Angesichts des teils dramatischen Hochwassers in Nordrhein-Westfalen kommt Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet heute nicht wie eigentlich geplant zur Klausur der CSU-Landesgruppe nach Seeon. Das erklärte Landesgruppenchef Alexander Dobrindt soeben in Seeon. Man habe Verständnis dafür, dass Laschet in Nordrhein-Westfalen bleiben müsse und nicht kommen könne, betonte Dobrindt. Nach Überflutungen und Dauerregen sind in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mindestens neun Menschen ums Leben gekommen.
Laut der Staatskanzlei in Düsseldorf hat Laschet seine Reise durch Süddeutschland abgebrochen und ist noch in der Nacht nach Nordrhein-Westfalen zurückgekehrt. Am Vormittag besuchte der Ministerpräsident demnach die von den Unwettern besonders betroffene Stadt Hagen, um sich mit dem Oberbürgermeister im Krisenstab ein Bild von der Lage vor Ort zu verschaffen. Laschet war auch in Altena im Märkischen Kreis, wo am Mittwoch ein 46-jähriger Feuerwehrmann nach der Rettung eines Mannes ins Wasser gestürzt und gestorben war.
CSU: Laschet will nun im August kommen
Es werde im August einen Nachholtermin für den Besuch des CDU-Chefs und gemeinsamen Kanzlerkandidaten geben, sagte Dobrindt in Seeon. Auch aus der Staatskanzlei in Düsseldorf hieß es: Laschet habe seine Absage mit der Zusage verbunden, zeitnah im August mit der CSU-Landesgruppe zusammenzukommen. Derweil twitterte CSU-Chef Markus Söder: "Bayern bietet Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz jedwede Hilfe an, um die Schäden des katastrophalen Unwetters zu beseitigen." In Gedanken sei man bei den Opfern der Fluten und ihren Angehörigen.
Söder forderte in Seeon als Reaktion auf die Hochwasser-Meldungen aus Nordrhein-Westfalen auch ein "Nachdenken über den Tag hinaus". Laut ihm zeigen die jüngsten Ereignisse: "Der Klimawandel wird uns weiter beschäftigen." Deshalb sei es nötig, "vorausschauenden Klimaschutz zu betreiben".
Eigentlich hätte es bei dem Treffen in Seeon heute unter anderem um den Steuer-Zoff zwischen den beiden Schwesterparteien gehen sollen. Laschets hatte am Sonntag erklärt, im Moment gebe es kein Geld für Steuererleichterungen und im gemeinsamen Wahlprogramm stehe auch keine einzige Steuerentlastung. Letzteres stimmt nicht - und sorgt bei den Christsozialen seit Tagen für Aufregung. Zum Auftakt in Seeon hatte CSU-Chef Söder erklärt: Im Wahlprogramm sei die Steuerentlastung bei der Wirtschaftspolitik "der Kernbestand".
Bayern mehrheitlich unzufrieden mit Laschet
In Bayern sind Laschets Umfragewerte durchwachsen. Laut dem aktuellen BR-BayernTrend würden im Freistaat bei einer möglichen Direktwahl des Bundeskanzlers 33 Prozent für Laschet stimmen. Fast jeder dritte Befragte wusste zuletzt noch nicht, für welchen Kandidaten er bei einer Direktwahl stimmen würde. Bei den CSU-Anhängern käme der eigene Kanzlerkandidat Laschet lediglich auf 63 Prozent. 16 Prozent der CSU-Anhänger würden SPD-Kandidat Olaf Scholz wählen - und 5 Prozent Grünen-Kandidatin Baerbock direkt wählen.
Bei der Bewertung seiner Arbeit schnitt Laschet im aktuellen BR-BayernTrend ebenfalls nicht besonders gut ab. 57 Prozent der Befragten im Freistaat zeigten sich mit ihm weniger oder gar nicht zufrieden, 34 Prozent bewerten seine Arbeit positiv. Auch unter den CSU-Anhängern war nur etwas mehr als die Hälfte mit Laschets Arbeit zufrieden.
mit Informationen von dpa
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