Zwei Frauen stehen an einer Rose mit unzähligen überhängenden weißen Blüten
Bildrechte: BR / Ursula Klement

Hobbygärtnerin Ruth Beckmann (l) und Biologin Lydia Reimann (r) an der Rambler-Rose in Beckmanns Garten

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Marienkäfer machen lassen – Biologischer Pflanzenschutz an Rosen

Marienkäfer sind Vorzeige-Nützlinge: Die meisten Arten fressen Blattläuse, ein paar Spezialisten ernähren sich vom Echten Mehltau. Doch wo kriegt man die tierischen Helfer auf die Schnelle her, wenn die Rose Läuse oder Mehltau hat?

Über dieses Thema berichtet: BR-Heimatspiegel am .

Eine robuste Sorte, ein luftiger Standort und auf keinen Fall zu viel Stickstoff: Das sind die drei wichtigsten Voraussetzungen, damit eine Rose gesund bleibt. Doch auch unter optimalen Bedingungen ist sie nicht hundertprozentig vor Schädlingen und Krankheiten gefeit. In diesen Fällen kann sich der Hobbygärtner von seinen Gartenmitbewohnern helfen lassen.

Der Hobbygärtner als Stratege

"Einmal 10 Gramm Drei-Punkt-Marienkäfer gegen die Läuse an der Rambler-Rose und dann noch eine Handvoll 22-Punkt-Marienkäfer gegen den Echten Mehltau an der Beetrose." Schön wär's. Aber so funktioniert biologischer Pflanzenschutz im Hausgarten nicht. Denn es klappt nicht, wenn man nur die Rose und die Läuse im Blick hat, sagt Hobbygärtnerin Ruth Beckmann aus Albishofen im Unterallgäu. Sie hat einen artenreichen Naturgarten, in dem auch Laubfrösche und Ringelnattern leben. Ein Garten brauche die große bunte Vielfalt, "die macht ein System stabil".

Die Pflanzenauswahl entscheidet über die tierische Artenvielfalt

Für mehr Stabilität muss man an der Basis anfangen und Lebensräume schaffen. Zum Beispiel, indem man Pflanzen in den Garten holt, die attraktiv sind für verschiedene kleine Tiere. Auch wenn es kontraproduktiv klingt: Man braucht zum Beispiel erstmal Pflanzen, die Läuse anziehen. Also zum Beispiel Holunder, Mohn und Margeriten, so der Tipp von Naturgärtnerin Beckmann. Denn die Läuse am Holunder und an den Margeriten ziehen die Marienkäfer an. Und wenn dann die Rose Läuse kriegt, sind die Marienkäfer schon da. So funktioniert biologischer Pflanzenschutz.

Marienkäfer: Blattlaus-Vertilger und mehr

Die meisten Marienkäfer-Arten ernähren sich von Blattläusen. Vor allem die Larven der Käfer vertilgen große Mengen Läuse. Ein Marienkäfer-Weibchen legt bis zu 400 Eier und eine Larve frisst zum Teil mehrere tausend Läuse. "Die weiblichen Marienkäfer, die suchen sich auch extra immer die Pflanzen aus, wo schon Läuse vorkommen", sagt Lydia Reimann, Biologin bei der Günztal-Stiftung. Die Stiftung hat das Ziel, die Artenvielfalt im Günztal zwischen Allgäu und Donau zu fördern. Und zur Artenvielfalt gehöre halt auch, dass die beliebten Marienkäfer nicht ohne die unbeliebten Läuse zu haben sind, so die Biologin.

Marienkäfer fressen nicht nur Läuse

Unter den vielen verschiedenen Marienkäfer-Arten, die im Garten vorkommen können, gibt es keine Art, die im Garten als relevanter Schädling auftritt. Dafür aber Spezialisten, die lieber Pilze als Läuse fressen. Der 22-Punkt-Marienkäfer und der 16-fleckige Marienkäfer ernähren sich zum Beispiel vom Echten Mehltau, einer Pilzerkrankung bei Pflanzen. Zumindest bei einem mittelschweren Mehltau-Befall können die Marienkäfer den Krankheitserreger in Schach halten und damit der Rose, aber zum Beispiel auch Hopfenpflanzen helfen.

Raubtier-Beobachtungen zwischen Gartenzaun und Haustür

Schließlich sind unter der Überschrift biologischer Pflanzenschutz auch noch weitere Spezial-Einsatz-Kräfte und Allzweck-Waffen am Werk. Gegen die winzigen gelbgrünen Spinnmilben helfen die rötlichen Raubmilben. Spatzen, Igel und Grünspecht dezimieren die Larven vom kleinen Rosenkäfer und Schlupfwespen können den Triebbohrer in Schach halten. Es ist also einiges los in einem naturnahen Garten, schwärmt Biologin Lydia Reimann: "Da kann man auf Safari gehen." Wenn man näher hinschaue, sehe man richtige "Krimi-Geschichten". Das Fressen und Gefressenwerden von Läusen, Schwebfliegen, Schlupfwespen und Ameisen an der Rose hat sogar Wilhelm Busch, der Autor von Max und Moritz, interessiert verfolgt. Nachlesen kann man es in seinem Gedicht "Duldsam" (externer Link).

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