Traktor mit Spritze bringt Pflanzenschutzmittel auf Feld mit Bio-Zuckerrüben aus
Bildrechte: BR/David Haas

Spritzen von Pflanzenschutzmittel

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Kupfer in der Not: Auch Biobauern spritzen Pflanzenschutzmittel

Im Ökolandbau wird regelmäßig Kupfer gespritzt, um Gemüse, Weintrauben oder Hopfen vor Pilzbefall zu schützen. Heuer gibt es sogar eine Notfallzulassung für Zuckerrüben. Aber das Schwermetall steht in der Kritik: Es reichert sich im Boden an.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Christian Froschmeir kippt eine hellblaue zähflüssige Lösung in den Spritztank seines Traktors: Kupferhydroxid. Ein Pflanzenschutzmittel, das im Ökolandbau erlaubt ist. Auch Bio-Bauern dürfen spritzen, aber nur biologische Wirkstoffe wie Neemöl, Bacillus Thuringiensis oder eben Kupfer. Chemisch synthetische Pflanzenschutzmittel sind verboten. Christian Froschmeir baut in seinem Betrieb bei Ingolstadt Gemüse und Zuckerrüben an. Ohne Pflanzenschutz gehe es auch im Ökolandbau nicht, sagt er.

Kupfer gegen Blattdürre

Das Schwermetall Kupfer ist ein effektiver Wirkstoff gegen Pilzerkrankungen. Christian Froschmeir spritzt damit Knollensellerie - gegen die Septoria-Blattdürre. Ein Pilz befällt die Blätter und tötet sie ab. Die Pflanze investiert dann ihre Energie in neue Blätter anstatt in das Wachstum der Knolle. Viermal pro Saison spritzt Froschmeir den Sellerie, mit knapp 500 Gramm reinem Kupfer je Hektar. "Bei uns im Gemüseanbau wäre es ohne Pflanzenschutzmittel sehr schwierig, die Ertragseinbußen wären deutlich", sagt der 27-jährige Bio-Landwirt.

Notfallzulassung für Zuckerrüben für dieses Jahr

Die vielen Niederschläge in diesem Sommer erhöhen das Risiko von Pilzerkrankungen. Denn Pilze mögen es warm und feucht. Das merkt Froschmeir auch bei den Zuckerrüben, viele Blätter sind mit schwarzen Flecken übersät. Cercospora, eine Blattfleckenkrankheit, breitet sich aus und hemmt das Wachstum der Rübe. Eigentlich dürfen Zuckerrüben nicht mit Kupfer gespritzt werden. Heuer tritt der Pilz allerdings früher auf als sonst und bedroht die Ernte. Deshalb hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit eine Notfallzulassung für ein Kupferpräparat erteilt.

Kupfer: Problematisch für Bodenorganismen

Das Schwermetall ist jedoch umstritten, denn es reichert sich im Boden an. Untersuchungen haben gezeigt, dass Regenwürmer sensibel auf höhere Konzentrationen reagieren. Sie meiden solche Böden oder hören auf, sich zu vermehren. Deshalb gibt es Obergrenzen: drei Kilogramm Kupfer pro Hektar und Jahr, solche Mengen gelten als harmlos.

Kritisch hingegen sind Altlasten, die sich bereits in den Böden befinden. "Die Probleme mit höheren Kupfergehalten sind auf Dauerkulturen fokussiert, insbesondere Wein", erklärt Stefan Kühne vom Julius Kühn-Institut (externer Link), dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. Bis in die 1960er-Jahre wurden bis zu 60 Kilogramm pro Hektar hauptsächlich auf Dauerkulturflächen wie Weintrauben oder Hopfen gespritzt.

Können Kupfermengen gesenkt werden?

Trotz aller Kritik: Kupfer wird bis auf Weiteres zugelassen bleiben. "Einen richtigen Ersatz wird es wahrscheinlich nie geben", erklärt Stefan Kühne. Es wird jedoch geforscht, wie die Präparate optimiert werden können, um mit weniger Kupfer dieselbe Wirkung zu erzielen - etwa indem die Präparate länger auf den Blättern haften bleiben.

Auch Landwirte können die Mengen reduzieren. Auf Christian Froschmeirs Feld sind die Sellerie-Reihen im Abstand von 75 Zentimeter gepflanzt. Dadurch kann der Wind die Blätter schneller abtrocknen, das verringert die Infektionsgefahr. "Wir haben auch eine längere Fruchtfolge und kommen mit dem Gemüse nur alle sieben Jahre auf die Fläche. Es wird also nur alle sieben Jahre Kupfer eingesetzt", erklärt Froschmeir.

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