Ameisen sind nützlich, sie haben wichtige Aufgaben im Ökosystem und sind unter anderem für das Bestehen gesunder Wälder unverzichtbar. Sie verbessern nicht nur die Böden, sondern verbreiten zum Beispiel Samen von Pflanzen, und tragen somit auch zur Artenvielfalt bei. Doch gerade außerhalb von Wäldern in Gärten, auf Spielplätzen und auf Friedhöfen sind sie oft unerwünscht. Dann müssen sie in den Wald umgesiedelt werden. Das gilt auch, wenn Bauvorhaben anstehen und zum Beispiel Straßen oder Radwege angelegt werden müssen.
Waldameisenhaufen kann man umsiedeln
Waldameisen sind streng geschützt. Solche Haufen auszuräuchern oder mit Pestiziden zu vergiften, ist verboten, aber auch gar nicht nötig. Denn Ameisenheger können Haufen, die zum Beispiel in einem Garten oder bei einem Bauprojekt stören, einfach umsiedeln. Sie schaufeln, durch Handschuhe und Brille gegen die Ameisensäure der Tierchen geschützt, den ganzen Haufen mitsamt Reisig und Hölzchen von Hand in eine große Plastiktonne:
"Man schaut dabei, dass man alles kriegt, auch Eier und Puppen. Die Hauptsache ist, auch die Königin zu erwischen, die die Eier legt. Denn es soll ja das ganze Volk rausgeholt werden. Sonst geht alles wieder von vorne los. In großen Haufen sind oft mehrere Königinnen." Anette Lafair, Gebietsbetreuerin Naturpark Oberer Bayerischer Wald
Es wird behutsam mit der Hand gearbeitet, um möglichst wenig Ameisen zu zerdrücken. Ein Bagger wäre also nicht geeignet. Nach dem Einräumen wird die Tonne mit einem Deckel verschlossen und zum Beispiel in einem Wald – mit Genehmigung des Waldbesitzers – wieder ausgeschüttet. Die Ameisen bauen innerhalb kurzer Zeit dort wieder ihr Nest auf.
So ein Einsatz ist kostenlos. Nach Ameisenhegern fragen kann man bei den Unteren Naturschutzbehörden der jeweiligen Landratsämter. Wenn man dort nicht weiterkommt, kann man bei der Ameisenwarte, Landesverband Bayern, nachfragen.
Was tun gegen kleine Ameisen im Garten?
Viele Menschen haben aber keine Waldameisen, sondern eine der kleineren Ameisenarten im Garten, die man nicht umsiedeln kann. Manche ärgern sich, wenn die kleinen Tierchen dann massenhaft auf der Terrasse rumkrabbeln oder sogar ins Haus gelangen. Dann werden Pestizide verstreut oder Ameisenköder ausgelegt. Von all dem rät die Ameisenschutzwarte Bayern ab. Auch Backpulver verätzt, tötet also die Tiere. Weil Ameisen aber untereinander intensiv kommunizieren, werden die Bereiche bald von den anderen gemieden und die Ameisen kommen woanders wieder rein.
- Zum Artikel "Was hilft gegen Ameisen in Haus und Garten?"
Duftstoffe können helfen
Einfachstes Hilfsmittel , das die Ameisen auch nicht tötet, sind Duftstoffe: "Wir nehmen Nelkenöl. Wenn man die Bereiche, wo die reinlaufen, jeden zweiten oder dritten Tag leicht besprüht, dann bekommt man die kleinen Krabbler los", so Hubert Fleischmann, Schulungsleiter bei der Ameisenschutzwarte. Man könne auch Parfum benutzen oder andere Duftstoffe. Denn Duft mögen Ameisen nicht, weil sie sich dann nicht mehr orientieren können.
