Die Stadt Nürnberg wird einen Platz nach dem NSU-Opfer İsmail Yaşar benennen. Das entschied nach Angaben eines Stadtsprechers der Stadtrat am gestrigen Mittwochnachmittag einstimmig. İsmail Yaşar war das sechste Mordopfer der Rechtsterroristen.
Ismail Yaşar hatte mehrere Jobs in Franken
1955 kam Ismail Yaşar in dem türkisch-kurdischen Dorf Alanyurt/Zachwan zur Welt. Mit 23 Jahren zog er nach Deutschland. Hier heiratete er und wurde Vater von zwei Kindern. Yaşar arbeitete in Franken in mehreren Jobs: als Lebensmittelhändler, Änderungsschneider, Dönerverkäufer und Schweißer. Mit 44 Jahren machte er sich selbstständig und betrieb im Nürnberg Stadtteil Ludwigsfeld einen Dönerimbiss, genau gegenüber der Scharrerschule, die zum damaligen Zeitpunkt auch sein Sohn besuchte.
Yaşar wurde 2005 durch Neonazis erschossen
Am 9. Juni 2005 kaufte ein Kunde vormittags noch bei Yaşar ein. Wenig später betraten die NSU-Terroristen den Imbiss. Die Neonazis töteten Yaşar mit mehreren Schüssen in Kopf und Oberkörper. Nach dem Mord kam in den Medien der rassistisch konnotierte Begriff "Döner-Morde" auf, den eine Nürnberger Zeitung prägte.
Oberflächliche Ermittlungen nach Mord an Ismail Yaşar
BR-Recherchen haben gezeigt, dass es wie bei den anderen Mordfällen im NSU-Komplex, auch im Mordfall Ismail Yaşar nur oberflächliche Ermittlungen gegen Rechtsextreme gab. Der BR konnte interne Unterlagen der Polizei durchsehen, die aufzeigten, wie die Kripo damals ermittelte. So wurden Spuren in die Nürnberger Neonazi-Szene nur flüchtig verfolgt. Stattdessen verdächtigten die Ermittler über Jahre hinweg Familienangehörige und suchten vergeblich Verbindungen in die Organisierte Kriminalität. Das Versagen der Behörden vor der Selbst-Enttarnung des NSU waren später Thema in vielen Untersuchungsausschüssen.
NSU tötete bundesweit zehn Menschen
Zehn Menschen hatte der "Nationalsozialistische Untergrund" zwischen 2000 und 2007 ermordet, drei davon in Nürnberg. Auch das erste Opfer, der 38 Jahre alte Blumenhändler Enver Şimşek, wurde dort von den Rechtsterroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt mit acht Schüssen getötet. Seit vergangenen September erinnert bereits der Enver-Şimşek-Platz in der Nähe des Tatorts an seinen Tod.
Mit Material von dpa.
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