millionen Euro Förderungen
Gefördert wird brigkAIR vom Wirtschaftsministerium und dessen Initiative "Gründerland Bayern" mit knapp fünf Millionen Euro. Die Region Ingolstadt hatte sich im Sommer 2018 um das Digitale Gründerzentrum beworben und kurz darauf den Zuschlag erhalten.
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