Hubert Fleischmann rät auch zu stark duftenden Pflanzen wie Lavendel oder Weihrauch auf oder neben Terrassen. Das mögen Ameisen nicht. Außerdem sollte man den Rasen kurz halten. Der Tipp von Anette Lafaire, wenn man von einem der Tierchen mit Ameisensäure bespritzt wurde: Abwaschen mit kaltem Wasser hilft. Man sollte aber aufpassen, dass man Ameisensäure nicht in die Augen oder auf die Schleimhäute bringt.
Ameisen in der Außendämmung des Hauses
Immer öfter muss die Ameisenwarte Hausbesitzer beraten, bei denen Ameisen durch kleine Ritzen in die Dämmung oder hinter Holzverschalungen geraten sind und dort – geschützt vor jedem Zugriff – ihre Nester bauen. Dann rät Hubert Fleischmann, bis zum Herbst zu warten:
"Die Ameisen müssen zur Überwinterung in den Boden. Die gehen also im Spätherbst, so Mitte oder Ende November, wenn es kalt wird , wieder aus der Dämmung raus. Wenn man in der Zeit Ritzen und andere Öffnungen verschließt, kann man das Problem mittelfristig wieder lösen.“ Hubert Fleischmann, Ameisenschutzwarte
An Haus-oder Balkontüren hilft es meistens, kaputte Silikonfugen zu erneuern oder andere Risse, die entstanden sind, zu reparieren. Denn die Tierchen nutzen kleine Öffnungen, um rein zu krabbeln. Außerdem sollte man keine Speisereste liegen lassen. Die locken Ameisen an.
Immer mehr Ameisenarten vom Aussterben bedroht
In Deutschland leben 116 verschiedene Ameisenarten. 59 davon sind schon "Rote Liste"-Arten, also vom Aussterben bedroht, unter anderem durch die Vernichtung ihrer Lebensräume oder den zunehmenden Flächenfraß. Ameisenheger werben deshalb dafür, Ameisen im Garten zu tolerieren. Sie sind ein wichtiges Glied in der Nahrungskette. Singvögel brauchen zum Beispiel viele Ameisen, um ihre Jungen füttern zu können - ohne Ameisen also keine Singvögel. Außerdem gelten vor allem die großen Waldameisen als "Gesundheitspolizei". Große Waldameisenvölker erbeuten an einem einzigen Tag bis zu 100.000 Schadinsekten und fressen sogar Aas. Wer Ameisen, die intensiv über ihre Fühler und kleine Sinneshärchen kommunizieren, genauer beobachtet, wird sie außerdem höchst faszinierend finden.
💡 Wissenswertes
Alter: Eine Arbeiterameise kann sechs Jahre alt werden, eine Königin sogar 25 Jahre.
Kommunikation: Ameisen kommunizieren sehr intensiv mit anderen Ameisen und berühren sich dazu über ihre Fühler, die zusätzlich noch viele winzige Härchen haben. So weisen sie zum Beispiel darauf hin, wo es Leckerbissen gibt. Deshalb ist ein fallengelassener Speiserest auf der Terrasse oft so schnell voller Ameisen.
Orientierung: Ameisen haben zwei Facettenaugen und drei Punktaugen. Die drei Punktaugen funktionieren wie eine Sonnenuhr und helfen so der Ameise, immer wieder zurück in ihren Ameisenhaufen zu finden.
Nachwuchs: Die reiskornähnlichen weißen Gebilde in Ameisenhaufen sind nicht die Ameiseneier, sondern bereits die Puppen, aus denen später jeweils eine fertige Ameise schlüpft. Ameiseneier sind nur sandkorngroß und kaum zu sehen.
Kraft: Eine Arbeiterameise kann rund das 40-fache ihres Eigengewichts tragen.
Sonnenergie nutzen: Arbeiterinnen setzen sich solange in die Sonne, bis sich ihr Körper auf 30 bis 40 Grad erwärmt hat. Die aufgenommene Wärme geben sie im Nest wieder ab, das innen für die Brut immer gleichmäßig mindestens 25 Grad haben muss.
Schutz: Waldameisen stehen schon seit 200 Jahren unter Naturschutz. Sie dürfen nicht getötet, ihre Nester nicht zerstört werden
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